- Familienfundstücke -
Das Internet ist für Familienforscher zu einem inzwischen wichtigen Hilfsmittel geworden. Aber die Suchmaschinen sind manchmal recht launisch und verstecken oft die interessanten Suchergebnisse auf den letzten Seiten, oder geben nur mit Wortkombinationen neue Infos frei. Dann sind die Ergebnisse wieder verschwunden. Um dem entgegenzuwirken sammle ich solche Fundstücke, auf daß sie nicht verlorengehen. Es betrifft hauptsächlich alte Artikel, deren Familienzugehörigkeit ich nicht so recht einordnen kann und sie somit für mich noch offen sind.
Derweilen beschränke ich mich auch nicht mehr nur auf Internetfunde, sondern auch auf solche, die einstmal in Tageszeitungen erschienen und die ich dann einscannte, bevor sie völlig in Vergessenheit geraten.
Die Familienfundstücke künden nicht von den Heldentaten großartiger Staatenlenker und die wackerer Kriegsherren, sondern von den Unbilden der kleinen Leute, die sich durch ihr Leben kämpfen, mühsam, egal in welchem Jahrhundert man sie betrachtet.
Derweilen beschränke ich mich auch nicht mehr nur auf Internetfunde, sondern auch auf solche, die einstmal in Tageszeitungen erschienen und die ich dann einscannte, bevor sie völlig in Vergessenheit geraten.
Die Familienfundstücke künden nicht von den Heldentaten großartiger Staatenlenker und die wackerer Kriegsherren, sondern von den Unbilden der kleinen Leute, die sich durch ihr Leben kämpfen, mühsam, egal in welchem Jahrhundert man sie betrachtet.
Nr. 1
Hochfürstlich-Bambergische wochentliche Frag- und Anzeigenachrichten: 30.08.1768
Bey jüngſthiniger wegen fürwaltenden triftigen Umſtänden
und auf vielfältiges andringen verſchiedener Schuld=Gläubigeren proviſorio modo & in omnem Eventum ex officio vorgekehrten Inventariſation des von dem zu ſeinen Elteren nach Schleſien ver= reiſet ſeyn ſollenden dieſſeitigen Beſtand=Wirthens Ignatz Migenda in Reckendorf ruckgelaſſenen ſehr geringen, und in einigen Effecten beſtehenden Vermögens haben ſich ſo viele und nahmhafte Schuld= Poſten vorgefunden, daß ſolche nichts anderſt, als eine offentliche Verganthung erforderen, und nun zu derenſelben rechtlichen Kund= schafts Gewinnung des abweſenden Migenda Perſon hauptſächlich vonnöthen ſeyn will; Als wird derſelbe hiemit es primo, fecunde & tertio Decreto auf den 6ten und 7ten zukünftigen Monats Septem- bris nacher Reckendorf edictaliter vorgeladen, um ſich auf den be= reits gegen ihn eingeklagten und etwa noch eingeklaget werden kön= nenden Schulde=Stand Recht nothdürftiglich vernehmen zu laſ= ſen, oder in deſſen eniſteh = und nicht Erſcheinungs=Fall zu gewär= tigen, daß ſothane Debita pro confeſſis & liquidis gerichtlich aner= kennet, ſeine des Debita pro confeſſis & liquidis gerichtlich aner= kennet, ſeine des Debritoris etwaige Effecten quanti plurimi lici- tando veräußeret, und darmit ſothane ſeit 1¼ Jahr contrahirte be= trächtliche Schulden ganz, oder zum Theil abgetilget werden ſollen; Woben als inner= pro omni & peremptorio Termino ſub pœna præcluſi angeſetzter Zeit=Frist auch ſammtliche Migendaiſche Credi- tores in beſagten Ort Reckendorf zu erſcheinen, ihre rechtsbeſtän= dige Forderungen bey dieſſeitigen Amte zu liquidiren, Copias vidi- matas dereu in Handen habenden Schuld=Urkunden ad acta einzu= beförderen, ſofort de prioritate zu certiren, demnächst prævia Ta- xatione Licítatione deren von Debitore communi ſehr geringfaltig hinterlaſſenen Habſeligkeiten das Weitere rechtlicher Ordnung nach abzuwarten haben. Signatum Bamberg den 19ten Aug. 1768. |
Fundstellen:
https://books.google.de/books?id=fKxQAAAAcAAJ&pg=PT201&lpg
https://books.google.de/books?id=fKxQAAAAcAAJ&pg=PT202&lpg
https://books.google.de/books?id=fKxQAAAAcAAJ&pg=PT201&lpg
https://books.google.de/books?id=fKxQAAAAcAAJ&pg=PT202&lpg
Bei dem hier erwähnten Ignatz Migenda in Reckendorf bei Bamberg handelt es sich wohl um die gleiche Person, die zur Zeit unserer ältester nachweisbarer Namensträger und Vorfahre ist, dem schlesischen Ignatz Miggenda. Den in dem Wochenblatt gegeben Hinweisen muß noch nachgegangen werden. Interessant sind dabei die Hinweise zu seinem dortigem Beruf (Bestandwirt = Pächter eines Wirtshauses), daß sich seine Eltern in Schlesien befinden (aber wo genau dort ?), und daß er sich im Gegensatz zu den Urkunden in Schlesien hier Migenda schrieb, so, wie wir es heute noch tun.
2016-03-22
2016-03-22
Inzwischen wurde die Vermutung bestätigt. Die Digitalisierung des alten Buches half uns über den lange vorhandenen toten Punkt hinweg und somit ist der Johann Anton Ignatz Migenda nicht länger unser ältester nachgewiesener Vorfahre, sondern nun sein Urgroßvater, der Adam Mikenka in Hultschin (heute Tschechien).
2017-12-31
2017-12-31
Nr. 2
Indiana Tribüne, Jahrgang 28, Nummer 290, Seite 5, Indianapolis / Marion County, 31. Juli 1905
N e u r o d e. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in der Fabrik der Firma Herm. Pollack's Söhne. Die daselbst an der Schermaschine in der Appretur beschäftigte Arbeiterin Migenda aus Kunzendorf kam in das Getriebe bei Maschine; es wurde ihr die linke Hand oberhalb des Handgelenks direkt abgerissen.
Diese greuliche Kurznachricht des schweren Arbeitsunfalles schaffte es bis in die USA. Um wen es sich bei der armen Verwandten handelte, und ob sie überlebte, ist mir nicht bekannt. Diese Zeitungsmeldung wirft aber ein bezeichnendes Bild auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen, denen damals die Arbeiter ausgesetzt waren. Arbeitsschutz und -sicherheit waren für die Fabrikbesitzer eine uninteressante und nur kostenpflichtige Angelegenheit. Dies zeigte auch das nachfolgende Familienfundstück, bei dem ein junger Verwandter mit 150 anderen Bergleuten ums Leben kam.
2016-04-02
2016-04-02
Nr. 3
Grubenunglück in Hausdorf bei Neurode, 09. Juli 1930
Am 09. Juli 1930 starben durch einen Kohlensäureausbruch 151 Bergleute in der Wenzeslausgrube bei Hausdorf / Neurode, darunter auch der junge Bergmann Gerhard Migenda (1911 - 1930), der dort als Elektriker arbeitete.
Einzelheiten über das Unglück, das damals große Schlagzeilen machte, und die Arbeitsbedingungen finden sich folgend:
Einzelheiten über das Unglück, das damals große Schlagzeilen machte, und die Arbeitsbedingungen finden sich folgend:
Fundstellen:
http://www.volpersdorf.de/Grubenunglueck%20Hausdorf.htm
https://syndikalismus.wordpress.com/2010/07/09/vor-80-jahren-grubenungluck-in-hausdorf/
http://www.volpersdorf.de/Grubenunglueck%20Hausdorf.htm
https://syndikalismus.wordpress.com/2010/07/09/vor-80-jahren-grubenungluck-in-hausdorf/
Durch die dankbare Zusendung eines Fotos einer Gedenktafel von Herrn Pawel Dec in Breslau, erhalten die tödlich verunglückten Bergmänner der Wenzeslausgrube auch ein Gesicht. Unter ihnen Gerhard Migenda, der die Tradition des Bergmannes von seinem Vater Richard Migenda übernahm. Richard Migenda (1887 - 1963) arbeitete in der Wenzeslausgrube als Aufseher bzw. als Fahrhauer und verdiente über die Jahre hinweg dort "gut". Dem Grubenunglück entkam er nur "durch Zufall", wie er in einem Brief an meinen Großvater Erich Migenda 1934 schrieb. Leider hatte sein einziger Sohn Gerhard nicht dieses Glück.
Nr. 4
Mikenda'sche Häuslebauer in Mähren
Da ich vermute, daß die Familie Mikenda mit uns verwandt ist, ignoriere ich entsprechend Nachrichten aus alter Zeit nicht. In der unteren Karte mit den heutigen Landesgrenzen habe ich mal den Ort des ersten Nachweises von Migendas (Hultschin / Tschechien) eingezeichnet. Daneben ist der Ort Hochwald (Hukvaldy) im heutigen Tschechien eingezeichnet, von dem die folgenden Zeitungsausschnitte handeln, und in denen Mikendas genannt werden. Ebenfalls dort wird die Ortschaft "Lhotky" erwähnt, derer es aber viele gibt. Aufgrund eines Hinweises habe mal Lhotky bei Friedland an der Ostrawitza (Frýdlant nad ostravicí) eingezeichnet, rund 7 km entfernt, was am nächstgelegenen ist. Wie man sieht, sind die verschiedenen Ortschaften nicht unüberwindbar weit entfernt.
Da der Orginaltext in tschechisch geschrieben wurde, habe ich eine sinngemäße deutsche Übersetzung jeweils darunter gesetzt:
"Císlo 7 — puvodní drevenku postavil v roce 1763 Jakub Mikenda, syn Fabiána Mikendy z císla 13. Po nem dum zdedila dcera Veronika, provdaná za Václava Fajkuse. Od jeho dedicu ho v roce 1877 koupil František Vašek. V roce 1935 se vlastníkem na základe kupní smlouvy stal Jan Jurecka. Pred puvodním domem postavil stavení nové se stejným císlem popisným. Tento domek byl dále stavebne upraven v roce 1971 manžely Zdenkem a Marií Jureckovými. Starý objekt byl nejakou dobu užíván jako stolarská dílna, do vybudování nového objektu."
Haus Nr. 7: Das 1763 original aus Holz von Jakub Mikenda erbaute Haus, Sohn des Fabian Mikenda, mit der Haus-Nr. 13. Nach Jakub Mikendas Tod erbte seine Tochter Veronika das Haus, welche mit Václav Fajkus verheiratet war. Von dessen Erben kaufte 1877 František Vašek das Haus. 1935 wurde laut Kaufvertrag der neue Eigentümer Jan Jurecka. Vor dem ursprünglichen Haus wurde ein gleichgroßes Gebäude errichtet. Dieses neue Haus wurde 1971 vom Besitzer Zdeněk und seiner Ehefrau Maria Jurecka umgebaut. Das alte Gebäude wurde schon seit einiger Zeit als Tischlerwerkstatt verwendet und soll durch ein neues ersetzt werden.
"Císlo 13 je rovnež usedlost, která na tomto míste byla již v 16. století. V roce 1726 ji zdedil Fabián Mikenda za Lhotky, který se oženil s Annou Hrckovou. Od pocátku 19. století až do roku 1874 byli vlastníky Kláskovi, kdy se s vdovou Marií oženil Valentin Rožnovský. Jejich dcera se provdala za Josefa Hrcka. Rodina Hrckova domek vlastnila do roku 1903, kdy ho koupili Petr a Anežka Sivkovi. Jejich potomkum patrí domek dodnes."
Haus Nr. 13: Ein Gehöft aus dem 16. Jahrhundert. 1726 erbte den Hof Fabián Mikenda, verheiratet mit Anna Hrcková, aus der Ortschaft Lhotka kommend. Seit beginn des 19. Jahrhunderts bis 1874 war dann der Hausbesitzer ein Kláska, verheiratet mit Maria der Witwe von Valentin Rožnovský. Ihre Tochter war mit Josef Hrcka verheiratet. Die Familie Hrcka besaß das Haus bis 1903, als es Petr und Anežka Sivka kauften. Ihre Nachkommen besitzen das Haus bis heute.
"Císlo 43 — puvodní stavení postavil v roce 1767 Jan Mikenda, který pocházel z cp. 13. Stavení zaniklo a v roce 1823 bylo vystaveno znovu Janem Bajerem. V roce 1832 ho koupil Valentin Hoffmann, od nej v roce 1849 František Smolík. V roce 1897 domek koupila Barbora Micanová, v roce 1898 Josef Matula. V roce 1934 pripadl v dražbe Sporitelne v Místku, od ní ho odkoupili Ludvík a Viktorie Volných. Potomkum rodiny Volných patrí domek dosud."
Haus Nr. 43: Das alte Gebäude wurde im Jahre 1767 von Jan Mikenda gebaut, dem vorher das Haus Nr. 13 gehörte. Das alte Gebäude ersetzte 1823 Jan Bajer durch einen Neubau. Im Jahr 1832 wurde es von Valentin Hoffmann, danach 1849 von František Smolík, 1897 von Barbora Mičanová und 1898 von Josef Matula gekauft. 1934 ersteigerten bei einer Auktion der Sparkasse Místek Ludvík und Viktoria Volný das Gebäude. Heute gehört den Nachkommen der Familie Volný das Haus.
Nr. 5
"Grosse Marinespiele"
Anzeige im
"Der oberschlesische Wanderer", No. 14. – Zweites Blatt - Mittwoch, 18. Januar 1905
Marine=Verein für Zabrze und Umgegend.
Sonntag, den 22. Januar 1905, nachmittags 5 Uhr,
im Kasino der Donnersmarckhütte
Feier des Geburtstags Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II.
Zur Ausführung gelangen unter gütiger Mitwirkung der Herren Migenda
und Grossmann aus Kiel und den Mitgliedern des Vereins (Damen u. Herren)
Grosse Marinespiele.
Unsere deutsche Marine im In= und Auslande.
Uniformen und Trachten aller Nationen der Erde.
----- Programm -----
Erster Teil.
1. „Auf nach Osten!" Marsch mit dem deutschen Flottenlied . . . . Oertel. 2. Prolog. Kaiserhuldigung. 3. „Am Meer", Lied . . Schubert. 4. Ansprache, Kaisertoast und lebendes Bild (Kaiser Wilhelm auf der Kommandobrücke). 5. Germania sendet ihre Söhne auf See. 6. Ein Sonntag Nachmittag in der Probstei bei Kiel. 7. Alle Mann an Bord. 8. Hängematten auf. 9. Flaggenparade. 10. Im Arrest. 11. Flickstunde an Bord. 12. Der Seemanns=Abschied. 13. Die Seemannstaufe unter dem Aequator. 14. Landung in Afrika. 15. Im Feldlager. |
16. Hyänen des Schlachtfeldes.
17. Kriegstanz der Eingeborenen. --> Pause <-- Zweiter Teil 18. Feldgottesdienst 19. Das rote Kreuz in Afrika. 20. Gestrandet. 21. Letztes Wasser der Gestrandeten. 22. Der Sieger. 23. An den Strand gespült. 24.-33. Des Seemanns Liebe im In= und im Auslande. --> Pause <-- Dritter Teil. 34. Des Seemanns Begräbnis. 35. Die Heimkehr nach langen Jahren 36. „The Germans to the Front!“ (Lord Seymour kommandiert bei dem Rückzug von Tientsin die Deutschen vor die Front.) |
Kasseneröffnung 4 Uhr. – – Anfang 5 Uhr.
Eintrittspreise für Mitglieder und deren nächste Angehörige sowie
Kameraden geladener Vereine: Reservierter Platz 60 Pfg., Saalplatz 40 Pfg.,
Galerie 30 Pfg. Eintrittspreise für Nichtmitglieder: Reservierter Platz 1 Mk.,
Saalplatz 70 Pfg., Galerie 40 Pfg. Im Vorverkauf im Zigarrengeschäft des Herrn Kirschner, im Kasino und in Borsigwerk bei Kamerad Noack ermäßigen sich die Preise um 10 Pfg.
Nach dem Theater: Flaggentanz.
Tanzschleifen für Nichtmitglieder 1,50 Mk.
Weitere Vorstellungen finden statt Montag, den 23. Januar und
Mittwoch, den 25. Januar.
Hauptaufführungen an beiden Abenden Anfang 8 Uhr. – Kassenöffnung 3 Uhr.
Freunde und Gönner des Vereins sind willkommen. Der Vorstand
--> Man achte auf die neuen Plakate. <--
Eintrittspreise für Mitglieder und deren nächste Angehörige sowie
Kameraden geladener Vereine: Reservierter Platz 60 Pfg., Saalplatz 40 Pfg.,
Galerie 30 Pfg. Eintrittspreise für Nichtmitglieder: Reservierter Platz 1 Mk.,
Saalplatz 70 Pfg., Galerie 40 Pfg. Im Vorverkauf im Zigarrengeschäft des Herrn Kirschner, im Kasino und in Borsigwerk bei Kamerad Noack ermäßigen sich die Preise um 10 Pfg.
Nach dem Theater: Flaggentanz.
Tanzschleifen für Nichtmitglieder 1,50 Mk.
Weitere Vorstellungen finden statt Montag, den 23. Januar und
Mittwoch, den 25. Januar.
Hauptaufführungen an beiden Abenden Anfang 8 Uhr. – Kassenöffnung 3 Uhr.
Freunde und Gönner des Vereins sind willkommen. Der Vorstand
--> Man achte auf die neuen Plakate. <--
Abschrift einer Anzeige im "Der oberschlesische Wanderer", No. 14 - Zweites Blatt - Mittwoch, den 18.Januar 1905.
Zur Kaiserzeit gab es einen um Breslau wirkenden Schauspielleiter, gleichfalls mit dem Namen August Migenda (aber nicht identisch mit dem Paul August Migenda aus Weigelsdorf). Seine Schauspiele waren stark patriotisch gestimmt und erfreuten sich anscheinend einer großen Beliebtheit. Heute mag dies zwar in Deutschland unvorstellbar sein, - Patriot zu sein ist gleichbedeutent mit "Nazi" und "rückwärtsgewandt" - , aber man braucht nur zum Beispiel ins Nachbarland Holland zu gehen, um zu ahnen, was es heißt, einen wirklichen Repräsentanden in Form einer Königin oder Königs zu haben, und stolz auf sein Land und seine Geschichte zu sein.
Zur Kaiserzeit gab es einen um Breslau wirkenden Schauspielleiter, gleichfalls mit dem Namen August Migenda (aber nicht identisch mit dem Paul August Migenda aus Weigelsdorf). Seine Schauspiele waren stark patriotisch gestimmt und erfreuten sich anscheinend einer großen Beliebtheit. Heute mag dies zwar in Deutschland unvorstellbar sein, - Patriot zu sein ist gleichbedeutent mit "Nazi" und "rückwärtsgewandt" - , aber man braucht nur zum Beispiel ins Nachbarland Holland zu gehen, um zu ahnen, was es heißt, einen wirklichen Repräsentanden in Form einer Königin oder Königs zu haben, und stolz auf sein Land und seine Geschichte zu sein.
Nr. 6
"An der Wasserkante"
Anzeige im
"Namslauer Stadtblatt", No. 21. – Dienstag, den 12. März 1912
Männer=Turn=Verein (alter Verein).
Im Grimm’schen Saale
Aufführung Vaterländischer Festspiele zur Förderung
der Jugendpflege:
„An der Wasserkante.“
Aufgeführt von Mitgliedern des Vereins, 40 mitwirkenden Herren und Damen, unter
Mitwirkung der hiesigen Stadtkapelle.
----- Programm. -----
1. Germania sendet ihre Söhne auf See.
2. Kaiser Wilhelm auf der Kommandobrücke.
3. Ein Sonntag Nachmittag an Land.
4. Alle Mann an Bord. Klar bei Hängematten!
5. Hängematten auf
6. Flaggenparade
7. Des Seemanns Abschied, in 2 Bildern.
----- Pause. -----
8. Die Seemanns-Taufe unter dem Aequator.
9. Vor Tientsins Toren.
10. Des Kriegers Traum.
11. In Sturmes Not.
12. An den Strand gespült.
13. Huldigung an den Meeresgott.
14. Des Seemans Liebe im In- und Ausland.
Im Grimm’schen Saale
Aufführung Vaterländischer Festspiele zur Förderung
der Jugendpflege:
„An der Wasserkante.“
Aufgeführt von Mitgliedern des Vereins, 40 mitwirkenden Herren und Damen, unter
Mitwirkung der hiesigen Stadtkapelle.
----- Programm. -----
1. Germania sendet ihre Söhne auf See.
2. Kaiser Wilhelm auf der Kommandobrücke.
3. Ein Sonntag Nachmittag an Land.
4. Alle Mann an Bord. Klar bei Hängematten!
5. Hängematten auf
6. Flaggenparade
7. Des Seemanns Abschied, in 2 Bildern.
----- Pause. -----
8. Die Seemanns-Taufe unter dem Aequator.
9. Vor Tientsins Toren.
10. Des Kriegers Traum.
11. In Sturmes Not.
12. An den Strand gespült.
13. Huldigung an den Meeresgott.
14. Des Seemans Liebe im In- und Ausland.
1. Schweden. * * *
2. Oesterreich=Ungarn. Wally Taube. 3. Italien. * * * 4. Japan. Wally Taube. 5. Griechenland. * * * |
6. Spanien. Wally Taube.
7. China. * * * 8. Rußland. Wally Taube. 9. Türkei. * * *. 10. Zurück nach Deutschland Wally Taube. |
15. Seemanns Begräbnis.
16. The Germans to the Front!
17. Einzug der Truppen in den Heimatshafen.
Am Mittwoch, den 13. Donnerstag, den 14., Sonnabend,
den 16. und Sonntag den 17. d. Mts., abends 8 Uhr.
Preise der Plätze: Im Vorverkaufe bei den Herren Koschwitz und Heilmann
1. Platz (numeriert) 1 M. Abendkasse 1,25 M.
2. „ 0,75 M. Abendkasse 1,00 M.
3. „ 0,50 M. Abendkasse 0,60 M.
Sonntag, den 17. d. Mts. nachmittag 4 Uhr.
Schülervorstellung.
Numerierter Platz 30 Pfg., 1. Platz 20 Pfg. 2. Platz 10 Pfg.
Spielleiter: Herr Migenda aus Breslau. – Die Migendaschen Festspiele
sind in vielen Städten von Tausenden von Menschen besucht und allseits mit Begei=
sterung aufgenommen worden, da dieselben hochpatriotisch und lehrreich sind.
Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
Der Vorstand
16. The Germans to the Front!
17. Einzug der Truppen in den Heimatshafen.
Am Mittwoch, den 13. Donnerstag, den 14., Sonnabend,
den 16. und Sonntag den 17. d. Mts., abends 8 Uhr.
Preise der Plätze: Im Vorverkaufe bei den Herren Koschwitz und Heilmann
1. Platz (numeriert) 1 M. Abendkasse 1,25 M.
2. „ 0,75 M. Abendkasse 1,00 M.
3. „ 0,50 M. Abendkasse 0,60 M.
Sonntag, den 17. d. Mts. nachmittag 4 Uhr.
Schülervorstellung.
Numerierter Platz 30 Pfg., 1. Platz 20 Pfg. 2. Platz 10 Pfg.
Spielleiter: Herr Migenda aus Breslau. – Die Migendaschen Festspiele
sind in vielen Städten von Tausenden von Menschen besucht und allseits mit Begei=
sterung aufgenommen worden, da dieselben hochpatriotisch und lehrreich sind.
Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
Der Vorstand
Abschrift einer Anzeige im "Namslauer Stadtblatt", No. 21. – Dienstag, den 12. März 1912.
So ändern sich die Zeiten. Auch Jahre später (siehe auch Nr. 10) fand der Breslauer Spielleiter August Migenda mit seinem kaum veränderten Programm noch begeisterte Zuschauer, allerdings erst einmal nicht so viele wie gewünscht, wie das nachfolgende Fundstück zeigt (Nr.12).
So ändern sich die Zeiten. Auch Jahre später (siehe auch Nr. 10) fand der Breslauer Spielleiter August Migenda mit seinem kaum veränderten Programm noch begeisterte Zuschauer, allerdings erst einmal nicht so viele wie gewünscht, wie das nachfolgende Fundstück zeigt (Nr.12).
Nr. 7
"An der Wasserkante"
Kommentar im
"Namslauer Stadtblatt", No. 22. – Sonnabend, den 16. März 1912
Die von dem hiesigen Männer=Turnverein (Alter Verein) zum Besten der Förderung der Jugendpflege veranstalteten patriotischen Festspiele: „An der Wasserkante“ begannen am Mittwoch programmmäßig, aber vor fast leerem Hause. Das Publikum hält sich zu Unrecht von diesen Vorstellungen fern, die so sehr geeignet sind, den Patriotismus zu heben und zu stärken, nebenbei aber auch den Besuchern einen selten schönen Ge= nuß bieten. Die Vorführungen an sich waren Dank der Leitung des Herrn Migenda unter Mitwirkung des Frl. Wally Taube und der Hingabe der Darsteller tadellos. Die Ausstattung der Bühne wie auch die Kostüme ist großartig und getreu. Von den Bildern irgend eines herauszugrei= fen erübrigt sich, da alle als ganz vorzüglich gelun= |
gen bezeichnet werden müssen. Die Solotänze von Frl. Wally Taube und deren Rezitation waren hervorragend. Es bietet sich dem Publikum aus Stadt und Land in den Vorstellungen etwas, was sobald nicht wieder geboten wird, weshalb nur jedem einzelnen geraten werden kann, die Vorstellungen, die nur noch am Sonnabend, d. 16. und Sonntag, den 17. d. Mts. stattfinden, zu besuchen. Zu der Vorstellung am Donners= tag, den 14. d. Mts., hatte sich der Saal schon etwas mehr gefüllt und waren die Besucher alle des größten Lobes voll, was die Veranstalter berechtigt, für die beiden letzten Vorstellungen volle Häuser zu erwarten. Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß durch die Mitwirkung unserer Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Bochnig den Vorstellungen ein erhörter Reiz ge= geben wird. |
Abschrift eines Kommentars im "Namslauer Stadtblatt", No. 22 - Sonnabend, den 16. März 1912.
Wollen wir hoffen, daß nach diesem Artikel der Saal mehr besucht war.
Wollen wir hoffen, daß nach diesem Artikel der Saal mehr besucht war.
Nr. 8
"Der Mord am Pfingstsonnabend (1923 am Arbeiter August Migenda) aufgeklärt"
Artikel aus einer unbekannten schlesischen Zeitung von 1923
* Der Mord am Pfingſtſonnabend aufgeklärt! Wie wir
hören, ist es der Staatanwaltschaft und den Kriminal= behörden gelungen, den gemeinen Mord, der am Vorabend des Pfinſtſonntags auf der Gurkauer Straße, dicht vor den Toren der Stadt, an dem Arbeiter Migenda verübt wurde, reſtlos aufzuklären u. ſowohl den Täter, als auch ſein Helfershelfer feſtzunehmen. Es handelt ſich um einen Mord aus Eiferſucht oder aus erotiſchen Motiven. In die Affaire iſt eine Wirtſchafterin aus Gurkau verwickelt, die ſchon vor einigen Tagen unter dem Verdacht der Bei= hilfe zum Morde verhaftet wurde. Von ihr hat Migenda auch die Eier erhalten, die in ſeiner Taſche gefunden wurden. Geſtern wurde ferner ein Knecht aus derſelben Wirtſchaft feſtgenommen und endlich ist auch der eigentliche Mörder feſtgestellt. Wir werden morgen, ſoweit es im Intereſſe der Unterſuchung möglich iſt, näher auf die Angelegenheit zurück= kommen. Jedenfalls ist es erfreulich, daß die eifrige Tätig= keit unſerer Kriminalbehörden so ſchnell zum Erfolge geführt hat. Die Leitung der Unterſuchung lag in den Händen des Herrn Staatsanwaltſchaftsrates Dr. Hille. |
1923 verstand die deutsche Presse noch ihr Handwerk. Es wurden Roß und Reiter genannt. So war man als Leser in der Lage, sich ein umfassendes Bild des Mordes zu machen. Heute dagegen, im Zeitalter der „freien Presse“ mit dem selbstauferlegten Maulkorb vernebeln Begriffe wie „Vorfall“, „Tötungsdelikt“, „geistig verwirrt“, „mutmaßlich“, „junger Mann“ und „aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei / Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben“ den Tatbestand und läßt den Leser ratlos zurück, wilden Spekulationen Tür und Tor öffnend.
Was der Artikelschreiber damals noch nicht wußte, war, daß das Duo später mangels Beweisen das Gericht als freie Leute verließ. Die Ironie ist die, daß damals der Polizei die heutigen forensischen Mittel fehlten, die Täter zu überführen, heute dagegen diese vorhanden sind, aber die Täter aus verschiedensten vorgeschobenen Gründen (Affekt, Alkohol, geistig verwirrt, kultureller Hintergrund) den Gerichtssaal gleichfalls oft als freie Leute verlassen können.
– Der Mord an August Migenda blieb unaufgeklärt und ungesühnt!
Was der Artikelschreiber damals noch nicht wußte, war, daß das Duo später mangels Beweisen das Gericht als freie Leute verließ. Die Ironie ist die, daß damals der Polizei die heutigen forensischen Mittel fehlten, die Täter zu überführen, heute dagegen diese vorhanden sind, aber die Täter aus verschiedensten vorgeschobenen Gründen (Affekt, Alkohol, geistig verwirrt, kultureller Hintergrund) den Gerichtssaal gleichfalls oft als freie Leute verlassen können.
– Der Mord an August Migenda blieb unaufgeklärt und ungesühnt!
Grabstätte des
Professor Antonín Mikenda, k.k. Schulrath,
* 24.2.1851, † 16.2.1911
und seiner Frau Marenka Marie Mikenda,
* 22.7.1857, † 9.10.1916
auf dem Wolschaner Friedhof von Prag (Prag-Olšansky)
Grabstätte des
MUDr. (Dr.med.) Vojtěch (Adalbert) Mikenda,
Ritter der französischen Ehrenlegion,
* 27.3.1884, † 5.10.1940
auf dem Wolschaner Friedhof von Prag (Prag-Olšansky)
Nr. 11
Josef Mickenda - 1972
Abschrift aus der Sudetenpost, Wien - Linz vom 28. April 1972, Seite 7
Bad Ischi - Bad Goisern
Geburtstagswünsche gehen an Chefarzt Doktor
Walter Grund, der am 16. Mai 61 Jahre alt wird,
an Lm. Josef Mickenda zum 60. Geburtstag am
23. Mai und an unseren bewährten Kassier Forstmeister
Otto Gahler, zu seinem 84. Geburtstag
am 27. Mai. Schriftführer Lm. Josef Koch bittet,
auf diesem Weg für die vielen lieben Glückwünsche
und Geschenke zu seinem Geburtstag
den Dank sagen zu dürfen.
Mickenda war im 17. und 18. Jahrhundert die Schreibweise unseres Familienamens. Gut möglich, daß ein (mir noch unbekannter) Zweig der Familie durch seßhaftigkeit diese Schreibweise beibehielt und der oben erwähnte Josef Mickenda mit uns verwandt ist. Dafür spräche auch seine Herkunft als Sudetendeutscher.
© Thorsten Migenda 2014 - 2022
letzte Überarbeitung: 2023-01-01
letzte Überarbeitung: 2023-01-01