- Zeichnungen -
Sophie v. Wurmb, geb. von Trott zu Salz (1807-1869) als junges Mädchen, siehe auch "Schattenrisse klassisch".
Links die Originalkreidezeichnung, rechts die mittels Rechner kolorierte Fassung.
Links die Originalkreidezeichnung, rechts die mittels Rechner kolorierte Fassung.
Straßenkünstler – Ein kleiner Erfahrungsbericht 2019
Man kennt sie ja. Besucht man eine Weltmetropole, die durch Kunst und Kultur sowie Geschichte von Touristenströmen überfüllt sind, da sind auch sie zu finden: Straßenkünstler, die für relativ wenig Geld ihre Zeichendienste anbieten und ein Porträt in windeseile auf Papier zaubern können. Zumeist haben sie eine Staffel mit Beispielen ihres Könnens neben sich unter einem Sonnen- oder Regenschirm sitzend aufgebaut, inklusive einer Preistafel mit der geschätzten Porträtzeit und einem Zusatzfaltstuhl, auf dem der zu Porträtierende Platz zu nehmen hat. So harren die Künstler auf ihre Kundschaft, manch einer auch die vorbeiziehenden Touristen laut auffordernd, sich zeichnen zu lassen.
Keimt dann in einem das Verlangen, sich mal was Besonderes zu gönnen, ein Porträt von Künstlerhand, was man sich auch eventuell an die Wand eingerahmt als Bild hinhängen kann, so steht man natürlich bei dem reichhaltigen Angebot vor der Wahl, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die ausgestellten Beispiele ihrer Kunst sind meistens auch die Sahnestückchen der Künstler, zumeist von Menschen aus Film und Politik, die die meisten wiedererkennen. Die dargestellten Beispiele entstanden aber wohl ohne Zeitdruck zu Hause und sind für mich kein repräsentatives Beispiel ihres Schaffens. Daneben sieht man auch normale Bilder, zumeist Fotos von Porträts, die schon eher einen Eindruck vermitteln, aber oft fehlt dann zum Vergleich das Vorbild. Wenn man Glück hat, wird eben jemand porträtiert und dann hat man einen guten Eindruck über die wahren künstlerischen Fähigkeiten der Zeichner und Maler. Oft stellt sich dabei heraus, daß bei einem Maler dann ein gewisser eingeschliffener Stil erkennbar ist, der die Porträtierten, zumeist in Bleistift oder Kohlestift, immer gleich aussehen läßt. Das ist dann so, als wenn jedes Gericht nach Maggiwürze schmeckt. - Aber man sollte das Ganze auch nicht zu bierernst nehmen, sondern auch als Gag und als eine etwas andere Erinnerung an den Besuch einer berühmten Stadt.
So auch in Florenz, dem brechend vollem Touristenmagneten aus aller Herren Länder, welches ich für eine Woche 2019 besuchte. Bei der Basilika des Heiligen Lorenzos fiel mir eine japanisch wirkende Künstlerin, Yoko mit Namen, um die 50 auf, die soeben das Aquarell eines blonden dicklichen Jungen beendete, der im Beisein seiner Eltern Modell stand. Das Kunstwerk war vollendet und ich fand den Jungen relativ gut wiedererkennbar. Die Eltern und ihr Sohn verschwanden nach dem Bezahlen zufrieden in der Menschenmenge und so entschloß ich mich nach einem kurzen Blick auf die Preistafel und die Zeit, der nächste zu sein. 15 Euro für 15 Minuten, da kann man nicht viel falsch machen. Ich sollte mich hinsetzen, den Blick mit neutralem Blick in die Ferne gerichtet nun eine viertel Stunde still haltend. Die Mütze durfte ich aufbehalten. Kein Problem, kaum hingesetzt und den Blick starr auf ein Schild in die Ferne gerichtet, schon legte die Künstlerin auf einem neuem Blatt Papier in DIN A5 Format auf ihren Schenkeln liegend mit dem Bleistift los. Ab und zu kommen andere Touristen vorbei, bleiben und begutachten das werdende Werk, die Blicke gehen zwischen mir und dem Bild hin und her, es wird getuschelt, dann weitergegangen. Ab einem bestimmten Alter ficht das einen nicht mehr an, ich halte meine Pose und den Blick in die Ferne gerichtet. Dann endlich greift sie zu ihrem Pinsel, Wasser und Aquarellfarben und tuscht mit schnellen Bewegungen. Dann ist das Werk vollendet. Aus den 15 Minuten waren 30 Minuten geworden, das noch nasse Kunstwerk darf ich nun begutachten. Ich gebe etwas mehr, was mit Freude belohnt wird, setze mich zur Seite und warte, bis es endlich wirklich getrocknet ist und in einer Tüte transportabel ist.
Keimt dann in einem das Verlangen, sich mal was Besonderes zu gönnen, ein Porträt von Künstlerhand, was man sich auch eventuell an die Wand eingerahmt als Bild hinhängen kann, so steht man natürlich bei dem reichhaltigen Angebot vor der Wahl, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die ausgestellten Beispiele ihrer Kunst sind meistens auch die Sahnestückchen der Künstler, zumeist von Menschen aus Film und Politik, die die meisten wiedererkennen. Die dargestellten Beispiele entstanden aber wohl ohne Zeitdruck zu Hause und sind für mich kein repräsentatives Beispiel ihres Schaffens. Daneben sieht man auch normale Bilder, zumeist Fotos von Porträts, die schon eher einen Eindruck vermitteln, aber oft fehlt dann zum Vergleich das Vorbild. Wenn man Glück hat, wird eben jemand porträtiert und dann hat man einen guten Eindruck über die wahren künstlerischen Fähigkeiten der Zeichner und Maler. Oft stellt sich dabei heraus, daß bei einem Maler dann ein gewisser eingeschliffener Stil erkennbar ist, der die Porträtierten, zumeist in Bleistift oder Kohlestift, immer gleich aussehen läßt. Das ist dann so, als wenn jedes Gericht nach Maggiwürze schmeckt. - Aber man sollte das Ganze auch nicht zu bierernst nehmen, sondern auch als Gag und als eine etwas andere Erinnerung an den Besuch einer berühmten Stadt.
So auch in Florenz, dem brechend vollem Touristenmagneten aus aller Herren Länder, welches ich für eine Woche 2019 besuchte. Bei der Basilika des Heiligen Lorenzos fiel mir eine japanisch wirkende Künstlerin, Yoko mit Namen, um die 50 auf, die soeben das Aquarell eines blonden dicklichen Jungen beendete, der im Beisein seiner Eltern Modell stand. Das Kunstwerk war vollendet und ich fand den Jungen relativ gut wiedererkennbar. Die Eltern und ihr Sohn verschwanden nach dem Bezahlen zufrieden in der Menschenmenge und so entschloß ich mich nach einem kurzen Blick auf die Preistafel und die Zeit, der nächste zu sein. 15 Euro für 15 Minuten, da kann man nicht viel falsch machen. Ich sollte mich hinsetzen, den Blick mit neutralem Blick in die Ferne gerichtet nun eine viertel Stunde still haltend. Die Mütze durfte ich aufbehalten. Kein Problem, kaum hingesetzt und den Blick starr auf ein Schild in die Ferne gerichtet, schon legte die Künstlerin auf einem neuem Blatt Papier in DIN A5 Format auf ihren Schenkeln liegend mit dem Bleistift los. Ab und zu kommen andere Touristen vorbei, bleiben und begutachten das werdende Werk, die Blicke gehen zwischen mir und dem Bild hin und her, es wird getuschelt, dann weitergegangen. Ab einem bestimmten Alter ficht das einen nicht mehr an, ich halte meine Pose und den Blick in die Ferne gerichtet. Dann endlich greift sie zu ihrem Pinsel, Wasser und Aquarellfarben und tuscht mit schnellen Bewegungen. Dann ist das Werk vollendet. Aus den 15 Minuten waren 30 Minuten geworden, das noch nasse Kunstwerk darf ich nun begutachten. Ich gebe etwas mehr, was mit Freude belohnt wird, setze mich zur Seite und warte, bis es endlich wirklich getrocknet ist und in einer Tüte transportabel ist.
Das Bild ist mit viel künstlerischer Freiheit gemalt. Man erkennt nur entfernt eine gewisse Ähnlichkeit. Die Augen sind zu klein, die Nase zu lang, mein dunkelblauer Mantel wurde im hellen Sonnenlicht beige. Aber ich finde es ein interessantes Beispiel dafür, wie Asiaten uns Europäer sehen. Als „Langnasen“, wie ein chinesischer Arbeitskollege einmal auf meine direkte Frage nach einem höflichen Herumdrucksen schließlich zugab. - Zumindestens ein nachdenkenswertes Porträt für 20 Euro.
Da ich mir dachte, daß es möglicherweise auch noch besser geht, sah ich mich nebenbei auch nach einem anderen Zeichner und Maler um. Drei Tage später fiel mir am „Plazza Santa Croce“ neben einem Café ein dunkelhaariger Mann mit Brille um die 45 auf, der, da momentan keine Kundschaft vorhanden war, an einem Bild von Florenz malte. Auch er stellte seine Leistungen dar, darunter zwei ins Auge stechende Porträts, eines einer jungen Philippinin in Bleistift und das andere eines noch jüngeren Mädchens in Rotstift. Da dabei die Fotos der Porträtierten daneben hingen, konnte man gut die Leistung abschätzen. Ich fand beide Bilder sehr gut gelungen und so frug ich den Malkünstler, wie lange man bei ihm ein Porträt sitzen müßte und was es kostet. 50 Minuten und 50 Euro waren die Antwort, also 1 Euro pro Minute wie bei der japanischen Künstlerin. Ein Bauchgefühl sagte mir, mach es nochmal und ich sagte: „Okay“.
Er ging dann die Sache anders an als die vorhergehende Malerin. Erst wollte er wissen, ob es ein Bleistift- oder eher eine Rotstiftzeichnung werden sollte. Rotstift Richtung Mittelalter, wohin auch er tendierte. Die Mütze auf meinem Haupt hatte ich abzunehmen und auf einem Faltstuhl platz zu nehmen. Daraufhin spannte er an der Staffelei ein etwas größeres DIN A3 Blatt auf und sagte mir genau mittels Handgesten, wie ich den Kopf zu halten habe und daß ich ihn dabei anzublicken sollte. Dann wurde ich mit seinen Augen vermessen und los legte er. Immer wieder wurde ich fixiert, die Proportionen des Gesichtes aufgenommen, dann folgten kurze Striche an dem entstehenden Bild, welches ich nicht sehen konnte. Auch hier kamen ab und zu andere Touristen vorbei, die tuschelten und dann weitergingen. Sie ignorierte ich, doch während der 50 Minuten den Kopf starr zu halten, ist nicht so einfach. War er mit der Stellung dieses nicht mehr zufrieden, zeigten mir seine wortlosen Handgesten, wie ich ihn wieder richtig zu halten hatte. Aber die 50 Minuten gingen schnell zu Ende. Ich sah es daran, daß er rechts unten am Bild seinen Namen und das Datum niederschrieb und meinte, nun sei das Bild fertig. Ein älteres Pärchen schaute den letzten Strichen zu, der Mann nickte mir anerkennend lächelnd zu und sein Daumen zeigte begeistert nach oben. Der Künstler machte dann noch von seinem Werk mit meiner Genehmigung mittels seines Smartphone ein Foto, dann konnte ich sein Werk begutachten:
Da ich mir dachte, daß es möglicherweise auch noch besser geht, sah ich mich nebenbei auch nach einem anderen Zeichner und Maler um. Drei Tage später fiel mir am „Plazza Santa Croce“ neben einem Café ein dunkelhaariger Mann mit Brille um die 45 auf, der, da momentan keine Kundschaft vorhanden war, an einem Bild von Florenz malte. Auch er stellte seine Leistungen dar, darunter zwei ins Auge stechende Porträts, eines einer jungen Philippinin in Bleistift und das andere eines noch jüngeren Mädchens in Rotstift. Da dabei die Fotos der Porträtierten daneben hingen, konnte man gut die Leistung abschätzen. Ich fand beide Bilder sehr gut gelungen und so frug ich den Malkünstler, wie lange man bei ihm ein Porträt sitzen müßte und was es kostet. 50 Minuten und 50 Euro waren die Antwort, also 1 Euro pro Minute wie bei der japanischen Künstlerin. Ein Bauchgefühl sagte mir, mach es nochmal und ich sagte: „Okay“.
Er ging dann die Sache anders an als die vorhergehende Malerin. Erst wollte er wissen, ob es ein Bleistift- oder eher eine Rotstiftzeichnung werden sollte. Rotstift Richtung Mittelalter, wohin auch er tendierte. Die Mütze auf meinem Haupt hatte ich abzunehmen und auf einem Faltstuhl platz zu nehmen. Daraufhin spannte er an der Staffelei ein etwas größeres DIN A3 Blatt auf und sagte mir genau mittels Handgesten, wie ich den Kopf zu halten habe und daß ich ihn dabei anzublicken sollte. Dann wurde ich mit seinen Augen vermessen und los legte er. Immer wieder wurde ich fixiert, die Proportionen des Gesichtes aufgenommen, dann folgten kurze Striche an dem entstehenden Bild, welches ich nicht sehen konnte. Auch hier kamen ab und zu andere Touristen vorbei, die tuschelten und dann weitergingen. Sie ignorierte ich, doch während der 50 Minuten den Kopf starr zu halten, ist nicht so einfach. War er mit der Stellung dieses nicht mehr zufrieden, zeigten mir seine wortlosen Handgesten, wie ich ihn wieder richtig zu halten hatte. Aber die 50 Minuten gingen schnell zu Ende. Ich sah es daran, daß er rechts unten am Bild seinen Namen und das Datum niederschrieb und meinte, nun sei das Bild fertig. Ein älteres Pärchen schaute den letzten Strichen zu, der Mann nickte mir anerkennend lächelnd zu und sein Daumen zeigte begeistert nach oben. Der Künstler machte dann noch von seinem Werk mit meiner Genehmigung mittels seines Smartphone ein Foto, dann konnte ich sein Werk begutachten:
Ich denke, es hat sich gelohnt, einen zweiten Versuch zu starten. Diesmal finde ich mich sehr gut getroffen und jeder erkennt mich auf der Zeichnung einwandfrei wieder. Francisco Merello, wie der Maler der mir mitgegeben Visitenkarte nach heißt, ist halt ein wirklicher Meister des Zeichenstiftes und der Pinsels, wie man auch auf seiner Webseite „merelloartworks“ oder auf „facebook“ nachsehen kann. Man kann bei ihm auch mittels Fotos Bilder seines oder anderer Konterfei bestellen, aber persönlich ihm bei einer Sitzung gegenüber zu sitzen unterstützt ihn mehr beim Porträtieren. Er braucht die „Vibrations“ seines Modells, um eine Bild zu erstellen, ein Foto ist „cold“. - Ein wahrer Künstler, den ich ruhigen Gewissens weiterempfehlen kann. Wer Florenz besucht und etwas Zeit und Lust auf ein Porträt hat, dem sei gesagt, ein Bild von Francisco Merello lohnt sich auf jeden Fall.
© Thorsten Migenda 2014
letzte Überarbeitung: 2022-04-24
letzte Überarbeitung: 2022-04-24