- Allerlei -
"Der Tapferkeitsorden, die Bundeswehr und die Tradition"
(© Thorsten Migenda - Mai 2017)
Anlaß für den Artikel war der Fund im Nachlaß meines Vaters. Es fanden sich dort einige Orden in Papiertüten und alten Schachteln verstaut. Beim näheren Hinsehen erkannte man die üblichen Kriegsauszeichnungen aus dem I. und II. Weltkrieg, wie z.B. dem Eisernen Kreuz.
Neugierig geworden fragt man sich dann auch, wie sieht es eigentlich heute mit Orden bei der Bundeswehr aus? War da nicht vor gut zehn Jahren eine Diskussion um einen neuen Orden für Tapferkeit im Rahmen der „Friedensmission“ der Bundeswehr in Afghanistan entbrannt? Die damalige Diskussion um die Wiederauflage eines Eisernen Kreuzes und des Tapferkeitsorden verfolgte ich nur am Rande, da wieder einmal ein Ritual einsetzte, das allzu bekannt ist und dessen Ergebnis schon im voraus festliegt, nämlich die Einigung auf das schlechteste Ergebnis. Den einen oder anderen Bürger dürfte damals auch die Diskussion um einen neuen Tapferkeitsorden der Bundeswehr etwas überrascht haben, denn war das nicht eine „Friedensmission“ in Afghanistan? Zeigte das Staatsfernsehen nicht immer wieder nur Bilder und Berichte, die die Bundeswehr dort als eine Art technisches Hilfswerk darstellte, als Entwicklungshelfer beim Brunnenbohren, beim Kindergarten- und Mädchenschulenbau? War nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, wenn man den Bundeswehrsoldaten mit dem lächelnden Dorfältesten freundlich plaudern sah und ein Mädchen glücklich aus der neuen Schule blickte? Oder waren das alles nur neudeutsch „Fake-news“, die uns da vorgesetzt wurden? Die Realität sah natürlich anders aus als uns vorgegaukelt wurde. Es gab (und gibt) Anschläge, Gefechte, verletzte und tote Soldaten. Erst vor kurzem hörte ich es bekennend aus dem Fernseher dröhnen, die Bundeswehr sei nach Afghanistan geschickt worden, „nicht um Brunnen zu bohren, sondern gegen die Taliban zu kämpfen“. Gleichzeitig liest man von tausenden von Taliban, die ungehindert nach Deutschland kamen und eine Rundumversorgung genießen, bei ihrem Asylantrag sich freimütig als Taliban bekennen und damit als nichtabschiebbare „Flüchtlinge“ outen. Diese Politik soll einer noch verstehen und man ist bald geneigt anzunehmen, daß diese die wenigen kampffähigen Soldaten, die wir noch haben, in sinnlosen Auslandseinsätzen mit Absicht verheizen will.
Der Ruf nach einem kleinem Trostpflaster und gesellschaftlicher Anerkennung in Form eines Tapferkeitsordens wurde bei den Soldaten 2007 richtig laut. So erfuhr man nebenbei auch, daß die Bundeswehr schon Orden besaß. Es sind vier Orden und Medaillen, die 1980 vom damaligen Verteidigungsminister Apel gestiftet wurden. Die damals höchste Stufe war das „Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold“.
Die Gestaltung der Orden ist - meiner Meinung nach - erschreckend häßlich, billig und lieblos gemacht. Masse anstatt Klasse, nichts, was man sich mit Freude an die Brust anstecken und zeigen würde. Die äußere Kreuzform stimmt mit dem inneren Kreuz in den Proportionen nicht überein, mehrere Symbole sind gleich einem Sandwich übereinander gepackt. Der Bundesadler auf dem Bundeswehrkreuz, beides zusammen umrahmt von einem Eichenlaubkranz auf einer Medaille, die wiederum zentrisch auf einem Tatzenkreuz liegt. Das Relief ist flach geprägt, die Farben der Orden, Bronze, Silber und Gold grell, gleich Schokotalern in Goldpapier. Die Produktion ist vermutlich auf wenige Fertigungsschritte beschränkt und darum sehr kostengünstig. Aber über Geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten und es gibt bestimmt auch viele Menschen, denen der Bundeswehrorden gefällt.
Die Vergabekriterien sind oftmals recht banal und weit auslegbar. So werden die Orden anscheinend regelmäßig in Masse an die Soldaten verliehen. Wenn man Orden kaum nachvollziehbar und mit der Begründung vorgeschobener Gründe wild verteilt, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, wie z.B. bei 10 Jahren „treuer Pflichterfüllung“, so führt die ganze Ordensvergabe sich selbst ad absurdum. Aber vielleicht ist dies genau auch politisch so gewollt. Das zivile Bundesverdienstkreuz beispielsweise wurde seit 1951 inzwischen so oft verliehen, daß der Orden kaum noch jemanden hinterm Ofen hervorlockt oder zu besonderen Leistungen anspornt. (2010 kam eine geheime Vereinbarung heraus, nach der seit Mitte der 1990er Jahren je Legislaturperiode 30 Bundesverdienstorden unabhängig davon, ob verdient oder nicht, die Bundestagsabgeordneten proportional zur Fraktionsstärke sich selbst umhängen konnten.)
Interessant ist, daß über Bundeswehrorden bereits schon in den 1960ern Jahren, hauptsächlich die Dienstzeit auszeichnend, nachgedacht wurde. Das ganze Projekt versandete jedoch wieder. Die entsprechenden Details und Fotos sind auf der Webseite „Ordensmuseum“ zu finden.
Man erkennt, damals hatte man sich noch mehr Mühe bei der Gestaltung der geplanten Bundeswehrorden gegeben. Die Muster zeigen Emaillearbeiten, allerdings auch schon die spätere Form, die 1980 letztendlich die Bundeswehrorden ausmachten. Emaillearbeiten sind wohl sehr aufwendig und kostenintensiv, also ließ man sie entfallen. Übrig blieb 1980 nur das modifizierte Gerüst des Ordens.
2007 kam die Debatte mit Hilfe einer Petition, die die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung forderte und schnell 5070 Unterschriften zusammentrug, erst richtig in Gang. Es folgten natürlich die üblichen Politikerbedenken, „Historiker“ und „Experten“ meldeten sich zu Wort, so daß von vornherein klar war, daß es das Eiserne Kreuz nicht sein wird.
Pfiffige Geschäftsleute ließen dessen ungeachtet schon ein Eisernes Kreuz I. Klasse herstellen, welches ausschaut wie im Bild oben. Mit dem Stiftungsjahr 2008 und dem Bundesadler in der Mitte versehen, kann man es bis heute zu den verschiedensten Preisen erstehen.
Das Eiserne Kreuz zu stiften wäre aber vielleicht auch schon deshalb verfehlt gewesen, da es seit 1813 nur in den großen Kriegen, die Preußen und später das Deutsche Reich führten, gestiftet und verliehen wurde. Ein Auslandseinsatz der Bundeswehr steht zu diesen Kriegen, um Sieg oder Niederlage des ganzen Landes und Millionen Menschenleben, in keinem Verhältnis. Und da sowieso alles, was vor 1945 in Deutschland erdacht und gemacht wurde, böse und des Satans ist, kam das Eiserne Kreuz so selbstverständlich nicht in Frage. Was wären die Alternativen gewesen?
Eine Alternative wäre für mich gewesen, trotzdem an das Eiserne Kreuz anzuschließen und dieses für Auslandseinsätze zu erweitern. Diese Idee habe ich mal unten als Bild dargestellt. Ich hätte das Eiserne Kreuz in dunkelblau herausgegeben, unten mit dem Stiftungsjahr, in der Mitte mit Eichenlaub und Eicheln versehen wie schon ursprünglich auf der Rückseite des Eisernen Kreuzes von 1813 zu finden, und oben ein dem Stil des Eisernen Kreuzes angepaßter Bundesadler. Die Farbe Blau diente zur Unterscheidung eines Eisernen Kreuzes im Verteidigungsfall (Schwarz). Blau ist auch die Farbe der NATO und der UNO, unter deren Oberhoheit die Bundeswehreinsätze zumeist ausgeübt werden. Den Orden gäbe es in zwei Klassen, die I. Klasse zum Anstecken, die II. mit Ordensband in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Das Eiserne Kreuz in Blau könnte mehrmals verliehen werden mittels Wiederholungsspangen.
Neugierig geworden fragt man sich dann auch, wie sieht es eigentlich heute mit Orden bei der Bundeswehr aus? War da nicht vor gut zehn Jahren eine Diskussion um einen neuen Orden für Tapferkeit im Rahmen der „Friedensmission“ der Bundeswehr in Afghanistan entbrannt? Die damalige Diskussion um die Wiederauflage eines Eisernen Kreuzes und des Tapferkeitsorden verfolgte ich nur am Rande, da wieder einmal ein Ritual einsetzte, das allzu bekannt ist und dessen Ergebnis schon im voraus festliegt, nämlich die Einigung auf das schlechteste Ergebnis. Den einen oder anderen Bürger dürfte damals auch die Diskussion um einen neuen Tapferkeitsorden der Bundeswehr etwas überrascht haben, denn war das nicht eine „Friedensmission“ in Afghanistan? Zeigte das Staatsfernsehen nicht immer wieder nur Bilder und Berichte, die die Bundeswehr dort als eine Art technisches Hilfswerk darstellte, als Entwicklungshelfer beim Brunnenbohren, beim Kindergarten- und Mädchenschulenbau? War nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, wenn man den Bundeswehrsoldaten mit dem lächelnden Dorfältesten freundlich plaudern sah und ein Mädchen glücklich aus der neuen Schule blickte? Oder waren das alles nur neudeutsch „Fake-news“, die uns da vorgesetzt wurden? Die Realität sah natürlich anders aus als uns vorgegaukelt wurde. Es gab (und gibt) Anschläge, Gefechte, verletzte und tote Soldaten. Erst vor kurzem hörte ich es bekennend aus dem Fernseher dröhnen, die Bundeswehr sei nach Afghanistan geschickt worden, „nicht um Brunnen zu bohren, sondern gegen die Taliban zu kämpfen“. Gleichzeitig liest man von tausenden von Taliban, die ungehindert nach Deutschland kamen und eine Rundumversorgung genießen, bei ihrem Asylantrag sich freimütig als Taliban bekennen und damit als nichtabschiebbare „Flüchtlinge“ outen. Diese Politik soll einer noch verstehen und man ist bald geneigt anzunehmen, daß diese die wenigen kampffähigen Soldaten, die wir noch haben, in sinnlosen Auslandseinsätzen mit Absicht verheizen will.
Der Ruf nach einem kleinem Trostpflaster und gesellschaftlicher Anerkennung in Form eines Tapferkeitsordens wurde bei den Soldaten 2007 richtig laut. So erfuhr man nebenbei auch, daß die Bundeswehr schon Orden besaß. Es sind vier Orden und Medaillen, die 1980 vom damaligen Verteidigungsminister Apel gestiftet wurden. Die damals höchste Stufe war das „Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold“.
Die Gestaltung der Orden ist - meiner Meinung nach - erschreckend häßlich, billig und lieblos gemacht. Masse anstatt Klasse, nichts, was man sich mit Freude an die Brust anstecken und zeigen würde. Die äußere Kreuzform stimmt mit dem inneren Kreuz in den Proportionen nicht überein, mehrere Symbole sind gleich einem Sandwich übereinander gepackt. Der Bundesadler auf dem Bundeswehrkreuz, beides zusammen umrahmt von einem Eichenlaubkranz auf einer Medaille, die wiederum zentrisch auf einem Tatzenkreuz liegt. Das Relief ist flach geprägt, die Farben der Orden, Bronze, Silber und Gold grell, gleich Schokotalern in Goldpapier. Die Produktion ist vermutlich auf wenige Fertigungsschritte beschränkt und darum sehr kostengünstig. Aber über Geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten und es gibt bestimmt auch viele Menschen, denen der Bundeswehrorden gefällt.
Die Vergabekriterien sind oftmals recht banal und weit auslegbar. So werden die Orden anscheinend regelmäßig in Masse an die Soldaten verliehen. Wenn man Orden kaum nachvollziehbar und mit der Begründung vorgeschobener Gründe wild verteilt, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, wie z.B. bei 10 Jahren „treuer Pflichterfüllung“, so führt die ganze Ordensvergabe sich selbst ad absurdum. Aber vielleicht ist dies genau auch politisch so gewollt. Das zivile Bundesverdienstkreuz beispielsweise wurde seit 1951 inzwischen so oft verliehen, daß der Orden kaum noch jemanden hinterm Ofen hervorlockt oder zu besonderen Leistungen anspornt. (2010 kam eine geheime Vereinbarung heraus, nach der seit Mitte der 1990er Jahren je Legislaturperiode 30 Bundesverdienstorden unabhängig davon, ob verdient oder nicht, die Bundestagsabgeordneten proportional zur Fraktionsstärke sich selbst umhängen konnten.)
Interessant ist, daß über Bundeswehrorden bereits schon in den 1960ern Jahren, hauptsächlich die Dienstzeit auszeichnend, nachgedacht wurde. Das ganze Projekt versandete jedoch wieder. Die entsprechenden Details und Fotos sind auf der Webseite „Ordensmuseum“ zu finden.
Man erkennt, damals hatte man sich noch mehr Mühe bei der Gestaltung der geplanten Bundeswehrorden gegeben. Die Muster zeigen Emaillearbeiten, allerdings auch schon die spätere Form, die 1980 letztendlich die Bundeswehrorden ausmachten. Emaillearbeiten sind wohl sehr aufwendig und kostenintensiv, also ließ man sie entfallen. Übrig blieb 1980 nur das modifizierte Gerüst des Ordens.
2007 kam die Debatte mit Hilfe einer Petition, die die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung forderte und schnell 5070 Unterschriften zusammentrug, erst richtig in Gang. Es folgten natürlich die üblichen Politikerbedenken, „Historiker“ und „Experten“ meldeten sich zu Wort, so daß von vornherein klar war, daß es das Eiserne Kreuz nicht sein wird.
Pfiffige Geschäftsleute ließen dessen ungeachtet schon ein Eisernes Kreuz I. Klasse herstellen, welches ausschaut wie im Bild oben. Mit dem Stiftungsjahr 2008 und dem Bundesadler in der Mitte versehen, kann man es bis heute zu den verschiedensten Preisen erstehen.
Das Eiserne Kreuz zu stiften wäre aber vielleicht auch schon deshalb verfehlt gewesen, da es seit 1813 nur in den großen Kriegen, die Preußen und später das Deutsche Reich führten, gestiftet und verliehen wurde. Ein Auslandseinsatz der Bundeswehr steht zu diesen Kriegen, um Sieg oder Niederlage des ganzen Landes und Millionen Menschenleben, in keinem Verhältnis. Und da sowieso alles, was vor 1945 in Deutschland erdacht und gemacht wurde, böse und des Satans ist, kam das Eiserne Kreuz so selbstverständlich nicht in Frage. Was wären die Alternativen gewesen?
Eine Alternative wäre für mich gewesen, trotzdem an das Eiserne Kreuz anzuschließen und dieses für Auslandseinsätze zu erweitern. Diese Idee habe ich mal unten als Bild dargestellt. Ich hätte das Eiserne Kreuz in dunkelblau herausgegeben, unten mit dem Stiftungsjahr, in der Mitte mit Eichenlaub und Eicheln versehen wie schon ursprünglich auf der Rückseite des Eisernen Kreuzes von 1813 zu finden, und oben ein dem Stil des Eisernen Kreuzes angepaßter Bundesadler. Die Farbe Blau diente zur Unterscheidung eines Eisernen Kreuzes im Verteidigungsfall (Schwarz). Blau ist auch die Farbe der NATO und der UNO, unter deren Oberhoheit die Bundeswehreinsätze zumeist ausgeübt werden. Den Orden gäbe es in zwei Klassen, die I. Klasse zum Anstecken, die II. mit Ordensband in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Das Eiserne Kreuz in Blau könnte mehrmals verliehen werden mittels Wiederholungsspangen.
Aber die politische Kaste der Bundesrepublik wollte mit dem Eisernen Kreuz nichts zu tun haben und lehnte dieses vehement ab. - Vielleicht ist es aber auch umgekehrt ganz gut so für das Eiserne Kreuz und die Millionen Soldaten, die dieses in 132 Jahren erhielten, nicht mit der Bundesrepublik und der Bundeswehr in Verbindung gebracht zu werden.
Eine andere Idee verfolgte dagegen der langjährige Ordensexperte Matthias Funke. Er schlug vor, ähnlich dem „Roten Adlerorden“ oder den „Verdienstorden von Großbritannien“ eine Militärklasse des Bundesverdienstkreuzes zu schaffen. Neben den normalen Stufen des Bundesverdienstkreuzes kämen die gleichen Stufen alle nochmals hinzu, aber diesmal mit Schwertern und nur als Tapferkeitsauszeichnung an entsprechende Soldaten zu vergeben. Die Bundeswehr sollte weiter ihre Ehrenkreuze als Verdienstauszeichnung verleihen, als Tapferkeitsauszeichnung gebe es dagegen das Bundesverdienstkreuz mit Schwertern. In den nachfolgenden Bildern habe ich mal versucht, die interessanten Möglichkeiten bei zwei Stufen des Bundesverdienstkreuzes darzustellen. Oben die niedrigste Stufe des Bundesverdienstkreuzes, die Verdienstmedaillie, darunter die Stufe darüber, das Verdienstkreuz am Bande. Links die aktuelle Zivilvariante, in der Mitte und rechts die angedachte Militärvariante mit Schwertern, mittig nach dem Muster von Herrn Matthias Funke gestaltet, rechts eine Alternative dazu.
Neben der Aufwertung des Bundesverdienstkreuzes, deren an die 250 000 Träger es inzwischen gibt, und der durch sinkende Verleihungszahlen glänzt, erhoffte sich Matthias Funke durch seinen Vorschlag auch eine stärkere Bindung von Bürgern, Bundeswehr und Staat. Er erstellte sogar ein Muster eines Bundesverdienstkreuzes mit Schwertern und teilte seinen Vorschlag schriftlich dem Bundespräsidenten und dem Bundesverteidigungsminister mit, erhielt jedoch nur enttäuschende Absagen. Eine schon vorhandene Tradition wollte man nicht ausbauen und verstärken. Die Einzelheiten zu Matthias Funkes Vorschlag finden sich auf Kapitel 1.10 seiner Webseite: „Teil 1: Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1951 – heute“. Wer näheres wissen will, wie es zur Stiftung des Bundesverdienstkreuzes kam und warum auch eine Demokratie Orden und Ehrenzeichen braucht, sowie dessen Verleihbedingungen damals und heute, kann dies in Kapitel 1.4 von Matthias Funke Webseite ausführlich nachlesen.
Wie gesagt, Möglichkeiten der Ordensgestaltung, um den tapferen Soldaten auszuzeichnen, hätte es derer vieler gegeben. Das Endergebnis bestand dann allerdings 2008 in der primitivsten Lösung, nämlich der Erweiterung der vorhandenen Ehrenkreuze der Bundeswehr um drei weitere Varianten. Das Ehrenkreuz in Silber, wie auch das in Gold, wurden je um eine Variante mit rot eingerahmten Ärmchen erweitert („für herausragende Leistungen insbesondere hervorragende Einzeltaten“ = Heldenmut?), der heißdiskutierte Tapferkeitsorden selbst bestand nun aus einem Ehrenkreuz in Gold mit zusätzlich Eichenblättern am Band.
Im Prinzip ist jetzt das Ehrenzeichen für 20 Jahre Dienstzeit das gleiche wie für Tapferkeit, man muß nur drauf achten, ob Eichenblätter auf dem Ordensband angeheftet sind, oder auch nicht. Die Vermischung von Dienstzeit, herausragender Leistung und Tapferkeit ist voll gelungen.
Was man dazu vermißt, ist ein Verwundetenabzeichen. Meinem Vater bedeutete es mehr als das EK II. Wer im Dienste des Vaterlandes verwundet wurde, manchmal auch mehrmals, der hatte oftmals sein Leben lang darunter zu leiden. Soviel man lesen kann, wurde ein Verwundetenabzeichen auch mal kurzfristig erörtert, dann aber wieder verworfen. Nägel mit Köpfen zu machen wäre ja auch zuviel verlangt. 5, 10 oder 20 Jahre Dienstzeit auszuzeichnen ist wohl wichtiger, als die gesellschaftliche Anerkennung für die Kriegsverletzung, die man im Dienste des Staates in Afghanistan oder sonstwo in der Welt erfuhr und an der man schlimmstenfalls bis zum Lebensende zu leiden hat.
Wie man aktuell (Mai 2017) feststellen kann, ist die Bundeswehr immer noch auf der Suche nach ihrer Tradition und ihrem Selbstverständnis. Die einzige Tradition, die eigentlich wirklich zur Tradition der Bundeswehr geworden ist, ist das Infragestellen und Suchen von Tradition. Dieser Tradition wird sie auf ewig treu bleiben.
So fand wieder einmal eine Säuberungsaktion von „Nazi-Artikeln“ in den Kasernen statt und als braver Bürger ist man zutiefst „erschreckt“ und „erschüttert“, was diese zutage brachte. Eine alte Rotekreuzfahne aus den letzten Tagen des Krieges in Berlin - gottseidank sofort entfernt. Andernorts ein Ausspruch an der Wand, welcher von „Nazi“-Generalfeldmarschall Erwin Rommel kam – schnell mit weißer Farbe überstrichen! Und der schrecklichste der Schrecken, Ex-Kanzler Helmut Schmidt, der Namensgeber der Hamburger Bundeswehruniversität, wurde dort in Wehrmachtsuniform, also „Nazi“-Uniform, in einem Bild an der Wand gesichtet - und glücklicherweise umgehend abgehängt. - Ja, das Vertrauen in die Bundeswehr hat im In- und Auslande schwer gelitten. Schnell und hart muß durchgegriffen werden! Der Traditionserlaß der Bundeswehr soll nun zum zigsten mal überarbeitet werden, als auch das Bundeswehr-Liedbuch. Vorschlag: In Zukunft nur noch unverfängliche und politische korrekte Kinderlieder auswählen und als Text grundsätzlich nur noch „Lalala, lalala“ singen. Da braucht man nichts mehr auswendig zu lernen, weder lesen noch schreiben zu können. Das Tatzenkreuz der Bundeswehr ersetzen wir durch eine Kokarde ähnlich Belgien, die Kasernennamen lauten dann „Nelsen-Mandela-Kaserne“ oder „Che-Guevara-Kaserne“. Den Dienstanzug, der oftmals an den Soldaten sackartig, wie ein paar Nummern zu groß wirkt, schaffen wir ganz ab, der Kampfanzug genügt. Dann haben wir zwar ein Soldatenbild ähnlich dem in der dritten Welt, aber das spart Geld und wieder unnötige Diskussionen, daß die Dienstjacke der vier aufgesetzten Taschen wegen an die „Nazi“-Reichswehr anknüpft oder ähnlich. Vielleicht erleben wir auch noch die Auferstehung des Politoffiziers, wie man ihn aus den kommunistischen Armeen her kennt. Fernziel anscheinend: Die Bundeswehr als eine traditionslose Truppe mit gesinnungsgeprüften Söldnern aus aller Herren Länder.
Als ob die Bundeswehr keine anderen Probleme hätte. Angefangen bei dem Personalmangel seit Aussetzung der Wehrpflicht 2011. Seit Jahren liest man auch von einer mangelhaften und maroden Ausrüstung der Truppe. In Afghanistan z.B. fehlten wohl Schutzwesten und Nachtsichtgeräte, die der Soldat dann privat von befreundeten Armeen kaufen mußte, die Fahrzeuge bieten nur geringen Schutz vor Anschlägen. Die Panzer der Bundeswehr sind veraltet, ein Leopard III existiert anscheinend auch nur auf dem Papier. Der vorhandene Panzerbestand wurde auf ein Minimum von etwa 100 reduziert, der Rest den Schrotthändlern übergeben. Nun, angesichts der rasant wachsenden russischen Bedrohung, werden sie für teures Geld zurückgekauft und versucht, hastig nachzurüsten. Die wenigen Rüstungsprojekte, die noch vorhanden sind, geraten finanziell und terminlich weit aus dem Ruder und halten nicht, was die Rüstungsindustrie vollmundig versprach. Im voraus hochgelobte Flugzeuge wie der Airbus A400M, der die Uralt-Transall C-160 ersetzten soll, stürzen gleich nach dem Start wieder ab, Kampfhubschrauber sind nicht vorhanden oder zeigen schwere Mängel.
Man könnte dies noch endlos ausführen, siehe z.B. der N24-Bericht vom 11.11.2013: „Das tödliche Risiko der deutschen Rüstungsprojekte.“
Man kann als deutscher Bürger bei diesen Zuständen und der politischen Führung nur inständigst beten, daß kein entschlossener und hochgerüsteter Gegner, wie z.B. Rußland, nicht irgendwann auf die Idee kommt, Deutschland mal eben zu übernehmen, - aus was für Gründen auch immer. Nach spätestens 4 Tagen wäre es um unser Land geschehen, die Bundeswehr würde ihrer ursprünglichen Aufgabe niemals gerecht und nicht die geringste Rolle spielen. – Und, ich bin mir sicher, daß dieser Moment früher oder später kommen wird, wie das Amen in der Kirche.
Doch brauchen wir eigentlich die Bundeswehr noch? Sind wir nicht angeblich nur von „Freunden“ umgeben? „Mauern einreißen anstatt bauen“ ist doch unser Credo. Der Bundesgrenzschutz ist abgeschafft und jeder, der Lust hat, kann kommen und gehen nach Deutschland, wie ihm beliebt. Wäre da folgendes Szenario undenkbar? Rußland inszeniert eine Verfolgung gleichgeschlechtlich Orientierter. Der Westen ist empört und voller Mitleid der vermeintlich Verfolgten. 200 000 gut ausgebildete Soldaten werden in Zivilkleidung gesteckt und versammeln sich (unbewaffnet) an der Westgrenze Rußlands. Mit dem Ruf „Wir wollen Asyl in Deutschland“ machen sie sich in Richtung Deutschland auf. Unsere Meinungsmacher haben größtes Verständnis für diese Forderung. Weißrußland winkt die jungen Männer durch, Polen will sie auch nicht. Wenn sie dann an Deutschlands Ostgrenze stehen, läßt die Kanzlerin sie in einer einsamen Entscheidung ins Land, denn sie fürchtet schlechte Zeitungsschlagzeilen. Die „Schutzsuchenden“ werden klatschend empfangen und in Flüchtlingslagern verteilt. Ehrenamtlich Engagierte reißen sich darum, ihnen zu helfen. Wer wagt, Zweifel zu äußern, wird als „Pack“, „Pöbel“, „Mischpoke“, „Schande für Deutschland“, „Nazi“ oder einfach nur als „Abgehängter“ gebrandmarkt und verfemt. – Dann, in einer bestimmten Nacht, fallen durch einen Cyberangriff die Kommunikation und der Strom in Deutschland oder besser noch ganz Europa aus. Wenn beides am nächsten Tag wieder funktioniert, haben die russischen Flüchtlinge Deutschland übernommen. Die dazu nötigen Waffen besorgten sie sich in der Nacht in den Bundeswehrkasernen. Es langt, hauptsächlich die Regierung in Gewahrsam zu nehmen, sowie die Flughäfen und strategisch wichtige Punkte zu besetzen. Rußland schickt nun noch Militär nach, offiziell um die Landsleute zu schützen, und macht den Sack zu. Der Bundespräsident wird durch einen russischen Gouverneur ersetzt, sonst läuft alles weiter ("Nun sind sie halt da"), wie wir es schon kennen und die Mitteldeutschen aus der Zeit der DDR auch erlebten, nur diesmal ohne den Kommunismus. Wir dürfen weiterhin unsere Regierung wählen, es ist eh egal, wo wir da unser Kreuzchen machen. Die deutsche Wirtschaft freut sich laut über die Neubürger, denn Rußland hat viele gute Ingenieure, die auch lesen und schreiben können! Anstatt arabisch und türkisch lernen wir wieder russisch, wie einst in der DDR. Unsere Steuergelder gehen nun zur Babushka in Sibirien anstatt zur frühverrenteten Mutter in Griechenland. Das Geld ist weg, so oder so. Wenn dann russische Familien zu Millionen sich hier ansiedeln, freuen wir uns wieder über die kulturelle Bereicherung und Vielfalt, die uns hilft, den demokratischen Wandel zu überwinden. – Wir sehen, eigentlich ist die Bundeswehr völlig überflüssig.
Wohin die Reise im Selbstverständnis der Deutschen und der Bundesrepublik geht, ist ungewiß. Mir sagte mal ein intelligenter Mann, aus dem Ausland kommend, wir Deutschen leiden am „Stockholmsyndrom“. Damit hat er wohl recht. Wir suchen seit 1945 nach unseren Traditionen, weil jedes Volk ohne diese nicht leben kann, dürfen aber auf die über 2000 Jahre reichhaltiger Geschichte vor 1945 nicht zurückgreifen, weil da alles mehr oder weniger „belastet“ und böse ist. Selbst Martin Luther gilt inzwischen schon als Vorbereiter Hitlers. Dabei kommt auch der jeweilige Zeitgeist ins Spiel. Jedes kleine Pflänzchen wird nach kurzer Zeit durch „neue Erkenntnisse“ wieder niedergetrampelt. 1952 hatte z.B. noch Bundespräsident Heuss das Lied der Deutschen mit allen drei Strophen als Nationalhymne, zwar widerwillig, gegen seine Vorstellungen einer selbstgebastelten Nationalhymne, festgelegt. Gesungen wurde bei offiziellen Anlässen allerdings schon damals nur noch die dritte Strophe, aber erst 1991 kastrierte Bundespräsident von Weizsäcker die Nationalhymne dann offiziell auf nur noch die dritte Strophe, weil die anderen zwei Strophen endgültig als „belastet“ galten. Wenn einer es heute noch wagen sollte, in der Öffentlichkeit die „verbotenen Strophen“ zu singen, gilt er grundsätzlich als „Nazi“, wird mit Hausverbot in Gaststätten gestraft und, muß im schlimmsten Fall, auch mit einer Anzeige rechnen. Am besten, man stiert gelangweilt, ohne zu singen, beim Erklingen der deutschen Nationalhymne vor sich hin, wie man es vorbildlich bei einigen Spielern der deutschen Fußballnationalmannschaft 2014 gut beobachten konnte. Das ist dann politisch korrekt und angemessen. Auch hören wir zurzeit (wieder einmal) von kompetenter Politikerseite, der „Integrationsbeauftragten“ der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), es gäbe gar „keine deutsche Kultur“ (was sie vermutlich bei der türkischen vehement bestreiten würde). - Na denn, wir sind also ein Land der Unkultur (oder besser, werden es gerade?) und nicken diese kühne Behauptung auch brav ab!
Vielleicht kennt der eine oder andere Leser auch die amerikanische Fernsehserie „Raumschiff Voyager“ aus der Star-Trek-Saga. Dort gab es eine interessante Doppelfolge namens „Ein Jahr Hölle“ (Nr. 76, 77). Die Voyager trifft auf einen Raumschiffkommandanten in einem temporalen Raumschiff, der einst seine geliebte Frau verlor. Geschützt durch „temporale Schilde“ ist er außerhalb aller Zeitrealitäten und versucht nun seit ewigen Zeiten mit immer neuen Zeitmanipulationen die zuletzt vorgefundene Vergangenheit so zu verändern, daß der Tod seiner Frau ungeschehen wird. Das gelingt natürlich nie, hat aber Auswirkungen auf zig Spezies, deren Kultur und Existenz nach jeder vergeblichen Zeitmanipulation nicht mehr oder nur noch verkümmert vorhanden sind. Dem vergeblichen Irrsinn macht am Schluß Captain Janeway durch die Kollision der Voyager mit dem Zeitschiff inklusive der darauffolgender Vernichtung beider Raumschiffe ein Ende.
Erinnert uns diese Geschichte nicht irgendwie an die Bundesrepublik Deutschland = das temporale Raumschiff? Unsere deutsche Identität = die verlorene Frau, unsere Führungselite = der wahnsinnige Kommandant, „neue Erkenntnisse, Bewertungen und Sicht“ auf unsere Geschichte = die Zeitmanipulationen? – Noch offen ist, wer am Ende die Rolle des kollidierenden Raumschiffes „Voyager“ übernimmt.
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Debatte in "Junge Freiheit" vom 21.02.2018: Traditionserlaß der Bundeswehr „Wer seine Wurzeln kappt, fällt eines Tages um"
Nachricht in "Focus-Online" vom 16.02.2018: "Katastrophale Einsatzbereitschaft"
Nachricht in "Focus-Online" vom 20.01.2018: "Wehrbeauftragter hält Bundeswehr als Ganzes derzeit für "nicht einsetzbar"
Artikel von Christoph Schwennicke im "Cicero" vom 04.05.2017: „Niemand will den Elefanten sehen“
Beitrag von Felix Krautkrämer in "Junge Freiheit" vom 01.06.2017: „Bildersturm bei der Bundeswehr“
Nachricht in "Junge Freiheit" vom 06.06.2017: „Von der Leyen soll Skandale aufgebauscht haben"
Kommentar von Alan Posener in "N24" vom 06.03.2008: „Unsere Helden haben das Eiserne Kreuz verdient!“
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