- Familienname -
Herkunft und Bedeutung der Familiennamen Migenda und Migende
Unser Familienname Migenda ist tschechischer Herkunft und lautete ursprünglich Mikenda *1. Mikenda ist ein selten vorkommender patronymischer Name. Das heißt, er wurde aus dem Vornamen des Vaters oder Großvaters abgeleitet. Dieser Brauch war schon in germanischer Zeit, in Ostfriesland sogar bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, zu beobachten. So ist auch unser ursprünglicher Familienname Mikenda abgeleitet vom tschechischem Taufnamen Mikulás = Nikolaus.
Nikolaus, ein männlicher Vorname griechischen Ursprungs, zu deutsch etwa "Volksbesieger", war im Mittelalter in Deutschland nächst Johannes und Petrus der häufigste Vorname. Der heilige Nikolaus galt als Patron der Schiffer, seefahrenden Kaufleute und der Kinder (6. Dezember) *2;*3. Tschechisch Mikenda steht gleichbedeutend neben Miklenda und polnisch Mikunda.
Die Entwicklung unseres Namens sieht etwa so aus: Zu der tschechischen Taufnamensform Mikul s (für Nikolaus) traten schon früh Kurzformen des täglichen Gebrauchs:
Mik (1255) wurde zu --> Mika (1391/1418), zu --> Mikan (1379/82), schließlich durch hinzutreten zweisilbiger kosender, verkleinernder (gewissermaßen verdoppelten) Endungen -en/da- zu:
--> Mikenda (15. Jh.), --> Mickenda (18. Jh.), --> Miggenda (18. Jh.), letztendlich --> Migenda (19 Jh.) bzw. --> Migende (19. Jh.).
Die Ableitung der frühen Kurzformen ist durch wechselweisen lateinisch / tschechischen Namensbeleg für dieselbe Person zu erkennen:
1255 Mjc/Mik, praeposito (Propst); 1256 Nicolaus, praepositus.
1391 Mika, cerdo (Lohgerber); 1398 Nicolai cerdonis.
1418 Mika, homolár (Bergbewohner); 1424 Nicolaus homolár.
Obersorbisch kommt dann die Kurzform Mykan (1437) vor.
Die Silbentrennung der Vornamensformen von Migenda sieht so aus:
Mik/en/da, (Mikl/en/da). Im Laufe der Zeit verschob sich das k bei unserem Familiennamen zur zweiten Silbe hin und wurde zum g: Mik/en/da --> Mick/en/da --> Mig/gen/da (Migg/en/da ?) --> Mi/gen/da --> Mi/gen/de.
Richtig wäre aber im ursprünglichen Sinn die Silbentrennung Mig/en/da.
Wenn wir heute jemanden unseren Familiennamen zur Niederschrift nennen, so können wir meistens sicher sein, daß die Wenigsten Migenda richtig schreiben vermögen, so daß wir den Namen zu buchstabieren gezwungen sind. Es ist jedoch erstaunlich, daß unser Name vor der "Versteinerung" der Familiennamen im 19. Jh. nur einer unwesentlichen Änderung unterworfen war. Anscheinend wußten die meisten damaligen Schreiber noch um die Bedeutung unseres Familiennamens. Das läßt darauf schließen, daß sich unsere Ahnen in den Jahrhunderten wohl hauptsächlich in dem Gebiet Mährens, später dem angrenzenden Ungarn und seit mindestens um 1700 im nahen Schlesien aufhielten. In verschiedenen "Auswanderungswellen" verteilten sich die Migendas ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts über ganz Deutschland. Wie Erich A.P. Migenda einst feststellte, sind alle bekannten (europäischen) Migendas miteinander verwandt.
Inwieweit auch eine Verwandtschaft mit den ebenfalls selten vorkommenden Namensträgern Mikenda besteht, ist noch unklar. Diese sind hauptsächlich heute in Österreich (sowie Tschechien) zu finden. Vor ihrer Vertreibung lebten sie im Sudetenland bis zum Ende des II. Weltkrieges. Ihre ältesten Vorfahren wohnten im 18. Jh. in der "Nähe" Kunzendorfs bei Neurode in Schlesien, dem Ort, wo unser ältester bekannter Vorfahre Lorenz Migenda / Mickenda mit seiner Frau 1720 erstmals erwähnt wurde. Von ihm stammen alle bekannten (europäischen) Migendas und Migendes ab. Eine Verwandtschaft zwischen den Mikendas und uns dürfte jedoch wahrscheinlich sein. Zu den Namensträgern wie Mikes, Mika, Miklos usw. dagegen eher nicht.
In Wien kam 1986 Mikenda nur dreimal vor neben den verwandten Kurznamensformen Miksch / Miksche (270mal), Mikes (80mal), Mika (100mal), Miklos und Miklosch (35mal) und Mikolasch (30mal) als Familiennamen tschechischer Herkunft.
Wenn man über das Internet sucht, wird man feststellen, daß es den Namen Migenda / Migende auch in Schwarzafrika gibt, anscheinend nicht nur als Familiennamen, sondern auch als Vornamen. So las ich mal was von einem "Migenda Migenda". In Tanzania allein leben laut "Forebears" mindestens 158 Namensträger. Und im benachbartem Kenia sind auch mindestens 3 Namensträger zu finden. Auch diese wanderten teilweise aus und sind so über die Welt verstreut zu finden. - In Burundi gibt es auch eine Ortschaft namens Migende. Was der Name Migenda / Migende in Afrika bedeutet und woher er dort stammt, ist mir noch nicht bekannt.
Quellennachweis:
1 Schreiben der "Gesellschaft für deutsche Sprache e.V.", 65183 Wiesbaden, Taunusstr. 11, vom 28.07.1986
(Nr. GfdS We/s) und dem 09.08.1986, Hr. Weitershaus.
Benutzte Literatur: Johann Neumann; “Tschechische Familiennamen in Wien“; S.134; Wien 1971.
Kotík Antonín; “Nase príjemení“ (Über tschechische Familiennamen); S.83; Prag 1962
"Nase príjmení"; 1983
2 "Taschenbuch der Vornamen"; Humboldt-Taschenbuchverlag; München 1978.
3 Hans Bahlow; “Deutsches Namenslexikon“; Suhrkamp Verlag; Frankfurt/Main 1972.