Gedichte von Ursula Migenda geb. v. Wurmb (1938 - 2014)
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Über die Dichterin
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Dichten war eines der vielen „schönen Künste“ neben Malen, Zeichnen, Schreiben, Singen im Chor und Musizieren, denen Frieda Ursula Migenda geb. v. Wurmb (1938-2014) Zeit ihres Lebens treu blieb. In der Familie, der sie entstammte, hatte die Pflege dieser Künste eine alte Tradition.
Schon als junges Mädchen entdeckte sie ihre Neigung zu der Dichtkunst und diese Leidenschaft ließ sie bis zum Lebensende nicht mehr los. Hier drückte sie lyrisch aus, was sie täglich beschäftigte und wofür sie sich später auch in unzähligen Ehrenämtern mit Herz und Hand einsetzte. Hauptsächlich waren dies die Themen Natur und Umwelt, die Unterstützung der Armen und Schwachen, die Tierwelt und die Heimat – auch die alte, durch den zweiten Weltkrieg verlorene. Sie war schon eine „Grüne“ und vertrat deren Anliegen betreffend Natur und Umwelt, lange bevor die Partei überhaupt in Erscheinung trat. Wo sie einen Mißstand sah, trat sie einzeln oder mit anderen im Verbund an, versuchte was zum Guten zu bewegen - mittels Petitionen und Briefe an Politiker und Institionen beispielsweise. Diese schrieb sie oft bis tief in die Nacht hinein, feilte an der richtigen Wortwahl. „Shitstorms“ und „sozial Netzwerke“ gab es damals noch nicht und wäre auch nicht ihr Metier gewesen. Selbst ausländische Staatsoberhäupter wie der US-Präsident, die japanische Regierung (des Wahlfanges wegen) oder der Papst erhielten Post von ihr. Auf ihre wohlformulierten und den betreffenden Personen oder Institution gebührenden Respekt geschrieben Briefe erhielt sie auch Antwort, oftmals aber auch nur die schon offiziellen bekannten Positionen vertretend. - Ein Amerikaner fand das übrigens in einem Gespräch über ihr Tun beeindruckend und als Teil eines demokratischen Verständnisses gegenüber Machthabern sowie deren Vertretern. In den USA sei es selbstverständlich, daß der Bürger Senatoren und den US-Präsidenten anschrieben, um auf Mißstände aufmerksam zu machen und auch aktiv vor Ort sich für die Gemeinschaft engagieren.
Ihren vielen Gedichten kann man ihre Anliegen entnehmen. Sie veröffentlichte diese zumeist regelmäßig in Zeitungen und Heimatkalendern. 1978 gewann sie den ersten Preis, den die Landesregierung von Rheinland-Pfalz beim Dichterwettbewerb zum „Tag des Baumes“ ausgelobt hatte. 1982 veröffentlichte sie ein Auswahl ihrer Gedichte in dem Büchlein „Früchte im Wandel meines Lebens“ beim Verlag Friedrich Fiedler, Bad Kreuznach. Hier und da kann man den Gedichtband noch antiquarisch erwerben. Ein zweites Gedichtbändchen sollte später einmal folgen, doch dazu kam es nicht mehr.
Die Gedichte, die sie mit ihrem Tode 2014 hinterließ sind ungeordnet und auch seltenst mit Datum versehen. Oftmals war sie auch mit der alten Fassung ihres Gedichtes nach Jahren nicht mehr ganz zufrieden, sodaß eine Zweit- oder gar Drittfassung entstand, die sich in vielen Punkten, manchmal jedoch auch nur marginial von der Ursprungsfassung unterschied.
Als Faustformel der Enstehungsgeschichte ihrer Gedichte kann man sagen, bis etwa 1985 waren ihre Gedichte recht bodenständig im hier und jetzt, ab da wurden sie langsam, aber stetig spiritueller und beschäftigten sich mit geistlichen Themen, wobei ihr christlicher Glaube, als auch ihr Glaube an ein Jenseits, ein Weiterleben nach dem Tode, der Wiedergeburt und einer Bestimmung des individuellen Seins auf dieser Erde ein Rolle spielte und in ihren Gedichten ausdruck fanden.
Gedichte und die Kunst des Reimens finden heute kaum noch Interessenten in Deutschland, aber es war doch einmal erstaunlich bei einer Dichterlesung von ihr dabeizusein und zu sehen, wie beeindruckt und dankbar die Hörer, hauptsächlich Senioren, für Ihre vorgetragenen Gedichte, untermalt von selbstgespielter Musik gewesen waren. Vielleicht kommt das Verständnis für diese Kunst erst mit dem Alter und der langen Lebenserfahrung.
Diese Webseite möchte nach und nach ihre Gedichte veröffentlichen, wenn wahrscheinlich auch unvollständig und die zeitliche Reihenfolge nicht mehr treffend. Vermutlich werden nur wenige Leser auf diese Seite stoßen und noch weniger die Gedichte mit Interesse lesen. Aber für diejenigen, die dann die Verse erfreuen und inspiriren, für diese wenigen hat sich die Arbeit schon gelohnt und wäre auch ganz im Sinne der Dichterin über ihren Tod hinaus gewesen.
Schon als junges Mädchen entdeckte sie ihre Neigung zu der Dichtkunst und diese Leidenschaft ließ sie bis zum Lebensende nicht mehr los. Hier drückte sie lyrisch aus, was sie täglich beschäftigte und wofür sie sich später auch in unzähligen Ehrenämtern mit Herz und Hand einsetzte. Hauptsächlich waren dies die Themen Natur und Umwelt, die Unterstützung der Armen und Schwachen, die Tierwelt und die Heimat – auch die alte, durch den zweiten Weltkrieg verlorene. Sie war schon eine „Grüne“ und vertrat deren Anliegen betreffend Natur und Umwelt, lange bevor die Partei überhaupt in Erscheinung trat. Wo sie einen Mißstand sah, trat sie einzeln oder mit anderen im Verbund an, versuchte was zum Guten zu bewegen - mittels Petitionen und Briefe an Politiker und Institionen beispielsweise. Diese schrieb sie oft bis tief in die Nacht hinein, feilte an der richtigen Wortwahl. „Shitstorms“ und „sozial Netzwerke“ gab es damals noch nicht und wäre auch nicht ihr Metier gewesen. Selbst ausländische Staatsoberhäupter wie der US-Präsident, die japanische Regierung (des Wahlfanges wegen) oder der Papst erhielten Post von ihr. Auf ihre wohlformulierten und den betreffenden Personen oder Institution gebührenden Respekt geschrieben Briefe erhielt sie auch Antwort, oftmals aber auch nur die schon offiziellen bekannten Positionen vertretend. - Ein Amerikaner fand das übrigens in einem Gespräch über ihr Tun beeindruckend und als Teil eines demokratischen Verständnisses gegenüber Machthabern sowie deren Vertretern. In den USA sei es selbstverständlich, daß der Bürger Senatoren und den US-Präsidenten anschrieben, um auf Mißstände aufmerksam zu machen und auch aktiv vor Ort sich für die Gemeinschaft engagieren.
Ihren vielen Gedichten kann man ihre Anliegen entnehmen. Sie veröffentlichte diese zumeist regelmäßig in Zeitungen und Heimatkalendern. 1978 gewann sie den ersten Preis, den die Landesregierung von Rheinland-Pfalz beim Dichterwettbewerb zum „Tag des Baumes“ ausgelobt hatte. 1982 veröffentlichte sie ein Auswahl ihrer Gedichte in dem Büchlein „Früchte im Wandel meines Lebens“ beim Verlag Friedrich Fiedler, Bad Kreuznach. Hier und da kann man den Gedichtband noch antiquarisch erwerben. Ein zweites Gedichtbändchen sollte später einmal folgen, doch dazu kam es nicht mehr.
Die Gedichte, die sie mit ihrem Tode 2014 hinterließ sind ungeordnet und auch seltenst mit Datum versehen. Oftmals war sie auch mit der alten Fassung ihres Gedichtes nach Jahren nicht mehr ganz zufrieden, sodaß eine Zweit- oder gar Drittfassung entstand, die sich in vielen Punkten, manchmal jedoch auch nur marginial von der Ursprungsfassung unterschied.
Als Faustformel der Enstehungsgeschichte ihrer Gedichte kann man sagen, bis etwa 1985 waren ihre Gedichte recht bodenständig im hier und jetzt, ab da wurden sie langsam, aber stetig spiritueller und beschäftigten sich mit geistlichen Themen, wobei ihr christlicher Glaube, als auch ihr Glaube an ein Jenseits, ein Weiterleben nach dem Tode, der Wiedergeburt und einer Bestimmung des individuellen Seins auf dieser Erde ein Rolle spielte und in ihren Gedichten ausdruck fanden.
Gedichte und die Kunst des Reimens finden heute kaum noch Interessenten in Deutschland, aber es war doch einmal erstaunlich bei einer Dichterlesung von ihr dabeizusein und zu sehen, wie beeindruckt und dankbar die Hörer, hauptsächlich Senioren, für Ihre vorgetragenen Gedichte, untermalt von selbstgespielter Musik gewesen waren. Vielleicht kommt das Verständnis für diese Kunst erst mit dem Alter und der langen Lebenserfahrung.
Diese Webseite möchte nach und nach ihre Gedichte veröffentlichen, wenn wahrscheinlich auch unvollständig und die zeitliche Reihenfolge nicht mehr treffend. Vermutlich werden nur wenige Leser auf diese Seite stoßen und noch weniger die Gedichte mit Interesse lesen. Aber für diejenigen, die dann die Verse erfreuen und inspiriren, für diese wenigen hat sich die Arbeit schon gelohnt und wäre auch ganz im Sinne der Dichterin über ihren Tod hinaus gewesen.
Bingen am Rhein, den 30.08.2021
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Thorsten Migenda
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...
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Freunde liebe, die wir auf
so vielen Elendswegen zogen, durch Flucht und Vertreibung mit Tränen und Wehmut bis droben – wir waren für das große Verzeihen bereit und das Vermächnis unserer Trauer zeigt der Welt obendrein ein weites tiefes Herz der versöhnbaren unergründlichen Liebe und Tapferkeit, gerade auch zur adventlichen Zeit, lasset uns gemeinsam ein guter Bote dabei bleiben und sein! |
Abendstimmung (I.)
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So siegreich war wieder der Sonne Lauf,
die golden fließend im Blau versinkt! Auf weichen Flügeln ziehn Dämmerung auf und Schatten, die von selbst entschweben. Noch ehe die Nacht den Tag bezwingt, umgeben von flammenden Gluten -- Sterne zum Meer der Gestirne fluten. Der Mond erwacht am Himmelsgrund schräg hinter Busch und Bäumen, leiht mir zu später, stiller Stund ein zart Gespinst zum Träumen. Ich darf getrost dem Licht vertrauen, so wie wir auf das Gute bauen, und folgen seiner Spur. Im sanften Hauch mondsilbergrün, wo Schatten sich wie Tücher bauschen, die Grillen ihre Geigen ziehn. Sie geigen, als könnten sie niemals enden, als müßten sie letztes Leben verschwenden. Das rührt selbst den Wind, der leise weht, der streichelnd kost die dunkelnden Zweige und schäkernd zwischen den Weiden steht. Beim Glanz der Waldesherrlichkeit, so dicht, so frei und voller Lust gleich einem wunderreichen Garten, regt Sehnsucht manch' durchglühte Brust, sich mit Frohlocken zu verlieren. Welch stürmisch' Herz mag da noch warten? Doch folgt die Nacht in ihrer Ruh, deckt Gott die Welt mit Frieden zu. |
Abendstimmung (II.)
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So siegreich war wieder der Sonne Lauf,
die golden und fließend im Blau versinkt! Auf weichen Flügeln ziehn Dämmerung auf und Schatten, die von selbst entschweben. Noch ehe die Nacht den Tag bezwingt, umgeben von sanften Gluten, Steme zum Meer der Gestirne fluten. Der Mond erwacht am Himmelsgrund schräg hinter Busch und Bäumen, leiht uns zu später, stiller Stund ein zartes Gespinst zum Träumen. Wir dürfen getrost dem Licht vertrauen, so wie wir auf alles Gute bauen, und folgen seiner Spur. Beim sanften Hauch mondsilbergrün, wo Schatten sich wie Tücher bauschen, die Grillen ihre Geigen ziehn. Sie geigen, als könnten sie niemals enden, als müßten sie ihr letztes Leben verschwenden. Das rührt selbst den Wind, der leise weht, der streichelnd kost die dunklen Zweige und schäkernd zwischen den Weiden geht. Beim Glanz der Waldesherrlichkeit, so schön, so frei und voller Lust gleich einern wunderreichen Garten, regt sich auch Demut in der Brust; für alles Gute heute zu danken, dem lieben Herrn in seiner Ruh. Er deckt die Welt mit Frieden zu |
Abreißära?
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Nachdem der Kornhausspeicher verbrannt,
hat man die Abreißära erkannt. Das Maler-Müller-Geburtshaus verschwand, da wusch gern eine die andere Hand. Haus Brandenburg ist längst vernichtet; dort wird alsdann ein Klotz errichtet! Marienwörth, auch abgerissen, fand man zu poplig abgeschlissen. Dafür wuchert nun von der Brücke her ein Betonbaukasten klobig und schwer ... So schaut es aus an vielen Orten, doch kein Prophet half hier mit Worten. Demnächst wird uns die Neustadt zerstört, selbst wenn der Bürger sich rege wehrt. Dafür darf er auf stinkenden Schneisen zur Kurstadt bequem im Auto kreisen. Fallen Fassaden, stürzen erst Mauern, die wir wie ein Stück Heimat betrauern, dann tönt geschlossen aus einem Chor der Planstab etwas von Fortschritt vor. Schon wird dem Kreuznacher auch klar, was für ein toller Plan es war, den nunmehr das Rote Kreuz ersann, das mit Finanzen jonglieren kann. Um neue Heimstätten zu erstellen, will es Villa "Breidablick" fällen! Ein Baudenkmal, harmonisch und schön, um das noch herrliche Bäume stehn, als markanter Punkt am rechten Fleck, den schluckt in Bälde der Bagger weg. Bei diesen reizlos faden Ideen basiert das ewig gleiche Geschehn. Zuerst vergammeln und dann zerstören, bis wir vom dringenden Abriß hören. Das traurige Ende dieser Geschieht': Kreuznach verliert noch total sein Gesicht. |
Als Leserbrief im Oeffentlichen Anzeiger - Bad Kreuznach veröffentlicht am 17.12.1979 |
Zukunftsmusik
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Hurra, wir haben es wieder geschafft,
es werden Gemäuer hinweggerafft! Nach verdächtigem, langem Schweigen tanzt uns bald der Zerstörungsreigen. Bauten, als alte Ruinen verschrien, dürfen als Müll die Halde beziehn. Einst standen sie wie traute Balladen, die Häuser hier in schmucken Fassaden. Auf historischen Gründen gemauert hatten sie Ären stets überdauert. Nun will man dieselben niederreißen, um uns den Fortschritt damit zu preisen. Dem Moloch Verkehr muß man Opfer bringen, so tönt es. Kämpen, umsonst euer Ringen mahnender Worte in den Gazetten! Umsonst der Schrei, die Gassen zu retten! Es läßt den Stadtrat lächelnd kalt, wenn euch das Blut vor Empörung wallt. Bald dröhnt der Bagger am strittigen Ort und fegt die wertvollen Substanzen fort. Dafür wuchern rasch zu klobigen Höhn Betonstahlkästen, bezaubernd und schön; die zieren reizvoll Bad Kreuznachs Kern als Krebsgeschwulst, doch supermodern! Freut euch, wir haben es dann geschafft, wenn erst Kulturgut hinweggerafft. Begeistert ist jeder und hell entzückt, wenn er dafür über Blechkisten blickt, die in endlosem Zug mit viel Gestank durch die Stadt sich wälzen. Den Weisen sei Dank! |
Als Leserbrief im Oeffentlichen Anzeiger - Bad Kreuznach veröffentlicht Anfang 1979 (?) |
Die Gedichte „Abreißära“ sowie „Zukunftsmusik“ wurden als Leserbriefe im „Oeffentlichen Anzeiger“ von Bad Kreuznach 1979 veröffentlicht. Hintergrund war die Vernichtungswut kleingeistiger Kreuznacher Stadtpolitiker und der ihnen folgenden Stadtverwaltung, die alles, was vor 1945 gebaut wurde und den 2. Weltkrieg überlebte, früher oder später niedereißen ließen oder einem Abriß geschichtslos zustimmten. Als Begründung wurden in der Regel Modernisierungsgründe, z.B. der Straßenbau oder die Einsturzgefahr angeführt. Die Aktionen gingen meistens im Stillen vonstatten. Die historischen Bauten wurden zuerst lange nicht bewohnt und so verkommen gelassen. Nachdem sie unbewohnbar und zu Sanierungsfällen geworden waren, wurde einem Abriß zugestimmt. Meldete daraufhin der Denkmalschutz einmal Bedenken, konnte es passieren, daß der betreffende Bau eines Nachts zufällig abfackelte und man vor vollendeten Tatsachen stand. Die dann entstandenen belanglosen und in jeder anderen deutschen Stadt auch zu findenden Neubauten, Betonkästen mit vorgesetzten „modernen“ Fassaden, sind heute oft auch ein Fall für die Abrißbirne oder zumindestens sanierungswürdig. Letztendlich wurde so aus einem berühmten Badekurort aus der wilhelminischen Kaiserzeit mit einer Menge historisch gewachsener schönen Bausubstanz ein unbedeutender frozeliger und verknorzter Ort, der eine Großstadt mimt, die diesen Status aber wider aller Blütenträume von Lokalpolitikern niemals richtig erreichte. Die angestrebte Einwohnerzahl z.B. von über 50.000 wurde trotz Eingemeindungen lange Zeit nicht erreicht (inzwischen schon, dank vieler Ausländer, die oftmals die Innenstadt orientalisch beherrschen), anstelle einer Autobahn gab‘s nur eine Schnellstraße, und die immer wieder angekündigte Elektrifzierung der Bahnstrecke läßt seit mindestens einem halben Jahrhundert auf sich warten. Aber dafür ist Bad Kreuznach für Bausünden aller Art ein gutes Musterbeispiel. Wer ein Fachwerkhaus mit Glasbausteinen, ein Gradierwerk mit Betonfassung, eine Art Gewächshaus mit Sendemast auf alten Mauern - „Kauzenburg“ genannt - , große Schaufenster in alten Brückenhäusern aus dem Mittelalter, sowie andere baulichen Murksereien erblicken will, wird in Bad Kreuznach bestens bedient. Hier kann er die erbärmlichen Zeugnisse mickriger Parteienpolitk und des Stadtklüngels im großen Stil bewundern. Dagegen als Bürger dieser Stadt anzugehen war zumeist vergeblich. Das nach all den Abrißorgien noch das Fausthaus (indem der Rektor Faust einst wohnte, der später in Goethes „Faust“ literarisch verewigt wurde) und die Brückenhäuser (Wahrzeichen von Bad Kreuznach) stehen, verwundert, aber vermutlich haben auch deren Totenglöcklein schon angefangen zu läuten. Alls neues – mobiles – Wahrzeichen von Bad Kreuznach könnte ja dann der Stadtrat den unermüdlichen Abrißbagger oder die von ihnen so geliebte, fleißige Abrißbirne auserwählen. Letztere paßte auch gut anstelle der drei Kreuze in das Bad Kreuznacher Stadtwappen. Drei Abrißbirnen zwischen einem zertrümmerten geschachteten Balken.
Aber die Kreuznacher Bürger können sich trösten. Ihre Stadt ist kein Einzelfall in deutschen Landen, sondern die Regel - in jeder Großstadt bis zum kleinsten Dorf wiederzufinden! Der große Vernichtungszug gegen die alten deutschen Städte, ihrer einzigartigen Kultur und ihren geschichtsträchtigen jahrhundertealten Bauten begann im Zweiten Weltkrieg großflächig mit dem alliierten Bombenterror, der hauptsachlich die Zivilbevölkerung tödlich traf und unersätzliche Bauten und Kulturschätze in Schutt und Asche legte. Das, was dann am Kriegsende übrig blieb, setzten darauf folgend die von den alliierten eingesetzten Parteien in Nibelungentreue bis heute fort, das heißt, die Zerstörung der übriggebliebenen alten Bauten und der damit gezielt verbundenen Beraubung unserer kulturellen und geschichtlichen Wurzeln. Kaum jemand weiß, daß nach dem Kriege mindestens genausoviel an historisch alten Bauten zerstört wurde – auf Betreiben und mit Absegnung unserer Politikerzunft - wie im Krieg durch die sinnlosen Bombenangriffe. An deren Stelle treten dann zumeist häßliche Beton-, Glas- und Stahlbauten, öde Baulücken, Parkplätze und breite Autostraßen. So sieht denn heute (fast) jede Ortschaft von groß bis klein in Deutschland fade, beliebig und vermurkst aus. Nun wundern sich Politik und Handel scheinheilig über die wachsende „Verödung“ der gesichtslosen, langsam immer mehr vergammelnden Innenstädte und fragen heuchlerisch, wie man diese „wieder attraktiver für die Bürger“ gestalten könnte. - Aber der Drops ist schon lange gelutscht, denn man hat dies ja mit aller Macht so gewollt, wie man in Bad Kreuznach beispielhaft miterleben durfte - und auch heute noch erleben kann!
Aber die Kreuznacher Bürger können sich trösten. Ihre Stadt ist kein Einzelfall in deutschen Landen, sondern die Regel - in jeder Großstadt bis zum kleinsten Dorf wiederzufinden! Der große Vernichtungszug gegen die alten deutschen Städte, ihrer einzigartigen Kultur und ihren geschichtsträchtigen jahrhundertealten Bauten begann im Zweiten Weltkrieg großflächig mit dem alliierten Bombenterror, der hauptsachlich die Zivilbevölkerung tödlich traf und unersätzliche Bauten und Kulturschätze in Schutt und Asche legte. Das, was dann am Kriegsende übrig blieb, setzten darauf folgend die von den alliierten eingesetzten Parteien in Nibelungentreue bis heute fort, das heißt, die Zerstörung der übriggebliebenen alten Bauten und der damit gezielt verbundenen Beraubung unserer kulturellen und geschichtlichen Wurzeln. Kaum jemand weiß, daß nach dem Kriege mindestens genausoviel an historisch alten Bauten zerstört wurde – auf Betreiben und mit Absegnung unserer Politikerzunft - wie im Krieg durch die sinnlosen Bombenangriffe. An deren Stelle treten dann zumeist häßliche Beton-, Glas- und Stahlbauten, öde Baulücken, Parkplätze und breite Autostraßen. So sieht denn heute (fast) jede Ortschaft von groß bis klein in Deutschland fade, beliebig und vermurkst aus. Nun wundern sich Politik und Handel scheinheilig über die wachsende „Verödung“ der gesichtslosen, langsam immer mehr vergammelnden Innenstädte und fragen heuchlerisch, wie man diese „wieder attraktiver für die Bürger“ gestalten könnte. - Aber der Drops ist schon lange gelutscht, denn man hat dies ja mit aller Macht so gewollt, wie man in Bad Kreuznach beispielhaft miterleben durfte - und auch heute noch erleben kann!
Siehe auch die Webseiten:
- „StadtBild Deutschland e.V.“
- Einfach gut reisen „Bad Kreuznach - die Stadt mit drei Gesichtern“
- Tourismusbeitrag-so-nicht
- Bad Kreuznach meinestadt
Advent
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Sternlein sind an den Tann gehängt,
an die lichten blauen Zweige, die als strohbespannte Rädchen golden in solch‘ Ästen stehn, wollen froh uns scheinen wie ein Stern von Bethlehem. Dort in Stall und Krippe leuchtet auch das Jesuskind treu und liebreich uns entgegen. Was wir immer uns ersehen, wenn von Liebe Weihe kommt, sind ein Lenken und ein Schenken, das der Herrgott treu verspricht. Advent, unsere Zeit der schönen Güte und des Besinnens! Frieden will dabei versöhnen zu allem Guten, allem Schönen, denn die Heimat steht im Licht. |
Am Marktbrunnen
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Mit Freunden stehen wir am Brunnen hier
und bei des Wassers Scheide; verträumt bei seinem schönen Spiel und fern von manchem Leide. - Wer kennt nicht seinen Aufenthalt zu aufgestellten Bänken, mit schönen Blumen rund umher, die Blicke auf sich lenken! Wo Groß und Klein so gerne sind, bei Sommers Sonne, Wärme, Wind. - Manch Fremder kommt, manch Fremder geht, doch uns bleibt unverfälscht an diesem Ort zum Träumen und Genießen ein tief beglücktes Kind. |
Am Marktplatz bei uns (I.)
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In winkligen Gassen, begangenen Straßen
löscht unsere Zeit nicht aus. Wir legen täglich neue Spuren dazu. Vernetzte Asphaltwege bilden von hier einen Stern in andere Richtungen. An solch bedeutungsvollem Platz bleibt unsre Welt nicht stehn. – Knotenpunkt für viele. Menschen mit Begegnungen; damals wie heute: Hier bei dem täglichen Brunnengeschehn, wie es ist und wie es war; wo die Leute gleich nebenan, um ihre Waren zu kaufen, an Wochentagen des Marktes treu zu seinen Ständen kommen und gehn. Was darf an diesen Platz noch sein? Für uns zum Spaß eine bunte Palette kultureller Darbietungen zum Jahr!k erwünscht, lausche nur leis hinein, mehr noch als jegliches Wort kündet der Sterne Schein. |
Am Marktplatz bei uns (II.)
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In winkligen Gassen, begangenen Straßen
löscht unsere Zeit nicht aus. Wir legen täglich neue Spuren dazu. Vernetzte Asphaltwege bilden von hier einen Stern in andere Richtungen. An solch bedeutungsvollem Platz bleibt unsre Welt nicht stehn. – Knotenpunkt für viele. Menschen und ihre Begegnungen; damals wie heute: Hier bei dem täglichen Brunnengeschehn, wie es ist und wie es war; wo die Leute gleich nebenan, um ihre Waren zu verkaufen, an Wochentagen des Marktes treu zu ihren Ständen kommen und gehn. Was darf an diesen Platz noch sein? Für uns zum Spaß für die Kinder eine bunte Palette spielerischer Darbietungen zum Jahr! |
Am Marktplatz
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In winkligen Gassen, begangenen Straßen
löscht unsere Zeit nicht aus. Wir legen täglich neue Spuren dazu. Vernetzte Asphaltwege bilden von hier einen Stern in andere Richtungen. An solch bedeutungsvollem Platz bleibt unsre Welt nicht stehn. – Knotenpunkt für viele. Menschen mit Begegnungen. Damals wie heute. Hier bei dem lustigen lieben Brunnen, seinem schönen Wasserspiel, den duftenden Blumen nebenan und unsrem wöchentlich bunten Marktgeschehn! |
Am Waldweiher
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Hier lagert sich das Glück an stillen Ufern
und breitet über bleiche Steine sein Gesicht auf flüssigem Opale. Hier stelzt vermessen noch die Wasserspinne, geputzt, und rekelt sich im Morgenlicht; derweil in tollem Fluge die Libellen am Moos vorbei zum Kolke schnellen. Welch bunter Tanz! Ihn lächelnd näher zu belauschen, lockte die Schmiele und bot mir an ein morsch Gestumpf als Ufersitz. Aufblitzend zittern da die Flügel der blauen Stäbchen, und ihnen zum Gespiele warn Wasserrosen! Gern läge ich in ihrem Hag und sönne in den Sommertag! Dann hörte ich vom nahen Schwad das Trillern froher Heimchen und söge ein den vollen Duft aus frisch geschnittnen Schütten! -- Der Weiher schlief. Da zuckte meine Hand, ein Kieselchen scheuchte drei Ammern in die Luft. Komm, kleine Welle! Welle kam leis zugeflossen und die Schmerle angeschossen. -- Dort, wo der Forst den weiten Halbkreis bildet, wo ringsum Tann- und Eichenhaine in Andacht ihr Tedeum singen, sah ich am Bruch die alte Föhre nicken; ihr dunkles Haupt, der Drude gleich, so hielt sie Wacht. Und mit des Bornes Wassern stiegen mir Bilder auf, die nie versiegen. Was hat mich hergeführt in die Idylle, wo sich der Pilz so würzig hebt, an Grüsten schmiegt, wo bebend flockt die Schwanenblume, Johanniskraut auf goldnem Grund und Rohr, wie Brahm so lang, kein Auge trügt? -- Schon flirrt die Lust; und stiebend mit der Feuersglut kühlt sich die Sonne in der Flut. |
An der Oder
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Welch eine Sehnsucht ungeahnter Stärke,
indem der Sinn sich lieb zur Ferne lenkt; wo sich dank Gottes vieler Werke das weite Land umher mit Wassern unserer Oder tränkt. Noch weht vom Osten her ein frostig kalter Winterwind mit Schnee und Eis und muß doch eines Tages von ihrer Seite weichen, Bald schon wird uns aus einer Dämmerung vom Feld heraus die erste, zarte grüne Saat erscheinen! Ein lang ersehntes Frühjahr steht bei ihr schon an, wenn warm die ersten Frühlingswinde um sie streichen. – Wie eilen uns die Zeiten rasch vorbei, fast wie ein Flügelschlag, durch unser kurz bemessenes Erdenleben. Nur lichterfüllt die Seele für uns sei, seit nach Vertreibung, nach dem großen Elend, viel Gram und Leid in ihr ohn' Ende, wie Mühlenstein' so schwer; bei Gott sich hat gegeben. – Gemächlich zieht der Fluß dahin und dehnt sich breiter aus zum großen Strom bis tief in unser lieb vertrautes, altes Schlesierland hinein. Noch treibt mit seiner schweren Flut ein Wintereis bei Mondenschein. – Wer liebt die wunderbare Landschaft nicht mit Herz und Hand? Bald wird es wieder Lenz. Er kehrt für uns zurück in seinem vollen Glanz hier an der Oder schönem Strand, mit seinen sonnbekränzten grünen Auen – und einem artgerechten Vogelglück, wo wir die heimgekehrten Storchenpaare schauen, die dort bei ihrem wohlvertrauten Nest sich nunmehr ihre Zukunft bauen. – |
An die Loreley
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Die Landschaft verbindet uns
suchende Menschen. Wunderbar, wunderbar steht zwischen Kaub und St. Goarshausen ein Felsengipfel da, die vielbesungene Loreley. Umrauscht vom tiefgründigen Rhein. - Ich schaue vom Felsenriff hinab begeistert ins grünende Tal. Mein lieber Fluß, er grüßt mich hier viele dutzend Mal. Wen er aus Fernen ziehet, wem es wie Sehnsucht klingt, dem bleibt nie unverschlossen, wenn's ihm so recht als reine Lieb' hier unverloren tief zu Herzen dringt. |
An meinen Baum
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Im Seidengewand stehst du mein Baum,
Stätte der Ruhe im samtenen Raum, die du mir bist beschirmender Trost. Von einem Zweigenkranz umschlungen und wie von tausendfachen Zungen umflutet dich der Laube lichter Saum. An warmen, blauen Maientagen schmückt sich dein Haupt. Ein Zagen noch, dann drängen Sterne dicht an dicht aus allen Knospen an das Licht. Und schwillt in Wolken, Duft und Farben zu Flammenmeeren, Doldengarben. So grüßt dein Dom im Blütenreigen die Welt, und schönste Kelche zeigen verschwenderisch ihr ganzes Sein. -- Der Sommer naht. Im Sonnenglast bemalt er Frucht für Frucht am Ast, bis es ein Beet auf schweren Zweigen. Doch was heut' blüht, ist bald verschwunden! Jäh hat dich aus den linden Träumen der Herbst mit rauhem Arm entwunden. Die Windbraut singt. Sie mag nicht säumen und bläst das Laub vom dürren Schaft. Dann tobt mit orgelndem Gebraus der Sturm in wilder Lust sich aus. |
Gewann den 1. Preis bei einem Dichterwettbewerb
von Rheinland-Pfalz zum Tag des Baumes 1978 |
An meinen Vater
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Achtzig Jahre währt Dein Leben,
und es wuchs mit manchen Sorgen und der Liebe hellem Glanz, mit der Freude an den Kindern hin zu bunten Kranz, der sich nunmehr offenbart an dem frohen Wiegenfest, das dem Vater heut gehört, wo wir fröhlich feiern wollen. Jede Blüte Deines Kranzes Spricht ein Wort, birgt ein Gefühl Und die Tat, die reifen mußte. Schau ihn an, den Blumenkranz; Such in ihm, was Du bisher Noch nicht ganz gefunden hast; Und dann sag mir, was es ist, lieber, liebster Erdenvater! Laß Dir herzlichst Gutes senden, denn ich stimme froh mit ein in den Kreis der Gratulanten, die das Beste für Dich wünschen. Gottes Schirm und Gottes Segen Wollen wir daneben legen Und ihm selber für Dich sprechen. Klug bist Du schon längst geworden, an das Alter nicht gebunden. Weisheit keimt nicht nur im Sinn, möchte sich gerne dann und wann auch einmal verwegen zeigen, denn im irdisch langen Reigen schenkt sie jedem den Gewinn für ein ewig wahres Leben.- Und so heben wir das Glas Zu dem Fest des Jubiläums, das Dir jetzt beschieden ist. Wenn ich Dir als Engel käme, dem Du eng verbunden bist, tippt‘ ich mit dem Zauberstabe es ganz leicht von vorne an. Und so fielen reich die Gaben, die wir schon empfangen haben vor nicht gar zu weiter Zeit, abermals in Deinem Wein, der Dir köstlich munden möge mit dem innigen Erleben, mit den tiefen Herzensfreuden und dem heitern frommen Sein. |
Januar 1983 zum 80. Geburtstages ihres Vaters |
An Pfingsten
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Ich halte das Leitmaß unsres Heilandes fest,
wo er seinen Geist ausgießt, seine Ehr' so für uns Menschen erneut wirken läßt! An Pfingsten, an Pfingsten: Hier strahlen sein Tun, seine Liebe und Wahrheit im Geist auf uns zu, aus seinem geweihten Vaterhaus schön und hell in unsere eigene Welt hinaus! |
An unser Schlesien
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So freundlich gesonnen, als beherzte Menschen,
gesund einst in Wohlstand, in Amt und Würde; urig wie gläubig, genügsam wie regsam sind sie uns immer, geborgen in Größe und Bürde! Es gab für sie schönes Land, es blühten ihre Städte; umgürtet waren ihre Klöster, Dome und ihre Güter, von leichten Anhöhen herab so strebsam Schlösser zu schönen Friedenszeiten und Gott als Behüter. Schlesien, du gute Erde der großen Dichtkunst, mit unserem Gustav Freytag, Gerhart Hauptmann; man denke dabei an Gryphius, an von Logau und Böhme, man schaue auch Wolff und von Eichendorff an! Pferde mit ihren Fuhrwerken, ihren knarrenden Wagen kehrten stets heim zu Hofstatt und Haus. Glückhaft verbunden waren unsere Tage und dazu noch köstlich ein guter Bauernschmaus. Dann fielen viele Scherze wie herzliche Worte! Buben und Mädchen an Mutters guter Hand! In die Stadt fuhren geschäftig ihre Väter; ein jeder Bauer hatte den nächsten gekannt. Du liebes Schlesien, wir sind geblieben so herzig treu zu uns selbst, zu deinem Wirken und Geben. Draußen fiel oft weißer Schnee, so tief und weiß,. es war uns allen ein schönes weites und gutes Leben! Wir waren uns stets verbunden, daß du uns bleibst als ein Kleinod, es zu hüten und uns zu beschützen! Auf unserer Oder fuhren regsame Schiffer mit ihren Frauen und Gütern, den großen Strom zu benützen. Es grüßten sie dabei Kosel und Oppeln, Breslau und Glogau vor ihren vielen Dampfern und Kähnen; von Strand und Brücke aus zur goldenen Straße, wo Eigner sich stolzer und glücklich wähnten. So waren sie hier; bei Krieg uns verloren. Getötet, vertrieben, in den Fluten versunken. Wer kennt noch ihr großes, aufopferndes Los? Und viele mit ihren Frauen und Kindern gesunken! Mein Schlesien, so sehr geprägt, so schön gehoben, auch gern getragen wie zu einer ganz alten Zeit! Wir haben dich erst streckenweise verloren, durchlitten muß sein unser geborenes Leid! Geliebte Heimat schon deshalb, mit reicher Kultur als Erbe im Abendland, wie sind wir bereit, es mit uns als ein treues Leben zu bewahren. |
An unsere Mütter
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Wenn unsere gutherzigen Mütter werben,
dann weilt bei ihnen das wahre Glück! Wir lassen in ihren glücklichsten Kreisen das Wissen, den Glauben, die Heiterkeit und auch einen Abschiedsschmerz zurück. Wenn unsere besten Mütter bitten, tun sich die Herzen lieber auf; die Jugendfrische tritt herein, ein Ernst, ein Lachen und andere Gesichter, wie selbst des goldenen Schicksals mildester Lauf! Wohl uns, wenn alle im Glauben zu Gott verblieben sind! Wohl unseren Müttern, wenn ihnen sich helfende Hände reichenl Der herzigsten Vater treueste Güte mit Gottes Güte sich vermählt und weiter wirkt an unserem Kind. |
An unserem Mittelrhein
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Wenn einen Menschen die Landschaft erhoben, so ist es am Rhein.
O du lieber, vielgeprüfter Strom bis weit zum Meeresstrand; zu allen unseren Menschen und Städten darfst du Beziehung sein! Vorbei an alten Toren grüßt dich unser gastfreundliches Land. Wir schauen heiter und verträumt auf Täler und auf Höhen, wo Bergfriede leuchten, wo Haus an Haus sich schließt, von schönen Altertümern weithin klingend, da dieses Land für uns in der Welt sein hohes Ansehen genießt. Es wird vom Himmel gesegnet sein, darf allen wohlgefallen, daß unsere Heimat am Mittelrhein uns glänze als ein irdener Schrein. Wo Menschen hier wallen und zielstrebig von Anbeginn gemeinsam schafften und wirkten. Seid willkommen, ihr lieben Gäste von nah und von fern auf euren Wegen in unser schönes Land! Wo früher Kelten, Gallier, Römer und Burgunder waren; hier schaute unser Herrgott seine Völkerschar an und schenkte dazu seinen Segen. Wer so im Sonntagsfrieden von uns ging, mit gutem Herz und altersmüden Füßen, aus wein- und waldumlaubten Auen solch heimatliches Glück empfing, der weiß, wie wir ihn gerne widergrüßen! Mit wieviel Kraft, Mühe und Fleiß haben Menschen uns dieses Fleck Heimat aufgebaut, mit wieviel Glauben, Lieben, und Hoffen! - Stand uns abermals ein Hochwasser ins Haus, tat Gott uns trotz Klagen und Zweifeln neue Tore auf und ließ sie uns offen. Von der Unesco zum WeItkulturerbe erhoben ward unlängst das Gebiet für gegebene Zeit. Das darf uns erfreuen zu Danksagung und Loben; doch stehen wir auch immer für seinen Erhalt bereit? |
An unseren alten Kirschbaum
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Im seidigen Gewand stehst du, mein Baum,
Stätte der Ruhe im samtenen Raum, die du uns bist ein schirmender Trost. Von einem Zweigenkranz umschlungen und wie von tausendfachen Zungen umflutet dich der Laube heller Saum. An warmen blauen Maientagen schmückt sich dein Haupt. Ein schwaches Zagen noch, dann drängen Sternlein dicht an dicht aus allen Knospen an ihr Licht. Es schwillt in Wolken, Duft und Farben zu Flammenmeer und himmlischen Garben. So grüßt uns deine Krone im Blütenreigen, die Tage verschönen, denn alle Kelche bringen verschwenderisch ihr ganzes Sein. -- Und naht ein Sommer im Sonnenglast, bemalt er Frucht um Frucht am Ast; bis es ein Beet auf schweren Zweigen. Es folgt eine Zeit der Ernte und Ruhe. Zu rasch sind all' die schönen Tage vorbei, daß Andacht uns Gottes Segen sei! Die Windbraut singt, sie mag nicht säumen und bläst dein Laub vom harten Schaft. Nun tobt mit orgelndem Gebraus ein Herbststurm sich wieder aus. Uns aber gereichen die Früchte, köstlich und frisch, zu Freude und Danksagung auf unseren Tisch. |
Astern
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Astern in den Grund gezeichnet
und zum Lieben wie bestellt, eure Blüten lodern wieder, blühen so, wie's Gott gefällt. Wenn die Stare südwärts fliegen, wenn der Kranich Kreise zieht, wenn die Herzen sich erkühlen, schätz' ich eure heile Welt. Nun kann sich in späten Stunden unser Leben reich erfüllen – und aus ihren teurem Sagen Unverhofftes still enthüllen. |
Asternbeete
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Trunkene kleine Meere der Fülle,
sonnenbeladen von der Wärme später Oktobertage – wie liebt ihr die Zeit des Schenkens und Dankens im Rausch der Ernte; wie habt ihr euch bereitet zu einem Fest des Besinnens, zu ganzen Taten! Ihr werdet geliebt und werdet bewundert wie herrliche Bräute, die am Abend zur Trauung schreiten möchten. Ein Schmelz auf purpurnen Wangen, Ein Schmelz auch auf zarten Gewändern, so finden wir euch vor und glühen gleich mit. Und wenn unsere Blicke auf Bräuten verweilen, die lieblich und farbig auf Beeten sich wiegen, dann zieht uns dies Bild von süßem Verweilen wie ein schöner Willkomm‘ für den Winter entgegen. |
Auf dem Berg
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Auf dem Berg bin ich gegangen,
vor mir lagen Busch und Wald; sah am Hang den Schwarzdorn prangen, sah der Vöglein Vielgestalt. Durch den Schnee bin ich gegangen in den blauen Wintertag; Lieder hab' ich aufgefangen dort am Hang, wie ich sie mag. Hand in Hand mit dem Begleiter blieb der Tag mir ein Geschenk, und im Alter lebt er weiter, wenn ich wieder an ihn denk'. |
Auferstehung
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Und ruhtest du dunkel
und schmerzhaft vermessen lange im Grabe, so folgt doch zum Tag des Lichtes die eigene schöne Auferstehung. Das größte Geschenk und leidvolle Gabe des liebenden Heilands Christus an uns bis zu fernester Zeit! – |
Aufgang der Sonne
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Über hohen Wolkendächern,
die am Dämmergrunde bleichen, funkelt still der Abendstern. -- Hoffnung als mein Lebensstreiter, Licht im Dunkel wirrer Tage und ein Mahnen für den Frieden, guter alter Traumgeselle, liegt in deinem milden Strahlen. Glückverbrämte Zukunftsschlösser suchst du uns darin zu malen! -- Nein, vergebens, denn schon steigt des Helios Wagen aus den purpurnen Chorälen triumphierend in das All. Wie die Räder Funken sprühen gleich dem Eisen auf dem Amboß! Selbst die Spur, sie zeichnet Brände; rotdurchglüht im Morgenglanz und mit ewger Machtgebärde hebt sich aus dem Räderwerk feierlich der Sonnenball. |
Aufruf
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Rollet, ihr Donner!
Schlagt eure gewaltigen Hämmer von zornig tosenden Wettern herab! Zucket, ihr Blitze! Schießt eure sengenden Pfeile mit Macht in die brodelnden Tiefen des Tartaros ab, daß seine gähnenden Schlünde zerrissen werden. Durchbrauset so auch das menschliche Herz, damit es geläutert mit mut'gen Gebärden den Weg aus dem Dunkel zum Licht wiederfinde aus Leid und aus Schmerz. |
Blühender Flieder
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Es schlägt ein Blütenwunder
die Sternenaugen auf; des Frühlings lichte Bräute umschmeicheln mich zuhauf. Mit weiß' und roten Wangen, wie von der Lieb' entbrannt, stehn sie gleich schönen Schwestern in ihrem Festgewand. Was will des Unmuts Wolke bei solcher Blütenpracht, wo mir aus diesem Blühen ein freier Sinn erwacht? Flammt dennoch Trotz und Hader, laß weithin sie entfliehn, wenn über stille Gärten die Fliederdüfte ziehn. Zu nimmermüdem Streben zu tatenfrohem Mut regt sich mit allen Mächten das Herz in voller Glut. |
Brunnengeschichten
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Bei unserem Stadtbrunnen gibt es:
Ein Plätschern und Murmeln, leises Gurgeln, Wispern und Sprudeln einen guten Sommer lang! Vielgeliebter Platz für Kinder und Jugendliche, die sich hier bei Cola, Eis und Käsebaguetten stärken und erfrischen. Erlebter Platz weiterhin für unsre Bauern, Gärtnersleute, Dichter, Denker und Kulturfreunde. Ich setze mich auf eine Bank und strecke meine Glieder, denn in Zeiten der Ruhe finden wir dort eine kleine Base des Glücks wie einen Lichtblick unsres Friedens wieder. |
Das Abendmahl
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Einer Verschwörung gleich,
geschwisterlich verbunden in Gemeinschaft der Heiligen durch den gemeinsamen Geist Gottes, steht ein Kreis Andächtiger um den Altar des Glaubens, zu empfangen das heilige Brot und den Wein Christi im großen Abendmahl. Da dringen Strahlen mit tastenden Fingern durch farbige Gläser verklärender Fenster und spinnen ein Netz uns von feiernder Stille. Und neben den Flammen der brennenden Kerzen, gleich goldenen Bienen, gleißt auch die Verheißung von schimmerndem Linnen aus Schale und Kelch. Wenn ich dir gegenübertrete, Herr, pocht wild mein Herz fast zum Zerspringen, denn in der Gabe des Heils sind uns die Güter bereitet, die Gnade und Vergebung bringen. Voll freudigen Strebens eilt deshalb die Schar zur Quelle des Lebens, die Hoffnung gebar. Nur der wird seiner Schuld befreit, der zur Vergebung ist bereit; des Nächsten Schuld auch gern vergibt und tätig liebt. Starb Christus nicht, den Geist uns zu vererben, des andern Last geschwisterlich zu teilen; von seinem Opfer nicht allein, sondern durch eignes groß zu werden? -- Nun dürfen wir im Segen weilen und Frieden finden, wer ihn sucht. Leis fiel das Wort: „Für euch vergossen.“ Ich nehme Brot und volle Frucht und bin in seinem Bund geschlossen. |
Das Gasthaus im Hunsrück
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In mein Wirtshaus am Wald beim stillen See,
da kehre ich gern und sorgenfrei ein. Es ist so schick und so schön neu hergerichtet, was mag das nur für ein freundlicher Hauswirt sein? Seine Mädchen dienen stets lieb als fleißige Wesen und dienen wie Engel, wenn sie uns speise holen. Hell glimmen draußen wie drinnen traulich Lichtlein, die alle Gäste verzaubern wollen. – Nun weiß der Besucher kaum, was ihm mehr gefällt: Ist es der Blick in die Umwelt zu Wald und Wasser am stille n See? Ist es die Freude am Alltag, ein Glück? Oder das Schauen von der Terrasse aus mit der Muße zu allem Bewegtem in diesem Haus? Wenn die Sonne später hinter den Wipfeln der Bäume ihren Abschied nimmt, bleibt ein schöner Segen für unseren Abend zurück! |
Das Gebet
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Du, mein Herr bei Lob und Ehren,
unser Vater aller Dinge, laß dein Licht die Erde verklären, daß es tiefste Nacht bezwinge! Laß damit die Seelen zünden, die verzweifelt und bedrängt; hast Du doch trotz Torheit, Sünden auch uns gütiger beschenkt! Laß durch unser Tagwerk, Schalten – unserem lieben Nachsinnen, Tun – Weisheit und auch Güte walten, auferstehn und nimmer ruhn. Wenn wir gerne nach Geleite öfter Deine Gunst erflehn, wird uns milder Trost zur Seite, lieber Vater, bei uns stehn. Wir danken Dir, Herrgott, für Verzeihung, für aller Nachbarn Freundlichkeiten; beschütze sie vor Hochwasser und Flutung! Dein sind die Allmacht und unsere Saumseligkeiten. Geschlagen und getreten ist Dein Volk, getreten auch dein Wille. Laß uns deshalb gut bekennen, weil Du uns verliehen· hast Deinen Segen, Deine Stille, amen. |
Das Gewitter
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Drückende Stille atmet das Leben
wo plötzlich der Himmel seltsam verstummt. Zum Waldrain äugt der ängstliche Vogel, als selbst die Sonne ihr Antlitz vermummt. Da wälzt sich vom Westen mit dumpfem Groll ein Wolkenberg wie ein Untier heran und birgt in sich ein nächtliches Toben. Erschreckt sucht das Reh den sicheren Tann. Ihr dunklen Mächte, laßt ab von der Qual, verhüllt eure schaurig schwärzlichen Türme! Umsonst, umsonst — schon ächzen die Bäume, denn wild entfesseln sich fauchende Stürme. Wohl schmeichelnd fleht noch die Glockenblume einsam verloren in heulenden Hallen; sie hält erblassend ihr kleines Gesicht, als krachend die Donner herniederprallen. Schon jagen im flammend zürnenden Rudel die brausenden Lüfte mit grellen Blitzen; und rauschend ergießt sich aus allen Schleusen strömender Regen in wabernde Pfützen. Wie gierig trinken die harten Schollen die Flut aus dem überquellenden Schlund, als hätten sie ewig dürsten sollen mit ihren Brunnen auf rissigem Grund! Doch kraftlos verebbt der Zorn der Natur! Und Licht bricht mit neuen Düften hervor und rieselt auf dampfende Garben. Da wächst aus der Stirn der Erde empor ein Dom in schillernden Farben. |
Das junge Kätzchen
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Im Blumengärtchen bunt und schön,
da grüßt ein niedlich' weißes Häuschen; und drinnen vor dem Fenster stehn zwei kecke Buben — Hans und Kläuschen. Sie spielen zärtlich und verzückt mit einem allerliebsten Kätzchen, das drollig ganz im Spiel entrückt, vollführt die frechsten Mätzchen. Das Kleine ist ein junger Kater, Voll Feuer und auch Temperament, das es geerbt von seinem Vater, den man als rauhen Kämpen kennt, Einst lebte Miezchen früh allein in einer feindlich kalten Welt; es fristete ein karges Sein und fand kaum Nahrung auf dem Feld. Doch unsere Buben Hans und Klaus, die nahmen es gleich mit nach Haus, als es noch krank und hilflos war, mit schmutzig naßverklebtem Haar. So wurde es sehr liebevoll gepäppelt und gesund gepflegt, dann hat sich ihm vor Freude toll ein neuer Tatendrang geregt. Des Hauses lustiger Gesell trägt jetzt ein seidenweiches Fell. Es glänzt in Schwarz, es strahlt in Weiß -- drum liebt ein jeder "Bauzi" heiß. Selbst seine weichen Pfotenspitzen läßt er aus dunklem Sammet blitzen. Mit Würde, ganz nach Katerart, sprießt ihm dazu ein stolzer Bart. Nur wenn er durch die Zimmer jagt, an Möbeln seine Krallen wetzt und Mutters Vorhang gar benagt, wird er prompt vor die Tür gesetzt. Oh, bläht er da die Wangen auf, als wollt er sagen: pfeif was drauf! Er schwingt erregt den kleinen Schwanz und hascht nach ihm im Wirbeltanz. Ja dieses kesse junge Leben sucht stets nach Höherem zu streben; erkennt am Ulk, den es entfacht, wie man sich somit Freunde macht. Nun, alles Spielen einmal endet. Zur Küche sich Herr Kater wendet, um dort genüßlich und in Ruh die Milch zu schlabbern. Klaus schaut zu. Dann streckt "Bauz" buckelnd seine Glieder und gähnt — doch schnurrend immer wieder reibt er den Kopf an Kläuschens Hand, bis sanft der Schlaf ihn übermannt. |
Das Licht der Welt
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Licht – Macht unsres Himmels,
der Sonne und der Sterne, zu Aussaat und Ernte in ewiger Bahn! Liebe zu Kindern und einsamen Alten zünden uns Sorgfalt und Fürsorge an. Gewaltig ist des Heilands Treue und seiner Wahrheit Weisheit – Kraft. Wer gern dabei in seinem Lichtkreis lebt, sorgt für das Gute schon allein, daß es uns hilfreich Beistand gibt. Licht nach Vergebung – Verzeihen trotz eigenem Leid hält Gott für uns Große, Genügsame bereit! Eintracht und ein guter Glaube vereint in jedem Haus, leuchten uns hell in die Welt hinaus. Seele, liebe, im Frieden, vergiß es nicht – nach vielen Leben stehst du bei Gott gekonnt in deinem schönsten Licht. |
Das Nahelied
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Rauher Wind auf wilden Schwingen
kommt durch Auen angeflogen. Über Triften, über Schluchten spannt der Mai uns goldene Bogen; denn mit Sehnsucht will er zeigen dieses Tor zur Nahewelt, wenn der Sonnenschein als Reigen weihend in die Täler fällt. Unsere Wasser haben's eilig, stürzen über in das Feld, um dem Frühjahr zu erzählen, was den lieben Gau erhält. Nur dem Hain vertraut die Amsel, wie im Winter wir gesonnen, als im Hause unsre Arbeit wir mit hartem Fleiß gesponnen. Heute blühen Silberwölklein über Feldern, überm Stein; morgen bricht vielleicht uns wieder grau ein Hochwasser herein! Aber heiter schaut. die Feste unserer Ebernburg ins Land; aus den früh geputzten Scheiben leuchtet uns des Himmels Brand. Wie ein Tuch aus Knospenketten, die von Waldeskronen ragen, möchte sich der Mai grün betten, lichtgestickte Bänder tragen, wünscht uns an die vielen Wege manch' geliebte frühe Blume, die mit Herz die Landschaft segne, allen und zu Gottes Ruhme! |
Der bornierte Masochismus
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Kaum läßt es sich mehr ertragen
Deutschlands Kreuchen ohne Scham, seit aus Mammons schnöden Tagen niemand daran Anstoß nahm. Auch ist nicht mit anzusehen, was in Staate fault und gärt; doch wird man es stets verstehen, wie man mit dem Volk verfährt. Itzo läßt es buckelnd biegen sich zum Büßer im Gewand; und vom trügerischen Wiegen wirft es fort, was es erstand. Diese Zeit, an der wir kleben, trägt das Bild der Heuchelei. Jedes selbstbewußte Streben wird verschrien als Narretei. Links ist Trumpf, denn links muß sein, wer zum Leittier ist gewillt. In der Massenmedienschein wird der Wissensstand gehüllt. Selbst von Deutschlands größten Söhnen hat die Kehre haßerfüllt, Mieses nur mit schlechten Tönen in die Welt hinauskrakeelt. Wenn in unsern heut’gen Tagen - dank der Hetze ohn' Verdruß - Deutsche sich bespein und schlagen, ich an Irre denken muß. |
Der Rhein
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Wer hat nicht sein Herz an dem Rhein verloren?
Zum Meeresstrand sinkend - welch' heiliges Band mit Menschen und Städten! An freundlichen Toren vorbei grüßt er vielmals ein reiches Land. Oh seht nur auf Ketten von Hügeln und Wäldern, wo Burgvließe leuchten, Haus an Häuserreihe sich drängt, von Altertum sprechend! - Wenn uns im Frühjahr auf Hängen der Winzer sein Rebgut einsenkt, dann erzählt uns der Rhein von all' seinen Wegen, auf denen Völker sahen und kamen; - es deucht allen, als werde der Herr uns im Segen die Heimat neu schenken in blühendem Rahmen. Weit drunten vom Tal steigen leuchtend die Senken herauf zu grünenden Höhn. Die Vließe der Au sprachen mit. Zerborsten, auf steingrauen Bänken bewachen sie heute den lieben Gau. In Zeiten, in tiefen Gewölben der Erden gärt golden und sinnvoll in Fässern gereiht der Wein vor sich hin. Zum Riesling-Werden sei er dem Wohl unseres Landes geweiht. Wem haben nicht oftmals Sagen geklungen als Stimme der Heimat, wie ewiges Rauschen? Sprichst du in Liedern, der Gluten entsprungen, wird dir von jeher ein Dichter gern lauschen. |
Das Schneeglöckchen
(Galanthus nivalis) |
Wer liebt sie nicht, diese kleine weiße und feine Blume, die sich in ihrer bescheidenen lieben Art gegen Februarende, oft noch bei Schnee und Eis anschickt, aus der Erde zu kommen und dem Licht entgegenzustreben, um frühzeitig im Jahr anmutig zu blühen. Teilweise sieht man sie in unseren Gärten stehen, in Auenwäldern, feuchten Laubwäldern oder in Wiesen wachsen. Auf jeden Fall bevorzugt sie feuchte schattige Standorte. Überall verbreitet sie dort ihren kleinen Charme. Und so gehört diese anspruchslose Blume zu unseren ersten Sendboten eines zu erwartenden Frühlings. Vermehren läßt sich das Schneeglöckchen durch Brutzwiebeln, die wir bereits im Juli einsetzen können. Die Pflanzen werden etwa 15 cm hoch. Ihre Blütezeit liegt zwischen Februar und März.
Wer von uns Älteren hat früher nicht gern als Kind ein Händchen voll dieser herzig nickenden Schneeglöckchen gepflückt, um sich in der Stube an ihrem feinen Duft und an ihrer Ausstrahlung zu erfreuen? Heute darf man das nicht tun, da sie streng unter Naturschutz stehen. - Wie alle „Amaryllidaceen“ besitzt auch die Blüte unseres Schneeglöckchens einen unterständigen Fruchtknoten, außerdem sechs weiße Blütenblätter. Davon sind drei etwas abstehend an der Außenseite vorhanden, während sich drei nur halb so große im Innenbereich befinden. Am unteren Ende kann man bei ihnen noch einen kleinen, hellgrün gestreiften Fleck erkennen. Bei unserer Galanthus nivalis treibt eine etwa 2 cm kleine Zwiebel, die von einer bräunlichen Haut umgeben ist, nur zwei Laubblätter heraus, weiche anfänglich von einem häutigen Scheidenblatt eingehüllt sind. Jenes derbe Hüllblatt befähigt die Pflanze in ihrer Anlage erst, einen gefrorenen Erdboden zu durchbrechen. Ist die Erdoberfläche erreicht, hört das Wachstum des Scheidenblattes auf, aus dem wie ein kleines Wunder zwei blaugrüne Laubblätter herauswachsen. Aus ihrer Mitte wird danach ein Blütenstengel mit seiner zarten Blütenknospe an das Tageslicht gebracht. Die Blüte weist wiederum wie ein kleiner Verschluß oben am Häubchenende eine Scheide aus zwei Hochblättern auf. So unsagbar umsichtig hat es eine Natur eingerichtet, um zarte empfindliche Blütenknospen aus einem harten, oft noch eisbedeckten Winterboden unbeschadet trotz Kälte zum Werden und Wachsen zu bringen. Ja, damit zu jeder Jahreszeit etwas Schönes für uns zum Blühen kommen kann! Wo wir heute draußen in unserer Umwelt große wildwachsende Schneeglöckchenbestände aufweisen können, ist nur wenigen Fachleuten bekannt. Es soll sie aber noch in einigen bevorzugten Gebieten der Heimat geben, beispielsweise in den Auwäldern am Rhein, im Hunsrück bei Stromberg, in der Donauebene und in einigen anderen Gegenden, wo sie teils in stattlicher Anzahl anzutreffen seien. Früher trat das Schneeglöckchen als Steppenblume in Südosteuropa in zahlreicher Art auf und siedelte von dort aus nach Norden und Westen, wobei es danach in den Stromtälern Mitteleuropas am meisten vorkam. - Der französische Lyriker Jean-Arthur Rimbaud sagte einmal über jenes anmutige Gewächs: „Auf weißem Schnee ein Wesen voller Schöne!“ Einer Legende nach sollen diese Blumen völlig selbstlos gehandelt haben, indem sie dem Eisschnee, der ursprünglich von Gott keine intensive Farbe erhalten hatte, ihre blütenreinen weißen Röckchen verschenkten. Seitdem heißen sie auch „Jungfer im Hemd“. - Mancher gab dem Blümchen weiterhin den Namen: „Schneeflöckchen“ und „Schneetröpfchen“, seines nickenden Häubchens wegen. Ein alter Volksglaube sagt uns, daß alle Schneeglöckchen Blumenseelen von zu früh verstorbenen Kindern seien. Viele von uns glauben noch, daß dort an der Stelle, wo beim Licht vom Himmel im Schnee ein Engel steht, Schneeglöckchen als die großen Märzbecher aufblühen.- So haben viele Gewächse ihre liebevolle besondere Bedeutung für uns erhalten. Auch in der Kunst findet man auf mittelalterlichen Bildern Schneeglöckchen gemalt, wie zum Beispiel im „Paradiesgärtlein“ oder im „Maria im Rosenhag“ als lebenden Beweis zur Liebe abgebildet. Als zweite größere Art sei noch die Frühlingsknotenblume erwähnt (20 cm groß), bekannt als Märzbecher mit dem wissenschaftlichen Namen: Leucojum vernum. Auch er gehört zur Familie der Amaryllisgewächse, der als Einzelblütengänger von recht langer Blühdauer ist (März-April). Seine Blüte fällt noch etwas größer und ausgeprägter aus als die der Galanthus nivalis. Unten am Rand seines Blütenbechers weist er grüne kräftige Leuchtpunkte auf. Beide Pflanzenarten ergänzen sich in der Natur großartig und harmonisch. Wo die eine Sorte fehlt, erscheint oft die andere. Wer diese hübschen kleinen Blumen in sein Herz geschlossen hat, darf ihnen vertrauen, sie als frühe liebliche Verheißung und als Sendboten eines Frühlings sehen; für gute, schöne neue Anfänge zu Mut, Kraft und Freude im gegebenen glücklichen Jahr. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2007 |
An unser Schneeglöckchen
Schneeglöckchen, Weißtröpfchen,
wir haben dich sehr gern. Du begleitest den Winter Jahr um Jahr wie ein Stern. Du bist lieblich und mutig, blühst trotz Eis und trotz Schnee; denn vom Waldesgrund unten wächst dein Blümlein zur Höh. Man erzählte sich einst bei uns: Eure Seelen wie Gold haben selbstlos vergeben alle Röcklein so hold! Durch ein einziges Vermächtnis vielversprechend zu gehn, möchten wir eure Blumen in der Heimat groß sehn! In Verbindung mit Sorgfalt sind wir gerne bereit, eure Gründe zu hegen. Gott gibt uns sein Geleit. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2007 |
Der Schneemann vor dem Haus
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Naß und kalt sind nun die Tage, o der
Winter kehrt hier ein! Heimlich über Nacht fällt leise Schnee, sachte neuer Schnee. Geborgen fühlt so mancher sich in seinem Heim. Und alle Kinder freuen sich, gleich draußen zu spielen. Sie wälzen vor dem Haus den Schnee zu einem dicken Ball und bauen ächzend ihren großen Schneemann auf. Mit Brille, Schlapphut, buntem Schal, so grüßt er uns vieltausendmal; ist er ein lieber Kerl geworden. Zum Schluß wird ihm noch eine runde Nase aus Pappmaché in sein Gesicht gesetzt, daß man sich über ihn nur wundern muß! Er hält den Besen in der Hand und schaut so fröhlich in das Land. Wie lange wird der Schneemann leben? – Drei Meisen kommen angeflogen, sie rufen laut und betteln sehr um Körnchen. Er lächelt sie nur an, mehr kann er ihnen nimmer geben! |
Der See
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Türkisblau
gleich einem glänzenden Auge und wie ein Edelstein leuchtend liegt in sich ruhend, noch unberührt der stille See. Seufzende Wasser flüstern und raunen an Rohren und Schilfen; ewiger Spiegel Gottes auf wogenden Gründen an Ufern spielend. In goldenen Wellen tanzen gleißende Lichter; blicken auf wie funkelnde Sterne, wenn die Sonne sich badet zur hohen Mittagszeit. Smaragdgrüne Seide als schattende Wimper ringsum. Bekränzender Flor deiner klaren Seele in Tiefen sich findend -- so schmückt er dein Reich. |
Des Liebsten Stadtbesichtigung
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Als der Sonne frühe Strahlen
sanft den Sonntaghimmel malen, darf ich um des Liebsten Willen, den er weiß, stets zu erfüllen, hin zum Bundesbahnhof gehn, um ein Städtchen anzusehn. Ja, um Sprit und Nerv zu sparen, sind wir mit der Bahn gefahren! Voll Erwartung steht er nun wie ein Bub mit blanken Schuhn und beguckt die vielen Wagen, die aus Gleisgewirren ragen; mit der Diesellok voran, die so herrlich spurten kann. Unser Bahnhof am Gelände hatte neu verputzte Wände, und er winkt an diesem Morgen uns zur Reise ohne Sorgen. Ach, man wünscht, man könnte fliegen! Rasch zum Zug und eingestiegen, um damit im schnellen Sausen zum Gemäuer hinzubrausen. Bei dem Ziel kaum angelangt, das ist mir bereits bekannt, muß der fotofreudge Mann wild erst knipsen, um alsdann zu der Innenstadt zu pesen. -- Hier in Reih und Gliedern stehn Fachwerkhäuser bunt und schön; wie in früheren Balladen blitzen Giebel und Fassaden. Als ein Werk besonderer Art schmückt das Rathaus jenen Part. Auch am Markt der alte Bronnen ist von großer Zeit umspannen. Doch so traut dies Bild, so heiter, scheiden wir und hasten weiter. Treppen raufgestürmt und runter, manchmal nur wird auch mitunter haltgemacht, um zu verschnaufen. Und mit Tempo, Windeseile, geht es nach geraumer Weile zu dem Heiligtume hin. Von der Baukunst ganz besessen, kommt mein Lieb nicht mal zum Essen. Auf die Kirch war er erpicht; denn auf sie legt er Gewicht, harrt deshalb im Gotteshaus gerne volle Stunden aus. Hohen Geist und große Kund vernimmt er hier aus weisem Mund, blickt dabei stets unverwandt auf die alte Freskenwand. Tage man bewundern könnte, diese raren Rudimente! Links vorm renovierten Schloß tummelt Herzog Karl sein Roß. Schätzchen knipste vielemal jenes Renaissanceportal, mit dem Wappen oben drauf -- all das nehme ich in Kauf, weil es so des Schicksals Lauf! Es eilen die Stunden, und Dämmerung bricht ein. Wohlverdient im Abendschein kostet man noch herben Wein, nimmt dann Abschied von der Stadt, die man heut besichtigt hat. Vor des Städtchens hohen Toren schaut mein Liebster ganz entrückt auf die Zinnen und Emporen, welche ihn so tief beglückt. Ah, beim Gaffen und Begucken hör ich's förmlich bei ihm tucken, wie er wieder Pläne schmiedet, die er sorgsam vor mir hütet. Später, als der Zug schon rollt, hat er sie, der Tückebold, mir mit Schmeicheln unterbreitet. Vorher sah er auf den Höhn nämlich eine Ortschaft stehn, auch von älterem Gepräge, die ihm sehr am Herzen läge! -- Türme in der Abendsonne sind für jeden Heimatfreund unverkennbar eine Wonne, doch mein Süßer mit Begierde krönt sie nun zur höchsten Zierde. Darauf kommt, was kommen muß nach dem Schwelgen mit Genuß: „Wirst auch du den Ort beehren?“ fragt er unschuldsvoll im Kreise während unserer Heimkehrreise. Oh, so bleibt mir nichts erspart, wenn's am nächsten Wochenende geht erneut auf Städtchenfahrt. Freilich mit der Eisenbahn; denn da fängt der Spaß erst an! Wer hier in den Polstern sitzt und dem Ziel entgegenflitzt, spürt noch wahre Menschlichkeit auf den Rädern unserer Zeit. |
Deutschland, deine Jugend ...
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Deutschland, deine arme Jugend
ist zum großen Teil erkrankt; nicht am Geist nur, auch am Leibe es mit vielen Schwächen prangt. Einmal hängt die träge Jugend ziemlich kraftlos im Skelett; weiß mit sich nichts anzufangen, ißt sich deshalb gerne fett. Deutschland, deine tolle Jugend sucht das Leben im Genuß, ihren Eros in dem Rauschgift -- jeder weiß wie’s enden muß! Deine schöne Jugend da hingegen läuft oft schick, doch krumm herum; schmaler Brustkorb, Buckel, Plattfüß sind ihr Privilegium. Und ein Teil der starken Jugend kennt den Sportsgeist bald nicht mehr; Geist und Körper zu trainieren liebt es nur vom Zuschaun her. Deine späte Jugend aber hat noch nicht daraus gelernt; sie muß schleunigst dafür sorgen, daß solch‘ Übel wird entfernt. |
Die Christrose
(Helleborus niger) |
Man nennt diese einheimische wunderhübsche Pflanze auch schwarze Nieswurz. Sie gehört in die Gruppe unserer Hahnenfußgewächse. Man gibt ihr noch den Namen Schnee- oder Weihnachtsrose, Schnee- oder Christwurz, weil sie entgegen anderen Blumenarten genau im Winter, wenn es kalt und frostig wird, meist zur Zeit unseres gefeierten Christfestes, wie ein Geschenk und Willkommen für die Ankunft unseres lieben Heilands ihre Blüten öffnet. Sie besitzt langstielige, fingerförmige sattgrüne Blätter. Aus dem Grunde der Pflanze wachsen wunderbar strahlendweiße, rosenartige Blüten hervor, die oft noch rötlich überhaucht sind. Im Laufe der Zeit wurden von unserer Christrose vielerlei Formen und Züchtungen entwickelt mit großen bis zu sehr großen Blütenkelchen. Vom leuchtenden Weiß an, wie schon erwähnt, bis hin zu perlmuttrosa. Alle sind sie zauberhaft schön, wenn sie verträumt in Gärten, Parkanlagen oder im Waldgebiet blühen. Diese Nieswurzgewächse stammen aus den Kalkbergen und bewohnen die Gebirgswälder Süddeutschlands. Sie erfreuen uns aber auch in der Alpenregion. Selbstverständlich stehen sie unter strengen Naturschutzregeln, die wir unbedingt beachten und einhalten sollten. Man darf sie also nicht ausbuddeln, um sie irgendwo andershin schnell einzupflanzen.
Die Blüten erreichen eine Höhe von etwa 30-40 Zentimetern. Wir Menschen lieben unsere ungewöhnliche Christrose auch als Blume des kalten Windes oder als liebliches Kind der Berge, weil sie für uns so außerordentliche Eigenschaften besitzt. - Ihre Blütenblätter sind eigentlich die Blütenhüllblätter, die sich so zauberhaft glänzend entfalten können. Sie gibt vielen Gemütern Mut und Freude zurück, weil sie mitten in den tristen Wintermonaten so prächtig blühen kann und versinnbildlicht so die Kraft zum Leben, wenn die Sonne unserer Erde am entferntesten steht! Trotz Kälte erschließt sie uns eine neue liebliche Welt. In medizinischen Kreisen hat sie auch schon ihren Wert gezeigt. Selbst die alte Griechenwelt kannte die Schneerose. Aus ihrer Mythologie übernahmen wir als Überlieferung, daß diese Blume als eine Sendbotin der schönen Göttin der Unterwelt Persephone galt, und nachdem sie von dem Herrn des Totenreiches einfach entführt worden war, durfte sie als Blume zur Blütezeit für eine geraume kleine Weile auf die Erde zurückkehren. Sogar das Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart, mitten im kalten Winter wohl zu der halben Nacht," widmet seine Zuneigung unserer Christrose. Oft findet man sie in den Vorgärten neben Eingangs- oder Haustüren angepflanzt still blühen, da sie dem Glauben nach seinen Bewohnern Schutz vor fremden Geistwesen bietet, Frieden, Glück und gute Kräfte bescheren soll und obendrein für uns das Dunkel der Zeit überwinden möchte. Der Name schwarze Nieswurz stammt daher, daß sich die Herren aus ihren schwarzen, getrockneten Wurzeln ein Pulver herstellten, das sie für Schnupftabakmittel verwendeten. So bereichert diese wunderhübsche und vielfältige Blume jedes Jahr wieder unser Leben und schenkt uns allen große Freude. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2004 |
Die Christrose
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Ich weiß eine letzte Rose
und ist doch die erste zugleich; nur unweit von meinem Hause blüht sie ganz wunderreich. Mitten im tiefsten Winter, bei Kälte und bei Schnee hebt sie der Kelche Schalen -- ihr Anblick tut mir weh. Und träumt in Nachbars Gärtchen beseelt am Gitterzaun; der lieben Freundin Auge küßt ihr den grünen Saum. Du zarte Weihnachtsrose im duftgen Festtagskleide, prangst zwischen derben Polstern von rosaroter Heide. Ach, ließ sie sich behüten das reine Blumenkind, in ihrem Heiligtume vorm rauhen, kalten Wind! -- |
veröffentlicht im Naheland-Kalender 1982 |
Die Heckenrose
(Rosa canina) |
Wild- oder Hundsrosen könnte man als die schönen Sonnenkinder in unseren Fluren ansehen. Sie kommen in Hecken gemeinsam um Gärten vor, an Feldwegen, Hängen und lichten Waldrändern. Der Strauch wird etwa gut zwei Meter hoch, wächst aber mächtig in die Breite. Er besitzt neben seinem Hauptwurzelstock noch mehrere Seitenwurzeln mit treibenden schlanken Ausschlägen, die dicht mit sichelförmigen Stacheln besetzt sind. lrrtümlicherweise bezeichnet man sie im allgemeinen Sprachbereich als Dornen. Daß es sich jedoch nur um Stacheln handelt, läßt sich daran erkennen, daß sie von der Rindenhaut gebildet werden und sich leicht davon so wie von den anhaftenden Zweigen lösen lassen. Anfänglich wachsen die jungen Rosentriebe ohne Verzweigung in die Höhe, später verlängern sich die Unterhölzer, um nach außen hin zu streben und in langen schlanken Ranken nach unten zu gehen. Das läßt den dichten Busch recht anmutig erscheinen. In den darauf folgenden Jahren werden die Zweige jedoch fester und holziger, wobei etwa aus der Hälfte dieser Bogen, neben den zahlreichen entzückenden Blütentrieben, neue lange Ruten ausschlagen, die sich wiederum nach außen hin blühend verteilen möchten. So entsteht im Lauf der Zeit aus dem Strauch eine undurchdringliche, sehr schöne Hecke.
Ende Mai, Anfang Juni öffnen sich ihre lieblichen Blütenkörbchen in rosa, rötlich oder in weiß. Die Freude über die zarten Farbgebungen und die feinen Düfte, die die Luft durchschweben, ist in jedem Sommer groß! Außerdem sind die Blüten unseres Rosenstrauches auch vielfältig in der Mythologie wiederzufinden, vor allem in der Kunstmalerei, in Lied und Dichtung häufig anzutreffen. Besonders bekannt ist uns das Märchen von Dornröschen. Die Blüten der Rose besitzen einen Boden mit jeweils fünf zurückgeschlagenen grünen Kelchblättern, aus deren Lücken fünf weitere große Korbblätter hervorgehen, man nennt sie auch Kronenblätter. Die Kelche beherbergen viele weißgelbe Staubgefäße und Stempel. Der liebliche Duft einer Rosenhecke lockt eine Menge Insekten an. Ausser einem reichlichen Blütenstaub steht unserer Pflanze jedoch, wie meist anderswo vorhanden, kein Blütenhonig zur Verfügung. Nach der Befruchtung verdicken sich die krugförmigen Blütenböden, aus denen anschließend im Herbst zahlreiche, leuchtend farbige Hagebuttenfrüchte wie Wunder überall entstehen. In ihnen finden wir noch mehrere Nußkernchen mit winzig seidigen Härchen vor. Die Rose wird von wechselständigen, scharfeingeritzten, spitzeiförmigen Fiederblättern umgeben. Die Enden der Rosenzweige sind jeweils von einzelnen oder gruppchenweise angeordneten Knospen bezw. schon aufgegangenen Blutenkörbchen gekrönt. Zum Herbst empfangen wir entweder dunkelfarbige oder schöne glänzend orangerote Hagebutten. Sie werden sehr gern als Weihnachtsschmuck, als Dekoration für unsere Adventszeit verwendet. Wer aber von uns weiß, daß sich von den Hagebuttenfrüchten, außer leckeren Kompotten, vollmundige Weine und sogar Liköre herstellen lassen? Zur Winterszeit bereiten wir uns hingegen sehr gern einen schmackhaften, gesunden Hagebuttentee. Unsere Vögel, besonders Häher, Amseln und Drosseln, schätzen alle diese Früchte sehr als eine wichtige Nahrungsquelle! Bekannt ist geschichtlich auch der tausendjährige gewaltige Rosenstock am Dom zu Hildesheim mit einem Umfang zur Apsis des dortigen Kirchenschiffes von gut acht Metern! Auskunft gibt uns darüber eine erhaltene Urkunde aus dem 11. Jahrhundert. Ob dieser Strauch nun wahrhaftig ein so hohes Alter erreichen konnte oder zwischenzeitlich erneuert wurde, läßt sich nicht mehr genau nachweisen. Entscheidend ist jedoch, daß so ein Rosenbusch viele Jahrhunderte alt werden und gut gedeihen kann. In Ratssälen, an Beichtstühlen oder auch in Weinstuben wurden künstlerisch öfter Rosen als ein Symbol oder als ein Siegel der Verschwiegenheit geschaffen, um nicht anderswo die dort gesprochenen Worte zu verkünden. – Insofern wurden uns die Pflanzen gern in Deckenmalereien oder in Holzschnitzarbeiten offenbart. Im Mittelalter gehörte unsere Rose grundsätzlich zur Marienverehrung, während rote Rosen auf Jesus vergossenes Blut seiner vielen Leiden hinweisen sollte. Bei der Auferstehung der Jungfrau Maria geschah vor aller Augen ein geschautes Rosenwunder. Man sagt, daß sich bei der heiligen Elisabeth von Thüringen zur Umwandlung von Wein und Brot ebenso ein erlebtes Rosenwunder vollzogen habe. Weiterhin ist uns überliefert, daß die heilige Dorothea von ihrem himmlischen Bräutigam in einem Korb Rosen als Geschenk empfing. Aus den schönen Legenden erfahren wir außerdem, daß die heilige Rosa von Lima blühende Rosen in die Luft warf, um sie ihrem himmlischen Allvater darzubringen. Laurins Totenreich schmückten Rosen, die Gräber unserer Vorfahren ebenso. Wer tiefer in die Welt der Segnungen für uns schauen möchte, erfährt, daß uns die alten Kelten durch ihre Priesterinnen und Priester Manches von ihren religiösen Ausführungen überliefert haben und in ihrer Kultur dabei der Rose eine ganz besondere Bedeutung beimaßen, da sich für sie in ihrem Blütenkelch geheimnisvollerweise ein Pentagramm einzeichnen ließ, der „Drudenfuß“. Solch ein Pentagramm offenbart sich uns erneut als ein Zeichen der Liebe zur Versöhnbarkeit, eingearbeitet in schönen gotischen Domfenstern. Man erkennt, unsere Rosen sind allseits so sehr geschätzt und beliebt. Deshalb möchten wir sie als Vorkommen in der Natur und schöpferischen Welt in ihrer Art bewahren, vermehrt wachsen und schützen lassen, damit ihr Bestand besser gewährleistet wird und wir uns noch lange an ihren Hecken erfreuen können. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2009 |
Die Heckenrose
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Schon im Mai bluh'n wilde Rosen,
in den Farben rötlich-weiß; zart verträumte lichte Kelche, während froher Frühjahrszeit. ln der Flur entlang den Wiesen und am Hang wächst unser Strauch; auf den Zweigen sprießen Stacheln, leuchtend schöne Früchte auch. Doch die reifen erst zum Herbstmond, wenn die kühleren Tage steigen; glänzend rote Hagebutten, wie zu einem Erntereigen. Drosseln kommen angeflogen, wilde Häher, denn bald folgt der erste Schnee; jeder liebt die schönen Früchte – wir freu'n uns auf ihren Tee. Fänden wir nur solchen Reichtum, Rosenvollmacht in der Flur – gäb' es noch mehr reiche Vielfalt wunderbar in der Natur! Einbezogen zu dem Leben bringt die Rose Weisheit - Ehr'; Glanz zum heil'gen Pentagramm der Druiden' Selbsteinschätzung in der Wehr! |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2009 |
Die Kornelkirsche
(Cornus mas) |
Sie wird auch Judenkirsche, Echter Hartriegel oder Dürrlitze (Cornus mas) genannt. Bei uns trifft man den Busch häufig in Gärten als Heckenpflanze oder einzeln gesetzt an. In Süd- und Mitteldeutschland jedoch findet man sie auch als Wildpflanze vor. Meist bilden sie wuchtige Büsche oder kleine Bäume bis zu 3-6 Meter Höhe. Im Frühjahr erfreut uns unsere Kornelkirsche mit ihren vielen gelben Sternblüten, die dicht an dicht doldenartig zusammenstehen, so daß ein Busch wie ein großer hübscher Blumenstrauß ausschaut. Mehrere solcher Pflanzen zusammengesetzt ergeben einen besonderen Blickpunkt. In unserer Natur erfüllen sie eine wichtige Funktion, da sie als Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dienen. Kornelkirschen lieben trockene Hügel und sonnige Kalkberge. Ihre goldenen Kugelblüten locken schon früh erste Insekten an, denn bereits im Februar öffnen sich ihre Blüten. Weil die Kornelkirsche so frühzeitig blüht, hat man ihr den Namen „Vorwitz“ oder „Fürwitzelbaum“ gegeben. Wir dürfen uns freuen, daß wir sie bei uns noch verhätnismäßig oft antreffen. Erst im April wachsen ihr dann an den grünen Zweigen eiförmig zugespitzte, bis 8 Zentimeter lange Blätter nach. Die aus jüngeren Trieben hergestellten Knotenstöcke, nach dem Dorf Ziegenhain bei Jena als die „ächten Ziegenhainer“ bekannt, waren bei Studenten und bei der männlichen Landbevölkerung als Spazierstöcke recht beliebt. Bis heute sind sie sogar noch im Tessin gebräuchlich.
Sehr früh schon entstanden mathematische Instrumente oder Maschinenteile aus dem feinen, aber harten Holz. Obendrein fertigte man daraus gern Krüge, Teller, Becher und Schüsseln; als gediegene Handwerkskünste! Es geht eine Sage um, wonach der Held Odysseus seine gewaltige Lanze aus dem Holz der Kornelkirsche verwendet habe. Eine gleiche Waffe soll auch Romulus in die Erde auf den Paladin in Rom gestoßen und nebenbei einen neuen, dort gewachsenen Kornelkirschenbaum hervorgebracht haben. Weiterhin erfahren wir aus der griechischen Mythologie, daß Philemon und Baucis, jenes treue alte Ehepaar, ihren hohen Göttergästen Zeus und Hermes mit eingemachten Kornelkirschen entgegenkamen, um sie damit zu bewirten. Diese glänzend roten, bis zu 2 cm großen ovalen, saftig wohlschmeckenden Steinfrüchte, auch Karnellen genannt, bekommen und erfrischen uns wie Sauerkirschen. Sie enthalten auch viel Vitamin C. Nach ihrer Reife im September kocht man gern Gelee und gute Marmelade daraus. So freuen wir Menschen uns Jahr um Jahr über den roten Beerenschmuck unserer nutzbringenden heimatlichen Buschpflanze. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2002 |
Die Musik
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Gute Musik schenkt uns das Besondere, Schöne;
sie versöhnt und verzaubert unsere Seelen. Sie spendet uns Freude und sendet viel Kraft. Musik klingt wie Sommer, Frische und Regen; für Jung und Alt wird sie so zum Segen. Mit hellem Gesang man fröhlicher schafft. Oft lassen Lieder Himmel erschauen, Chöre zur Welt draußen Brücken bauen. Beim höchsten Liedgut wird der Mensch zum Titan. Flöten stimmen zur Hochzeit an. Musik liegt wahrhaftig jedem im Blut, die edle Kunst steht in Gottes Hut. Was wäre unser Leben ohne Musik? So öde und traurig und ohne ein Glück. Wer mag schon glanzlos die Zeit versäumen, nicht auch bei schöner Musik einmal träumen? Sie schenkt tristen Stunden Freude und Sinn und bleibt eine Himmelskönigin. |
Die Schlange
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An einem Sonntag im Frühsommer
auf der Straße nach Werweißwieweit brausen schnelle Wagen dahin, hängt eine graue Wolkendecke, windet sich das Mordband einer kalten grauen Schlange von Ort zu Ort. Ihre Betonhaut ist gezeichnet mit häßlichen Beulen; ein Leichenhort blutiger Klumpen zerquetschter kleiner Igelkörper, plattgewalzter Vogelleiber. Grausige Arenaspiele -- wie lange noch, wie viele? Nahe dem wilden Kirschbaum habe ich tot einen Hasen gefunden, einen Steinwurf weiter den Greif, seiner Freiheit entwunden; die ausgebreiteten Flügel am Boden festgenagelt. Wehrloser alle hinweggerafft als der Soldat auf dem Feld von der Kartätsche. Später werden von derber Faust die Kadaver beiseitegeschafft und neue Opfer bestellt den rasend zermalmenden Rädern. Flammend prunken zum Gedächtnis Klatschmohn und weiße Margueriten. |
Die Schöpfung
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Am Anfang war die Urkraft
und Gott setzte sich über sie, denn sie war aus einer Zeit gekommen, die nichts von sich wußte. Aus Fernen geschritten, nur vom Herrn allein übersehen, schaute Gott und obsiegte. Er las dabei alle Dinge auf und ordnete sie in einen Kreis von gesetzlichen Bahnen. Es herrschten Schranken dort mit Werten, die ihren Ursprung fanden aus goldenen Quellen. Und der Vater aller Dinge schuf zu ihnen die Wesen. Sie wechselten artenreich ihre Formen und Farben nach den Geschlechtern, denn der Herr ist mächtig und großartig in seiner Liebe. Und als das große Werk der Tage geschaffen war, siehe, da setzte er seinen eingeborenen Sohn, genannt Christus Jesus, zu den Dingen aller Dinge, zu den Wesen aller Wesen, auf daß es zur Erfüllung werde. Und Christus war als Ebenbild Gottes in seiner reinsten Vollkommenheit der zweite Schöpfer des Seins. Von da an lebte die Welt im Lichte der Ewigkeit. |
Die Übel unserer Zeit
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Es braust ein Ruf wie Donnerhall
sehr oft durch jetzige Zeiten; nicht nur an Rhein und Ruhr der Schall, nein, auch in hiesigen Breiten. Schützt unsere Umwelt, stöhnt der Schrei, befreit uns von Giften, Abfall und Blei. Laßt Mutter Natur nicht im Unrat versinken. Seht Müllberge rauchend zum Äther stinken! In sauberen Flüssen, in Bach und See, wo heiter die Forelle schwamm, zieht nun die Kloake und weiß wie Schnee ein ekliger Schaum mit blasendem Kamm. Und wo einst blühten im fernen Tale die Blumen und Sträucher in schönster Pracht, da haben sich mehrend um viele Male Autowracks heimlich dicke gemacht. Auch tritt der Wanderer aus deutschem Gefilde in Feldesnäh und Waldesruh auf Wohlstandsreste, als wüste Gebilde, und wirft beglückt seinen Abfall dazu. Im Frühjahr, wir sehen es überall, steht draußen öfter ein Feuerwall; dort wird gezündelt, geraucht, geflämmt egal, auf wessen Kosten es brennt. Wo sind die Wiesen mit fetten Kräutern in reicher bunter Art geblieben? Der Bauer könnte es gut erläutern, hat er sie nicht mit Gift vertrieben? Längst packt die Fluren ein nacktes Grausen, wenn freche, unbefugte Hände mit Äxten wild im Buschwerk hausen, als ob sich so das Wahre fände. Befleißigt fühlen sich selbst Behörden, „Ordnung" in die Natur zu bringen; doch Tiere im Kampf ums Dasein werden bei Kahlheit keine Brut mehr besingen. Man sieht, der Mensch sündigt munter drauflos und mag nicht die mahnenden Stimmen hören; als Krone der Schöpfung auf hohem Roß tut er, was er kann, das heißt: zerstören. So gellen die Rufe, welch' Hilfeschrei, gewaltig durch jetzige Zeiten, wohl mancher wünschte sich taub dabei -- ja, auch in hiesigen Breiten! |
Die Zeit der Erwartung
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Sterne an den Tann gekettet,
an die lichten blauen Zweige, die als strohbespannte Rädchen flammend in den Ästen stehn; wollen froh uns scheinen, wie der Stern von Bethlehem. Dort in jener Krippen leuchtet auch das Christuskind sanft und lieblich uns entgegen. – Was wir glühend uns ersehen, wenn vom Himmel Flocken wehen in die weihnachtliche Stille, soll sich als Erlösung regen, wenn sie freudig Seelen weckt, weil die Macht des Jesusknaben und des großen Herren Wille als Verheißung in uns steckt. |
Durchlittene Orkane und Tsunami
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Das war uns ernsthaft bedacht:
Der Mensch denkt; aber Gott lenkt. Er hat für uns ganz allgemein ein Buch mit alten Regeln aufgestellt: So sehn wir erschüttert zu, was seine Macht erwirken kann! Wie uns zu Langeweile und müßigen Zeitvertreib, zu langer Tändelei in trüben Licht, mit voller Wucht wie Donnerhall ein Sturmgebraus umgibt, als ein Orkan mit Krachen und Bersten. – Und anderswo ein Wasserwall mit höheren Wellenbergen das Meer wie ein Gebirge fast – als namenloser Tsunami in unsre heile Welt einbricht! |
Ein Blick aus dem Fenster
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Ich sehe auf dicht verhangene Nebelberge
mit Silberpappeln darauf, schöner und stolzer als andere. - Ihre schön belaubten Kronen möchten sich in die Höhe strecken, ihre wunden herabgefallenen Blätter wollen den Acker bedecken. Dabei bereitet sich manche Pappel schon auf ihre Hinscheidung vor. Ihre übrigen, saumseligen Schwestern hingegen halten noch immer an der Laune eines letzten gequälten Sommers fest, so, als dürfte es für sie persönlich keinen Abschiedsschmerz mehr geben. |
Ein Märzmorgen
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Mit dem ersten zarten Grün,
das des Himmels Licht erblickt, Primeln und manch liebe Veilchen blühn, alles hat ein Herz erquickt. Unser Urwald rauscht und singt, der einst unsere Wiege war, Bachforellen widerklingt und im Reis dem Wintergoldhahnpaar. Die Natur ist aufgewacht, gern, eine Wiese gluckert Wasser, fern. Wenn im Nebel wir verschwinden, wird sich manche Trauer finden, zu uns hin. Kränzung, Teilnahme und liebe Worte finden wir an jedem Ort; Aber Gottes hoch geschriebenes Buch, selbst verwahrt, liest und singt im frohen Sinn, immerfort. |
Ein neuer Tag (I.)
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Ein neuer Tag ist angebrochen!
Im Osten trat aus nächtgen Pforten der junge Morgen an das Licht; dort webt er scheu noch zarte Schleier dem müden Schläfer ums Gesicht, der gerne weiter schlummern möchte. Und schreitet mit beseelten Flügeln, bei schmetternd hellem Vogelsang, der Welten Harmonie zur Seite, beschaulich über Erdenwege, bis ihn von hohen Waldeshügeln der Windgott freundlich weiterträgt. So schwingt es sich von Ort zu Ort in immer jubelnderen Kreisen, vom leuchtend blauen Himmelshaus bis zu den scharlachroten Rosen. Der Tau stieg schimmernd aus der Nacht; gestickt, als glitzernde Bordüren, quillt Perl' bei Perle aus der Pracht und weint mit Silbertränen. Wie Morgendunst im Glanz zerrinnt, da schon mit Macht aus Wolkenzinnen das Sonnenfeuer züngeln kann, will ich, von süßem Duft durchdrungen, mit manchen Wünschen angetan, den Tag mit Mut und Kraft beginnen. |
Ein neuer Tag (II.)
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Ein neuer Tag ist angebrochen!
Im Osten trat aus nächtgen Pforten der junge Morgen an das Licht; dort webt er scheu noch zarte Schleier dem müden Schläfer ums Gesicht, der gerne weiter schlummern möchte. Und schreitet mit beseelten Flügeln, bei schmetternd hellem Vogelsang, der Welten Harmonie zur Seite, beschaulich über Erdenwege, bis ihn von hohen Waldeshügeln der Windgott freundlich weiterträgt. So schwingt es sich von Ort zu Ort in immer jubelnderen Kreisen, vom leuchtend blauen Himmelshaus bis zu den scharlachroten Rosen. Der Tau stieg schimmernd aus der Nacht; gestickt, als glitzernde Bordüren, quillt Perl' bei Perle aus der Pracht und weint mit Silbertränen. Wie Morgendunst im Glanz zerrinnt, da schon mit Macht aus Wolkenzinnen das Sonnenfeuer züngeln kann, will ich, von Gottes schöner Welt durchdrungen, mit manchen Wünschen angetan, den Tag mit Mut und Kraft beginnen. |
Ein Tag im Mai
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Von der Höh‘ sind wir gekommen,
duftig lagen Wies‘ und Wald; sahen weiß Maßliebchen frommen schön zu Maiens Aufenthalt. Süß ein Pirol gesungen, wie es Vogelweise mag, hohes Frauenlob erklungen; sonnig, wonniglicher Tag! Warm schien es auf Haus und Schindeln, auf des Ginsters Blütenpracht. Frommen Alten, Waisen, Mündeln hat der Lenz voll zugelacht! |
Ein Winterspaziergang
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Auf den Soon sind wir gewandert,
vor uns tagen Busch und Wald; sahn im Schnee den Kreuzdorn prangen, sahn derVöglein Vielgestalt. Während sonst bei Eis im Winter unsere Vöglein lustlos schweigen, klangen hier die schönsten Lieder wie zu einem Frühlingsreigen. Uns.erschien es als ein Wunder, solch ein Tag wird zum Geschenk; und nach Jahren lebt er weiter, wenn ich fröhlich an ihn denk. |
Eines Nachts
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Eines Nachts sah ich in einem Traum
aus einem umrankten Fenster. Das Fenster wuchs plötzlich groß in den Raum zu den Weiten des nächtlichen Himmels. Da hob der Himmel den heiligen Bau in eine unendliche Stille; und mondlos lag ein Saphir im Blau der Sterne unsagbarer Fülle. Es sprühte ihr Licht wie mit Spiegeln wider -- lodernde Feuer der Liebe in Weiß; und Sternschnuppen stürzten knisternd hernieder, empfangen vom göttlichen Kreis. Mir war, als blickt' ich ins Jenseits hinein, zu weltenkrönender Pracht; erahnte schauernd des Schöpfers Sein, der ewiglich darüber wacht. |
Einmal noch (I.)
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Einmal noch die Blumenfülle
reichbestickter Wiesen sehn; einmal noch durch Kräuterhalden blütenschwerer Tristen gehn! Wo von Ufern, Straßengräben großes Mädesüß entsprießt; und mit Schwarz- und Weißdornbüschen auch die Berberitze grüßt! Kinder der erwachten Sonne sinnenfroh am Waldrand sehn, wo bei Nelken, Feuerröschen Rittersporn und Erdrauch stehn. Eisenkraut mit Odermennig, Sigmarswurz und gelber Wau; bunte Beete stiller Raine, deren Andacht ich beschau! Schmetterlingen, Hummeln lauschen, untertauchen in den Duft; sich am Hornklee zu berauschen, wenn die Heidelerche ruft. All die Schätze zu bewahren als ein Kleinod unsrer Welt; schonend damit zu verfahren -- schön wär' es um sie bestellt! |
Einmal noch (II.)
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Einmal noch die Blumenfülle,
reichbestückter Wiesen sehen; einmal noch durch Kräuterfelder blütenschwerer Triften gehen! Wo von Ufern, Straßengräben großes Mädesüß entsprießt; und zu Schwarz-und Weißdornbüschen auch die Königskerze grüßt! Kinder einer holden Sonne sinnenfroh am Waldrand' sehn, wo bei Nelken, Feuerröschen Rittersporn und Erdrauch stehn. Eisenkraut zu Odermennig, Sigmarswurz zu gelbem Wau; bunte Beete sind es, stille Raine, deren Andacht man beschau. Schmetterlingen, Hummeln und Libellen lauschen, einzutauchen in den Duft; wie kann auch ein Holderbaum berauschen, wenn die Lerche trillernd ruft. Heidekraut mit rotem Fingerhut auf den Halden wachsen lassen, wenn wir uns aus frischem Laub Früchte und köstliche Beeren fassen! Unsern Wunsch dazu gewähre, daß du Gott und deine Weisung uns solch wundervolle Welt erhält, wie sie Mensch und Tier durch dich zum Jahr gern und oft gegeben war! |
Entweihung der Natur
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Alte Mauem zermalmt,
Traditionen ausgemerzt gleich verbeulten Schildern. Auf Trostlosigkeit nackte Selbstsucht gesetzt und einen Betonterror errichtet, der mit kalten Augen herrscht. Ich stehe darin, schaue verstört ringsum auf verzerrtes Leben und fliehe die Stätte, wo Dämonen hocken. Kein festlicher Himmel steigt mit dem Schimmer des Mondes aus Nächten empor! Uferlos naht der nächste Tag: blühendes Buschwerk zerhackt, duftende Wiesen vertilgt, in denen die Andacht wohnt. ungeachtet der stummen Schreie Bäche verrohrt. -- Wie Bruder den Bruder Bäume der Liebe getötet; ungesühnt. O furchtbares Treiben! Mit unbewegten Mienen den Fluß vergewaltigt daß er nach Atem ringt. Aller Verstümmelung den menschlichen Stempel aufgedrückt. -- Da stehe ich nun, schaue entsetzt ringsum auf diese Entweihung und fliehe die Stätte, wo Dämonen walten gottesblind ohne Gewissen. Rettet uns nichts? |
Erinnerung an unsere Nachbarin
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Wir denken noch oft
an unsere Nachbarin zurück; ihr Heim und Garten waren ihr Glück. Es wuchsen die Rosen am Lattenzaun, Hortensien so schön beim Fliederbaum. Wie hat sie alles in Ordnung gehalten, ihr Fleiß ließ sie stets munter schalten und walten. Sie bat sich oft Gäste ins eigene Haus, ihr Essen galt als herzhafter Schmaus. Was war sie tüchtig, was konnte sie schaffen, schon früh sich zu ihrer Arbeit aufraffen. Gemüse und Früchte reiften im Garten heran, bis sie nach dem Ernten mit Einkochen begann. Bald stand in Schränken Glas an Glas, ja Gesundheit im Großen machte ihr Spaß. Mit siebzig Jahren hat sie noch ihren kranken Mann gepflegt, dazu ihre Pflanzen wie ein Kleinod gehegt. So eilten die Zeiten, sie war fromm und ergeben, Mit neunzig ging sie ins ewige Leben. |
Erinnerungen an die Heimat
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Uns war die Heimat wohlgesehn,
ein Leben gütig uns erschienen; in Stadt und Land uns gut geschehn im Schaffen wie im Sinnen. – In Frucht und Glanz zog reiches Land sich mit den Bergen in die Weite. Und Wälder rings umher aus Gottes Hand, für uns gegeben zum Geleite. – In Sternen standen Nächte schön, bis früh die Sonne wieder schien, daß sich ein Tag uns froh bereite. Jäh hieß es, geliebte Heimat zu verlassen! – Nach langem Leiden werd ich sanft gemahnt, den weitren Lebensweg nun still zu gehn. Doch tief bewegt wie unsre Nächsten auch, laß ich durch meine Seele, aus jener Leidgeprüften Zeit oft wehmütige Erinnerungen ziehn. |
Februargedanken
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Winter, willst du
glücklos walten und mit trüben dicken Nebeln trauernd mir mein Herz verschließen? Woher führst du nimmer müde, unersättlich durch der Tage Flutendunkel deine endlos langen Wasserschläuche? Lauter rauschende Kaskaden; daß der Bach, sonst friedlich hüpfend, sich so fürchterlich verwandelt; daß selbst Flüsse wild zu Strömen und der Strom zum wilden Meer anschwellen? Sag mir, flicht sich dort der Kranz des Werdens unter neuem Leben? Himmel, Erde kummertriefend, eine grau verschloss'ne Masse, der sich nirgends Türe öffnen -- nur dahinter noch das Plätschern monotoner Lieder, die der starke Sturmgeselle in die Fernen trägt. Ich erkenne euch nicht wieder! -- Wie der Öde dumpfes Wallen, ohne Anfang, ohne Ende, ohne Glanz und Licht, kann die Seele sich nicht finden, weil sie schaudern muß. |
Freuden im Juli
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Großes Knabenkraut
und Kuckucksblume, Arnika und Skabiose, Labkraut und der Thymian sind solch' Blumen, die wir lieben, weil ein Heumond auch sie liebt. Manche bunten Wegbegleiter grüßen uns aus Wald und Rain. – Und im Feld unser heiliges Brot liebt so sehr den Sonnenschein! Sommer ist's, und ich darf wandern in die schöne bunte Welt; Wolkenberge, Schattenwald – Freunde, so etwas gefällt! Und die Traube kocht am Rebhang, was mag sie wohl brüten? Ob's ein guter Jahrgang wird? Gott mag ihn behüten! Linden schneien auf den Anger, flocken süß und schwer; ihre breitgekronten Wipfel füllt ein Blütenmeer. Seht und weilt, welch ein Gewimmel! Bienen krabbeln hier in Scharen, sammeln und tragen uns Honig heim, unermüdlich und mit Fleiß, ohne Rast und ohne Ruh. Von hellem Morgen an bis hin zum Abendrot nuseln sie ihr Sonnenliedchen und wir danken froh dazu. |
Frühling im Naheland
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Tauwind kommt auf sanften Schwingen
durch mein Paradies geflogen. Über Auen, über Schluchten spannt der Frühling goldne Bogen; denn mit Pracht will er uns zeigen dieses Tor zur Nahewelt, wenn der Blütenmeere Reigen segnend in die Täler fällt. Alle Wasser haben's eilig, stürzen über Zeit und Raum, um dem Lenzmond zu erzählen ihren langen Wintertraum. Nur dem Hain vertraut die Amsel, was im Winter sie ersonnen. und im Haus glänzt deine Arbeit, die der Hände Fleiß gesponnen. Watteweiche Silberwölkchen blühn am Rotenfelsmassiv, kosen seinen greisen Scheitel lächeInd, da der Riese schlief. Frischgemauert blickt die Feste unserer Ebernburg ins Land; auf den frühlingsblanken Scheiben glüht und wogt des Himmels Brand. In ein Tuch aus Knospenketten, die von Waldeskronen ragen, möcht der Lenz sich grünend betten, lichtgestickte Bänder tragen, möcht' an flußdurchglänzten Wegen rauschend über's ganze Tal Farbensinfonien legen, daß es leuchte überall. Hoch vom Fels aus Äolsharfen singt dazu der Wind sein Lied, bis aus letzten toten Winkeln bleich der Winter sich verzieht. |
Frühling
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Mit dem ersten zarten Grün,
das des Himmels Licht erblickt, Veilchen und Narzissen blühn, deren Duft mein Herz erquickt. Unsere Wälder rauschen, singen, sind vom kalten Schlaf erwacht; nach des Winters langem Ringen hat die Sonne mitgelacht. Kränzt mit Blüten eure Scheitel, froher Liebe Sang tut gut -- und den Wanderstab mit Beutel, daß das junge Blut nicht ruht! |
Frühlingseinzug
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Blumen darf ich neu entdecken, Primelchen an Fenstern,
Scharbockskraut und gelbe Veilchen neben blauen. Aronstab zu grünen Schoten und die vielen Elfenblumen, alles frühe Boten, liebe Frühjahrsboten. Frühling, bleibe uns ein kleines Weilchen noch und bei roten schönen Ginsterhecken! Alles Blühen sei willkommen, auch ein gutes Herz mit gutem Kern. Denn es mag uns treue Gaben bringen, wie von Bienlein ihre Laben dort vom Korkenzieherhaselstrauch. Und im Lohrer Wald gibt's im April auch Anemonen, dicht zu dicht, wer sie von uns lieben möchte, pflückt sie nicht! Dir und mir die Weidenkätzchen, engelgleiche Silberlätzchen, möchten wir noch lange haben. Wenn die schönen Morgen länger werden mit den Tagen, unsere Mädchen hübsche Blüschen tragen, geht auch Nurah, unsere Nachbarin, immer noch mit der Abahja angetan und dem Schleier auf dem Kopf hier zu Kreuznach in die schönen blütenreichen Gärten, um zum Frühling ja zu sagen. |
Frühlingserwachen
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Neue schöne Frühlingstage
stehen über Flur und Wald; alles Buschwerk Neues trage, das den Hang hinunterwallt! Unsere Bäume schütten lieblich weiße Blüten um uns her; in den vielen Gärten zeigt sich hold ein Blütenmeer. Manch ein Wanderer singt sein Liedel, manche Liebe kommt und geht; und ein Lied der hellen Fiedel klingt uns wie ein Dankgebet. Was einst rau war, ist verschwunden, linde Lüfte wehn durchs Land; Frühling hat sein Gut gefunden, hier bei uns am Nahestrand. |
Fürbitte für die Kranken, Schwachen und
geistig Behinderten |
Ewiger Vater, heiliger Gott in
höchster Höhe, wir leisten Fürbitte für die Kranken, Schwachen und geistig Behinderten, die so dringend Deine Hilfe und Vatertreue benötigen, mehr noch als Deine gesunden Gotteskinder, die sich einer guten Gesundheit erfreuen dürfen. Wir danken Dir, Du Allbarmherziger, daß Du in die Nähe der Hilfesuchenden getreten bist und Deine Vaterhände wunderbar auf ihre Häupter legst, um sie zu segnen. Erleuchte mit Deinem Geist den licht- losen Geist der bedauernswerten Schwestern und Brüder, damit Sie Dich im Glanze unseres Herrn Jesu Christi schauen dürfen. Wärme damit auch ihre unschuldigen Seelen, denn sie sind unbedarft. Hilf den Kranken und Schmerzgeplagten in den Spitälern und zu Hause; in den Villen der Reichen ebenso wie in den Elendshütten der Slums, denn sie sollen durch Deine Milde , und durch das Heil unseres lieben heiligen Bruders Jesus gestärkt und erquickt werden, wenn er ihnen den Becher mit dem Quellwasser des Lebens reichen wird. Seine unendliche Liebe heile sie alle, besonders auch die Schwachen, die wir in den Kindern, den alten gebrech- lichen Menschen und in den leidgeprüften Schwestern und Brüdern sehen. Herr, ihr Leid ist auch das unsere und ihre Freude ist unsere Freude. Diese Fürbitte schließt alle Rufenden und Weinenden aus den verschiedensten Völkerschaften mit ein, denn wir fühlen uns innig verbunden durch den heiligen Geist als eine große Familie. Für ihre Heilung, für ihren Frieden und ihre Zufriedenheit laß Dir Dank sagen, lieber Heiland, und Dir, ewiger Vater, in Herzlichkeit. Amen. |
Gebet für Essen und Kleidung
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Vater, ewiger Schöpfer des Himmels
und der Erden, laß Dir danken heute für alles was Du uns täglich bescherst ; für den reich gedeckten Tisch mit den köstlich mundenden Speisen für uns Wohlhabende und Satte, die wir nicht zu hungern brauchen, und für das tägliche duftende Brot der Ärmeren, die Du damit sättigst; laß Dir innigen Dank sagen für die warme und gute Kleidung, mit der Du unseren Leib einhüllst, auf daß wir nicht zu frieren brauchen und einen erfreulichen Anblick bieten für unsere Mitmenschen. Wir wollen immer eingedenk sein, daß Du uns diese Gaben nicht nur für uns selbst schenkst, sondern auch im Hinblick auf die Hilfe für unsere armen Schwestern und Brüder aus dem In- und Ausland, die nicht das große Glück wie wir besitzen, damit von Dir gesegnet zu sein. Wir wollen Nahrung und Kleidung mit frohem Herzen teilen lernen an die anderen, damit wir sie durch unseren Herrn Jesus Christus auch zufrieden und glücklich sehen. Gelobet sei die Güte und Gnade unseres Heilands, gelobet sei Dein Segen, lieber Vater im Himmel! Amen. |
Gebet
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Du, mein Herr in Lob und Ehren,
unser Vater aller Dinge, laß dein Licht die Welt verklären, daß es tiefste Nacht bezwinge! Laß damit die Herzen zünden, die verzweifelt und bedrängt; hast du doch trotz Torheit, Sünden stets uns wunderbar beschenkt. Laß bei unsrer Arbeit Schalten, unserm ganzen Denken, Tun deine Weisheit, Güte walten -- Kraft und Treue nimmer ruhn. Wo wir suchend nach Geleite gläubig deine Gunst erflehn, wird mit mildem Trost zur Seite hilfreich deine Allmacht stehn. Dank auch, Vater, für Vergebung, für der Segen Seligkeit; reiche uns den Kelch der Labung, dein ist die Unendlichkeit! |
Gedanken zum Herbst
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Lebe wohl, du schönste Sommerzeit,
ach, hätten wir niemals zu warten! Der Herbst trägt nun in buntem Kleid viel Beeren und Früchte im Garten. Gleich schimmernden Altären ruhn unsere Ernten dieses Jahres; der Schaffensfreuden frohes Tun schenkt dankend Wunderbares. Mit stolzen Zügen richten wir ein manch‘ Fülle solcher Gaben. – Und kostbar tropft uns ein edelster Wein aus Keltern, die sich laben. Noch einmal kreist auf leichten Flügeln ein Schwabenzug in blauen Höhen; noch einmal grüßen von ihren Hügeln aus weichem Laubwerk die saftigen Schlehen. Da weist eine eherne Krähenschar mit Krächzen und mit Schreien auf Nutzen und Maßen in diesem Jahr, all‘ Stunden einzuweihen. |
Gedanken zum neuen Jahr an die alte Heimat
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Aus Breslau tönen die Glocken weithin,
wir lauschen still in Gedanken und Sinn; wandeln weiter durch alte Straßen, als suchten wir nach vergessenen Gassen. Dieses neue Jahr dünkt uns mal trübe, mal leicht, zum Chaos der Welt der Weg nicht gereicht; uns Kindern des Fortschritts zum milden Ton – sind wir voll Glauben und Hoffnung schon. Wie geht es dir Heimat, du liebstes Land, so groß und prächtig am Oderstrand, den Auen der Oder so wunderschön – möchten wir all deine Geheimnisse sehn. Wer dir zugewandt, die Liebe leben mag – gelitten einst; den Segen der hohen Weisen trag; erkennt sich selbst, trotz Entsagung und Pein – er möge ein Träger der Zukunft sein. Erwünscht ist ein glückliches Leben zu jeder Zeit, wir halten es Gott gegeben bereit. Viele Bilder sind hell, viele Gedanken schwer, die Seele zur Treu nie liebeleer! Laß uns Allmacht, dein Verborgenes erkennen, Verzeihung zum Brennpunkt der Liebe ernennen, so sind wir ein Beispiel des Lichtes, der Kraft, des neuen Mutes, der Welten erschafft. Wir gehen voran, wirken für die Zukunft; oft geschmäht, oftmals verkannt, verdammt und dennoch erhöht; denken zur Heimat mit verborgenem Schmerz, das Haupt umglänzt - mit geweihtem Herz. |
Veröffentlicht 2004 |
Gedenken an den Rhein
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Über die Nahe mit ihren Ufern,
so grün zum schönen Rhein, die Ode an Bingen sei und ihrer Schwärmerei. Und der Himmel, bewölkt in der Stunde des Heimwehs eines Freundes auf der Reise zur goldenen Stadt Mainz - seit tausend Jahren mit seinen Wassern dabei – weiß als Wahrheit ein großes Versmaß als Ode an die Stätten des Rheins. Und daß bei ihren Schönheiten, Kulturen, auch eine edle Gabe für uns zur guten Heimat sei. |
Gehabte Freuden
mit einem Gebrauchtwagen |
Quälend war es, weite Wege
immer nur zu Fuß zu laufen; mit zwei Kindern obendrein ging's kaum vorwärts, welche Pein! Voll behängt mit Sack und Pack wuchs sich das zu einer Plag'. Ja, so ließ uns diese Not eine Autokarre kaufen. Nur, wie stand es mit Moneten? Da wir recht bescheiden lebten, reichte es zur neuen nicht. Hier half weder Jammern, Beten, schwer hat es ein armer Wicht! Endlich war das Prunkstück da, fuhr mit Vollgas und Trara bis vor unsre Wohnung hin. Äußerlich ganz gut in Schuß, wie ich gleich bemerken muß. Und Mir jauchzten und wir staunten, selbst die Nachbarn leise raunten -- doch der Teufel saß schon drin. Jener Herr, der es "vermachte", sich denn bald ins Fäustchen lachte. Gleich dem Schlitzohr, sehr gerissen hat er uns aufs Kreuz geschmissen. Wie es Gaunern wohlgefällt, gierte er nach unserm Geld; schwor noch fälschlich und belog, daß sich fast der Balken bog. -- Einstmals, als die Sonne sengte, stolz mein Mann den Wagen lenkte, fuhren wir mit Kind und Kegel — das ist so bei uns die Regel -- hin zum Elternhaus gen Süden glücklich — und die Rosen blühten. Söhnchen, Herr von "Kotzebue", spuckte plötzlich auf die Schuh; es entstieg ein holder Duft, jeder schrie nach frischer Luft. Vater mußte schnellstens halten, Mutter ihrer Pflichten walten. Weiter ging die tolle Fahrt, die uns schier zum Alptraum ward. Auf den Straßen krochen Laster und verpesteten das Pflaster mit den dicken Auspuffschwaden, die sich meist nur dann entladen, wenn man ihnen nahe rückt; ach, wie hat uns das entzückt! Wer kennt nicht dasselbe Lied, wenn es schwarz aus Rohren zieht, daß man gleich ersticken muß in dem Gift und Überdruß? Unser Fahrer grimmig schnaubte, da der Weg sich endlos schraubte. -- War der Wagen auch nicht jung, sausten wir doch nun mit Schwung, frisch gestählt mit frohem Sinn auf der Autobahn dahin, bis der Motor nicht mehr sang und abrupt zum Halten zwang. Einer bösen Panne wegen sind wir Stunden festgelegen. Ganz entnervt und spät am Ziel Männe fast in Ohnmacht fiel; guckte jetzt doch, Schreck, o Graus, Leinen gar am Reifen raus! -- Als wir später Strecken fuhren, kamen ständig Reparaturen. Ständig auch auf langen Fahrten Angst und Wut sich jeweils paarten, wenn die Kutsche murrte, bockte, und man an der Straße hockte, um sie dort in Gang zu bringen; welch ein schwieriges Gelingen! -- Bis zum Winter fuhr sich's gut, und wir schöpften neuen Mut. Doch wie kurz währte die Freude, sehr zu unsrer aller Leide, denn ein arger Frost, beflissen, hatte heimlich zugebissen, sich den Kühler auserkoren und das Wasser zugefroren. Potz, der Motor sprang nicht an, tuckerte nur dann und wann. Als wir uns zu Fuß aufmachten, war's, als ob zehn Teufel lachten. Manches sollte uns noch frommen! -- Als der Abschleppdienst gekommen, flatterte das Geld dahin -- saß der Bock denn ewig drin? Schließlich kam zur Frühlingswende das verflixte dicke Ende. Auf der nächsten Fahrt gen Süden, wieder schönste Rosen blühten; mitten aber auf der Strecke, wir bepackt bis an die Decke -- hat die Karre kurz geraucht und ihr Leben ausgehaucht! |
Gute Wünsche zum neuen Jahr
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Ein neues Jahr wird bald erscheinen,
das alte eilt schon fast vorbei, wir werden dazu lächeln oder weinen, wie immer unsere Führung sei. Aus manchen Ängsten und manchen Nöten hat uns der ewige Vater genommen, mit seinen guten und weisen Räten ist er uns als heilender Arzt gekommen. Wir wünschen uns Frieden im neuen Jahr, der sollte für alle gewährleistet sein; Gesundheit und Hilfe, mehr Umsicht und Liebe, und daß sich Kranke und Alte erfreun! Wie wichtig das ist, werden wir oft erfahren, im guten Miteinander hier wie dort; der Himmel bewahre uns vor Gefahren und schenke uns Glück an jedem Ort! |
Gute Wünsche zum Neuen Jahr 2008
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Ich wünschte uns so sehr, daß wir im angebroch'nen
frischen Jahr nicht mehr so arg gefragt und lang zu Einsätzen weit in die Ferne mit Waffengängen sind. Der liebe ewige Herr bewahre uns dazu als eig'nes wirres Kind! --- Wir träumen von der Welt ohne die vielen Geiselnahmen, die mit den Einsätzen sehr oft verbunden sind. Daß keine Soldaten mehr aus unseren Reihen woanders in allen Rängen dadurch zu Tode kommen! Unser bedrängtes stilles Haus bleibe auch frei von den atomgefüllten Waffen! Es bringt kein Segen, es bringt kein Glück und karmisch fallen wir deshalb durch das Verteilen und Üben auf falschen Wegen mit Feuerwaffen in eine nicht vorhersehbare Belastbarkeit als Konsequenz zurück! Wofür wir nicht vor Gott dem Herrn für uns're Zukunft verantwortbar und risikofrei sein möchten. Das gebe unsere Bestimmung! Und nun sei noch hinzugefügt: Durch pausenloses Schuldzuweisen mit Schmähen oft dabei, ist unserer Bevölkerung das Herz verhärmt und starr, der Sinn zum wahren Leben hin vergrämt und auch geschmälert worden; die Menschen sind durch solche Auswüchse an Ständigkeit in ihrer Art gestört, geängstigt und nun verunsichert für ihre Zukunft zurück geblieben Nur gute Führung begleite uns auf allen unseren Wegen! Es schaut so aus, als käme das für alle Völker gegebene Gleichheitsprinzip durch unseren Herrn hier bei uns Deutschen nicht zum Zuge. Wer kann uns das mit Güte ändern und bess're Richtlinien dafür vorherbestimmen? Wir wünschen uns solch Elend, Leiden fort! Mehr Glück, mehr Zuversicht, mehr Licht zu dieser Frage. Und einen Glauben zum Verzeihen, auf daß sich uns're Urenkel und Nachfahren auf Heilungen nach einer Allmachtliebe über uns und ihres wahren Lebens freuen. Dafür sei Dank! |
Heimat
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Meine liebe, traute Erde,
dich umarm ich. Gleich dem schönsten Himmelsstern, den in Weiten ich gefunden, strahlst du mir zu allen Stunden wann und tröstlich. Hast mit mütterlicher Hand mir ein unlösbares Band um mein Herz gewunden. |
Heimaterinnerungen
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Tausendmal seist du gesegnet,
tausendfach strömst du dahin; aus dem Grunde deiner Quellen schöpf ich meines Daseins Sinn. An den bergigen Gestaden, wo die Silberdistel blaut, hat aus hellen Sonnenfenstern deine Wälderpracht geschaut. Goldumsäumte Hügelkappen glänzen rot im Abendschein; seufzend wiegen sich an Wassern Erlen sanft zum Schlummer ein. Schlüsselblumen, wie ein Teppich dottergelb im Wiesengrün, lassen ihre Blütenkordeln schwellend über Fluren ziehn. Und so wandern Herzgewalten, oh im Wachen oder Traum, auf den weiten Bergeshängen trunken in vertrautem Raum. Weiße Wolkenschiffe segeln mit zum sehnsuchtsvollen Ziel, über Stacheldraht und Minen, wo sich Tod an Tod gefiel. Laß mich, Heimat, deine Wonnen tragen als ein teures Pfand; deiner Tränen Schmerzzerwühlen streichelt schon des Schöpfers Hand. Sieh, du weckst mit deinen Bildern mich aus der gewohnten Ruh, denn die Tiefen meines Lebens deckt kein milder Himmel zu. Doch das Glück der Kindertage blüht noch im Verborgenen fort, und in bunten Lebensgärten wurzelt dein umdornter Hort. |
Heimgang
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Ein teures Lebenslicht verlosch,
ging sacht und still zur ewgen Ruh; und trat, befreit von Erdenqual, geschmückt mit blumigen Gewinden, den letzten Weg der Reise an -- zum Tal der seligen Gefilde zu. Du warst, oh Freund, stets gute Frucht auf dornbestrüppter Lebensfährte; und säend mit dem besten Korn warfst du es aus mit reichem Herz. So blieben uns in jedem Jahr die schönsten Gaben deiner Werte. Doch Häßlichem als Streit der Welt, dem Hader vieler kleiner Geister, dem Zeitensturm mit schlimmen Wunden bist du nun erdenfrei entronnen. Und während wir bei dumpfem Schmerz in Wanderschaft das Sein durchdringen -- hast du zur Herrlichkeit gefunden. |
Heimweh
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Wer kennt nicht das Heimweh,
dies schmerzliche Sehnen, das fern von der Heimat so ziehend und heftig die Brust uns zerwühlt, als wollt' sie zerreißen? Wo Qual und wo Trauer, wo Freude und Lust wie brodelnde Lava sich immerzu wälzen und innig verschmelzen? -- Das Suchen und Irren auf nachtgrauen Pfaden zum Vater der Schöpfung will nimmer sich legen. Wer läuft nicht vorbei an sandigen Ufern, an Stoppeln und Narben mit haftendem Sinn, den Schlüssel zu finden für bohrende Fragen: woher und wohin -- und grolltet dem Schweigen? Doch trägst du den Blick dann wie zufällig nach oben in brennender Freude zu wallenden Wolken, stolz segelnden Schiffen mit flatternden Fahnen, die eilends die Wogen des Azurs durchpflügen; wo Heimkehr uns winkt im herrlichen Morgen, daß uns dazwischen die blaue Unendlichkeit aus Fenstern der Verheißung entgegenblinkt -- und weißt dich geborgen. |
Herbst (I.)
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Auf deinen flammenumsäumten Hügeln
ruht die Zeit des Vergehens, in der wir uns so gern mit unseren Gedanken verlieren; o du gesättigte Erde, die du dich in Frieden betten möchtest; manch Wanderers Fuß tritt nun durch dein müdes Laub und sucht die Ruhe wie du selbst. Am tränendurchtränkten Himmel, perlenbestäubt, blinkt manchmal noch an sonnenberauschten Tagen das blaue Zelt eines reichen Sommers hernieder, heimatfroh leuchtend. Die Zweig der Birken, sie breiten ihr Gold auf dem Rasen aus, als wollten sie ihr Sterben mit Glanz bestehn. Von den Wäldern unserer Sehnsucht steigt schreiend eine letzte Wildgans empor. - Ach, müdes Herz, kehr du aus deinen Schatten dein eigenes Leuchtgezweig hervor! |
Herbst (II.)
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Tage des Trauerns
im alten Werden, auf deinen flammenumsäumten Hügeln ruht die Zeit des Vergehens, in der wir uns so gern mit unseren Gedanken verlieren. O du gesättigte Erde, die du dich in Frieden betten möchtest; manch Wanderers Fuß tritt nun durch dein welkes Laub und suchst den Frieden wie du selbst auch. Am tränenreichen Himmel, perlenschön, leuchtet manchmal noch an sonnenrauschenden Tagen das blaue Zelt eines letzten Sommers hernieder, heimatfroh blinkend. – Die Zweige der Birken, sie breiten ihr Gold auf dem Rasen aus, als wollten sie ihr Sterben mit einem Glanz bestehen. Von den Wäldern unserer Sehnsucht steigt ein letzter Schrei empor. – Ach, frohes Herz, kehr du aus deinen Schatten ein neues Leuchtgezweig hervor! |
Herbstlied
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Fahr wohl, du schöne Sommerszeit,
ach, hätt' ich nie zu warten! Der Herbst trägt nun im bunten Kleid uns Wein und Frucht im Garten. Auf schimmernden Altären ruhn die Früchte dieses Jahres; der Schaffensfreude frohes Tun schenkt dankend Wunderbares. Mit durst'gen Zügen trink ich ein die Fülle dieser Gaben. Und kostbar tropft der edle Wein aus Keltern, die sich laben. Noch einmal kreist auf leichten Flügeln der Vogelzug in trunknen Höhn; noch einmal grüßt auf Sonnenhügeln die Distel im Vorübergehn. Da weist die schwarze Krähenschar mit Krächzen und mit Schreien auf das erfüllte Maß im Jahr, die Stunden jetzt zu weihen. Es wuchs mit uns in Lust und Mühn und gab uns von dem Besten; nun muß es schmerzlich von uns ziehn und welkt sich tot an Ästen. |
Herbstzeit im Ansinnen zu Schlesien
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Schlesien, liebe Heimat du, weit im Osten,
wie bist du zur Herbstzeit schön ! Ach, es wollte keiner von uns aus dir flüchten - niemand, durch Gewalteinfluss und brutal gezwungen, in die Ferne ziehn. Nun stehst du uns allbekannt, weit voraus für uns, schönst geschmückt im Herbstlaub da. Ach, du bleibst uns unvergessen, webst ein untrennbares langes Band, Herz und Sinnen inbegriffen um das lichte, uns so anverwandte Schlesierland. Wo so mancher gute treue Dichter, schon seit altersher, tief und fest, auch im Herbst zu Silberschleiern, unsre Heimat schöngespannt und in sich ruhend weiter sprechen läßt. Flügel schweben aus dem Weltall, in die Herzen dringt sein heller Schein, werden neuer Mut und Halt uns segenreich gegeben, aus dem harten, nur entbehrungsvollem Los unseren gelittenen Vertriebenen neue schöne Zuversicht, Licht und Liebe sein! |
Hymnus
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Gepriesen seist du, Herr und Vater,
du, mein Gott, in höchster Höhe; deine Wahrheit, Güte, Stärke und der Allmacht Liebeswerke reich an Hoffnung mit uns gehe! Heilig preis' ich deinen Namen, den der Engel Heerschar singt; Sterne glühn im Weltenall, wo der Freude Widerhall sich zu ew'gem Lichtkreis schwingt. Wenn wir Erdenkinder weinen, hälst du Zuversicht bereit. Wie im Ozean die Welle und im Morgenlicht die Quelle -- rühr' uns, Herr, zur Seligkeit! Schwestern, Brüder, stärkt die Sinne für des Geistes Schöpferkraft! Jedes Menschen Herzenskrone findet einst vor Gottes Throne, was auf Erden sie geschafft. Lasset, Völker, uns verbinden für den Frieden im Gebet! Mag durch seine Kraft der Segen sich in allen Ländern regen, bis der Liebe Dom ersteht. |
Im Advent
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Wir lauschten so gern adventlichem Singen
aus wundersam lieblichen Kehlen, ließen Botschaft uns freudigst bringen, von Ankunft des Herren erzählen. Bei den großen Jubilaten hat sich uns heilsam Hoffen erfüllt; aus aller weiser Andacht heraus heilige Sehnsüchte gestillt, mit Andächtigen uns grüßend besungen: „Seine Herrschaft ist wieder nah!“ Gepriesen mit himmlischen Zungen anweisend Vernehmung, wie sie uns geschah! So mögen uns Siege erstehen und Segnungen für unsere Welt; So mag ein Kind Advent fromm begehen, milde ein Heiland erhält. O Christus, dominus Jesus. Jubel an der Krippe im Chor! -- Aus seinem ewigen Ratschluß hob Gott unsere Erde empor. |
Anläßlich eines Konzertes mit einem Knabenchor aus Wiesbaden im Advent 1993 in der Kreuznacher Johannes-Kirche beeindruckt gedichtet. |
Im Juli bei uns
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Wo bunte Kräuterbeete sind, mit einem
Kinderherzen schau: Es blühen uns darin die vielen Kornblumen, im Ährenfeld der rote Klatschmohn und Kamillen; zum Wiesental die zarten Glockenblumen, vertraut beisammen mit dem starken Bärenklau, so voll und dicht für uns wie hinbestellt. Wer diese Welt sehr liebt, hilft ihr mit seinem eignen guten Willen! - Vom Waldrand her, da leuchten uns die Wundersamen Weidenröschen, Johanniskraut und auch der rote Fingerhut entgegen. - Wer freut sich nicht im Juli auf die ersten gelben Pfifferlinge, auf den Geißbart und gemeinen Baldrian wie kleine Wunder nebenan? Rehböcke stellen sich nun gekonnt zu ihren Blattzeit ein, und Hirsche neu in ihrem Bast. |
Im Mai
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Im Mai, im Mai, da schlagen all Herzen
höher und frei! Wir stehen erneut zu guten Pflichten bereit. Da möchte manch' Bursche sein Mädchen frein, zum eigenen Leben verbunden sein. Wir dürfen so viel dabei ändern! - Schöne Blütenträume durchziehn gesegnet unsre Orte, Gärten und Gassen. Was wandeln so gern um die Zeit Frauen und Mädchen in hübschen Gewändern durch die Straßen. - Ein luftiger Maibaum zur Stelle im Dorf dreht sich um seine Achse mit flatternden bunten Bändern. Erste Distelfalter und Königslibellen sind schon unterwegs; sie kommen uns sehr gelegen! Vom Süden her schweben Kranichzüge langsam vorbei, querfeldein hinüber zum Rhein. Ich sehe sie hoch über mir rufend und singend in schönstem Blau und Sonnenschein. Und abends erklingt uns mancherort - da und dort - aus seichten Gewässern der Nahe fröhlich ein Grünfroschkonzert entgegen. |
Im Schnee
(Mitten im Schnee) |
Kinder rodeln im Schnee
freudetrunken am Hang, wobei ihr Jubelruf fröhlich herüberklang. Wie eine Decke legt sich die blendende Pracht Über die Erde hin -- tröstende Stille bei Nacht. Was uns je stumm gequält, Wen auch der Tag erdrückt, höre dem Schweigen zu, das alles Weh entrückt. Kleine Säulen von Ranch, Wie vom Altar hervor, winden sich in das Blau über Dächern empor, Rauhreif stäubt von dem First schäkernd der Winterwind, bis dir von Haar und Stirn silberne Kühle rinnt. Hörst du den lauten Schrei, mit dem der Vogel spricht, dem alles Leid im Lied aus voller Kehle bricht? Spürst du die Zärtlichkeit und Schwermut im Gemüt, Weil da am Flockentor ewige Heimat blüht? Ach, jeder Widerstreit ruht sich dort friedvoll aus, wo die Erfüllung wohnt im heiligen Tempelhaus. Wenn du dir Glück erwünscht, lausche nur leis hinein, mehr noch als jegliches Wort kündet der Sterne Schein. |
Im schönen Stubaital
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Ich hab mein Herz im Stubaital verloren,
im herrlichen Tiroler Land; dem ein gesundes Volk geboren, urige Bauern, aus gläubigem Stand. Beim Durchstreifen der Berge und Wälder, von des Wanderers Fuß auf schwellender Höh kreuzt du die Scholle der Almen und Felder, auf denen ich neues Leben erspäh. Es hat uns bei langen, einsamen Wegen mit Schritten der lichte Baldur ereilt. In allen Knospen sich zaghaft regen die neuen Triebe, die frostig verweilt. Doch fegen noch Winde vom Fels herunter und pusten dir kalt und frech ins Gesicht, so laß dich verzaubern vom Sonnenwunder, das strahlend den kecken Übermut bricht. Wir haben freudig den Kranz überquert, den grünen, das Tal zur Gebirgeswelt, und nicht nur die schöne Umgebung uns lehrt, wie dieser Fleck Erde so innig gefällt. Mit emsigem Wirken im gastlichen Haus umgibt dich der Wirte freundliches wollen; sehr köstlich mundet der Bauernschmaus, dem unsere Gaumen ein Dankeschön zollen. Drum verlor ich mein Herz im Stubaital, das voll mit den Reizen der Landschaft bespickt, und so manchem Besucher bleibt auch keine Wahl, er ist hiervon ebenso hell entzückt! |
Julifreuden
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Wiesenkopf und Kuckucksblume,
Arnika und Skabiose, Labkraut und der Thymian sind die Blumen, die ich liebe, weil der Heumond auch sie liebt. Alle bunten Wegbegleiter, grüßen mich aus Wald und Rain. -- Dort das heilige Brot in Ähren schlürft mit Lust die Sonne ein. Sommer ist's, und ich darf wandern in die weite bunte Welt; Wolkenberge, Schattenwald -- Liebster, das gefällt! Und die Traube kocht am Rebhang, was mag sie wohl brüten? Ob's ein guter Jahrgang wird? Gott mag ihn behüten! Linden schneien auf den Anger, flocken süß und schwer; ihre breitgekronten Wipfel füllt ein Blütenmeer. Sieh doch, welch Gewimmel! Bienen krabbeln da in Scharen, sammeIn gelben Honig ein, unermüdlich und mit Fleiß, ohne Rast und Ruh. Vom frühen Morgen bis zum Abend nuseIn sie ihr Sommerlied, und ich summ' dazu. |
© Thorsten Migenda 2021-08-30
letzte Überarbeitung: 2022-11-27
letzte Überarbeitung: 2022-11-27