Kriegserinnerungen des Hans-Jürgen Migenda in Briefen und Notizen
Vorwort:
Vor einiger Zeit kam im Fernsehen ein Bericht über die "Flüchtlinge", die seit 2015 in Millionenzahl in unser Land strömen. In dem Film ging es um Kriegstraumata und deren Behandlung. Dabei kam auch eine Psychologin zu Wort, die "Flüchtlinge" therapiert. Sie forderte mehr Psychologen, um all die Millionen "traumatisierten jungen Flüchtlinge" behandeln zu können, sonst könne es zu „Problemen“ in unserer Gesellschaft kommen! – Da stellte sich natürlich die Frage, woher sollen plötzlich die erforderlichen hunderttausende Psychologen herkommen, wer soll sie schnellstens ausbilden und wer soll für die Unsummen derer Bezahlung aufkommen? Und läßt sich ein junger Moslem überhaupt von einer jungen Frau, die einen Krieg nie selbst miterlebte, erfolgreich therapieren, - die Sprachprobleme mal außer acht lassend? Wohl kaum, aber mit ihrer Prognose betreffend der „Probleme“ hatte sie schon recht. Jedoch dafür brauchte man keinen Kontakt mit den „Schutzsuchenden“ gehabt zu haben und auch kein Psychologe zu sein, um vorherzusehen, was passieren wird. Mahner gab es genug, aber sie wurden und werden als tumbe „Rassisten“ und „Nazis“ beschimpft bzw. verächtlich gemacht.
Inzwischen sind diese „Probleme“ voll und ganz ausgebrochen (Juni 2018), Tendenz exponentiell steigend. Kein Tag vergeht nun mehr, indem man nicht von Beleidigungen, brutalen Raubüberfällen, schweren Körperverletzungen aus nichtigem Anlaß (oder gar nur aus Langeweile) und Vergewaltigungen, ausgeübt durch „Flüchtlinge“ – einzeln oder im Rudel – liest. Keiner wird verschont, weder die Sechsjährige im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz, noch die 80jährige Greisin beim Friedhofsbesuch. Dazu jeden Tag Messermorde, egal ob das Opfer ein Baby oder eine mehrfache Mutter ist. Ein Leben nach dem anderen wird ausgelöscht oder für den Rest ihres Lebens schwer gezeichnet durch „Schutzsuchenden“. Und die Altparteien, Kirchen, Gewerkschafter, Meinungsmacher etc. stellen sich schützend vor die Verbrecher, sprechen von „bedauerlichen Einzelfällen“, versuchen zu verschweigen oder schönzureden. Es sollen noch mehr dieser „Bereicherung, Buntheit und Vielfalt“ zu uns kommen, ohne Limit. Vielleicht noch 10 Millionen, 50 Millionen oder gar eine halbe Milliarde? Wollten einst die Deutschen größenwahnsinnig die ganze Welt erobern – und scheiterten dabei katastrophal, so versuchen sie nun dito größenwahnsinnig die ganze Welt zu retten – und werden ebenfalls katastrophal scheitern. Das Ergebnis wird in beiden Fällen identisch sein: eine zerstörte Nation und unmengen Toter. Meine Prognose, der Bürgerkrieg ist nicht mehr weit entfernt (wohl von einigen auch so sehnlichst herbeigewünscht, siehe hier: Achgut.com). Einen gesunden und realistischen Mittelweg zwischen der gnadenlosen Welteroberung und der totalen, von Selbsthaß und tiefster Unterwerfung geprägten Selbstaufgabe scheinen wir Deutschen nicht mehr zu kennen.
Wie grundlegend anders gegenüber den heutigen, uns überrollenden „Flüchtlingen“, war doch die Mentalität der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg, um sich gleich dem Baron von Münchhausen am Schopfe selbst aus dem Sumpfe zu ziehen, anzupacken und alles neu aufzubauen - im Westen wie im Osten. Diese Generation Deutscher ist heute altersgemäß fast völlig verstorben und übrig bleiben werden nur ihre niedergeschrieben und weitergegebenen Erinnerungen, Fotos und Filme an ihre Kinder und Kindeskindern.
Hier habe ich mal zusammengestellt, was mein Vater aus der Zeit vor 70 Jahren sonst noch zu berichten wußte und niederschrieb, denn er entdeckte für sich:
Inzwischen sind diese „Probleme“ voll und ganz ausgebrochen (Juni 2018), Tendenz exponentiell steigend. Kein Tag vergeht nun mehr, indem man nicht von Beleidigungen, brutalen Raubüberfällen, schweren Körperverletzungen aus nichtigem Anlaß (oder gar nur aus Langeweile) und Vergewaltigungen, ausgeübt durch „Flüchtlinge“ – einzeln oder im Rudel – liest. Keiner wird verschont, weder die Sechsjährige im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz, noch die 80jährige Greisin beim Friedhofsbesuch. Dazu jeden Tag Messermorde, egal ob das Opfer ein Baby oder eine mehrfache Mutter ist. Ein Leben nach dem anderen wird ausgelöscht oder für den Rest ihres Lebens schwer gezeichnet durch „Schutzsuchenden“. Und die Altparteien, Kirchen, Gewerkschafter, Meinungsmacher etc. stellen sich schützend vor die Verbrecher, sprechen von „bedauerlichen Einzelfällen“, versuchen zu verschweigen oder schönzureden. Es sollen noch mehr dieser „Bereicherung, Buntheit und Vielfalt“ zu uns kommen, ohne Limit. Vielleicht noch 10 Millionen, 50 Millionen oder gar eine halbe Milliarde? Wollten einst die Deutschen größenwahnsinnig die ganze Welt erobern – und scheiterten dabei katastrophal, so versuchen sie nun dito größenwahnsinnig die ganze Welt zu retten – und werden ebenfalls katastrophal scheitern. Das Ergebnis wird in beiden Fällen identisch sein: eine zerstörte Nation und unmengen Toter. Meine Prognose, der Bürgerkrieg ist nicht mehr weit entfernt (wohl von einigen auch so sehnlichst herbeigewünscht, siehe hier: Achgut.com). Einen gesunden und realistischen Mittelweg zwischen der gnadenlosen Welteroberung und der totalen, von Selbsthaß und tiefster Unterwerfung geprägten Selbstaufgabe scheinen wir Deutschen nicht mehr zu kennen.
Wie grundlegend anders gegenüber den heutigen, uns überrollenden „Flüchtlingen“, war doch die Mentalität der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg, um sich gleich dem Baron von Münchhausen am Schopfe selbst aus dem Sumpfe zu ziehen, anzupacken und alles neu aufzubauen - im Westen wie im Osten. Diese Generation Deutscher ist heute altersgemäß fast völlig verstorben und übrig bleiben werden nur ihre niedergeschrieben und weitergegebenen Erinnerungen, Fotos und Filme an ihre Kinder und Kindeskindern.
Hier habe ich mal zusammengestellt, was mein Vater aus der Zeit vor 70 Jahren sonst noch zu berichten wußte und niederschrieb, denn er entdeckte für sich:
„… Schreiben bedeutet oft eine Befreiung …“
(Auszug aus einem Brief vom 30.05.1999 an einen alten, lebensüberdrüssigen Kriegskameraden)
„ … Ob Du Deine Kriegserlebnisse irgendwie aufzeichnest, aufschreibst, ist eine andere Frage. Ein solches Schreiben bedeutet oft eine Befreiung und Loslösung aus der damaligen Zeit, und ein Trennen vom vergangenen argen Geschehen. Auch ich verarbeite das Damalige auf diese Art und Weise. Glaube mir, es hilft gewiß! Wieviel Menschen der damaligen Zeit haben außer der seelischen noch eine körperliche Verletzung erlitten. …“
(Auszug aus einem Brief vom 30.05.1999 an einen alten, lebensüberdrüssigen Kriegskameraden)
„ … Ob Du Deine Kriegserlebnisse irgendwie aufzeichnest, aufschreibst, ist eine andere Frage. Ein solches Schreiben bedeutet oft eine Befreiung und Loslösung aus der damaligen Zeit, und ein Trennen vom vergangenen argen Geschehen. Auch ich verarbeite das Damalige auf diese Art und Weise. Glaube mir, es hilft gewiß! Wieviel Menschen der damaligen Zeit haben außer der seelischen noch eine körperliche Verletzung erlitten. …“
„… glücklich im Westen!!“
(Auszug aus einem Brief vom 05.10.1989)
„… Ja ich denke auch manchesmal an meine Luftwaffenhelferzeit und die Einsätze bei Schwedt in Pommern und letztlich die in Breslau. Dort bin ich trotz meiner 2 Verwundungen glimpflich davongekommen. Es reichte zu meiner Entlassung seitens der russischen Verwaltung des Lazarettes in Breslau. Nicht zu vergessen ist dabei die Hilfe der deutschen Ärzte und des Pflegepersonals. So schnell wie möglich setzte ich mich zunächst nach Chemnitz zu meiner Tante ab. Von dort fuhr ich weiter zur thüringischen Grenze, überschritt sie irgendwo im Walde und war dann glücklich im Westen!! In Eisenach begegnete ich dort vor der Grenze einigen Landsern in Uniform (Herbst 1945), die mich ansprachen und mir erzählten, sie seien in einem Gefangenenlager untergebracht und erhielten jeden Tag einige Stunden Urlaub, um in die Stadt gehen zu dürfen. Nun müsse auch ich in das Lager gehen, mich aufnehmen lassen, dort bleiben und das weitere abwarten. Da habe ich zum Glück schnell geschaltet; ich sagte „ja“ und forderte sie auf, mir den Weg dorthin zu zeigen, ich käme dann nach, da ich meiner Verwundung wegen nicht so schnell gehen könne. Kaum waren sie außer Sichtweite, machte ich kehrt, fragte Zivilisten nach dem Weg zur Grenze und schlug raschestens diese Richtung ein. Ich verstehe bis heute noch nicht, wie diese erfahrenen und älteren Landser treu und brav alle Befehle befolgten, sich in ihr ungewisses Schicksal begaben, ohne die so gute Fluchtmöglichkeit zu ergreifen. Nichts, aber auch garnichts konnte mich im russischen Herrschaftsbereich festhalten. Der weitere Weg führte mich in den vorderen Hunsrück zu meiner dorthin evakuierten Mutter, dann nach Gladbeck im Industriegebiet, wo es galt, das reguläre Abitur nachzuholen. …“
(Auszug aus einem Brief vom 05.10.1989)
„… Ja ich denke auch manchesmal an meine Luftwaffenhelferzeit und die Einsätze bei Schwedt in Pommern und letztlich die in Breslau. Dort bin ich trotz meiner 2 Verwundungen glimpflich davongekommen. Es reichte zu meiner Entlassung seitens der russischen Verwaltung des Lazarettes in Breslau. Nicht zu vergessen ist dabei die Hilfe der deutschen Ärzte und des Pflegepersonals. So schnell wie möglich setzte ich mich zunächst nach Chemnitz zu meiner Tante ab. Von dort fuhr ich weiter zur thüringischen Grenze, überschritt sie irgendwo im Walde und war dann glücklich im Westen!! In Eisenach begegnete ich dort vor der Grenze einigen Landsern in Uniform (Herbst 1945), die mich ansprachen und mir erzählten, sie seien in einem Gefangenenlager untergebracht und erhielten jeden Tag einige Stunden Urlaub, um in die Stadt gehen zu dürfen. Nun müsse auch ich in das Lager gehen, mich aufnehmen lassen, dort bleiben und das weitere abwarten. Da habe ich zum Glück schnell geschaltet; ich sagte „ja“ und forderte sie auf, mir den Weg dorthin zu zeigen, ich käme dann nach, da ich meiner Verwundung wegen nicht so schnell gehen könne. Kaum waren sie außer Sichtweite, machte ich kehrt, fragte Zivilisten nach dem Weg zur Grenze und schlug raschestens diese Richtung ein. Ich verstehe bis heute noch nicht, wie diese erfahrenen und älteren Landser treu und brav alle Befehle befolgten, sich in ihr ungewisses Schicksal begaben, ohne die so gute Fluchtmöglichkeit zu ergreifen. Nichts, aber auch garnichts konnte mich im russischen Herrschaftsbereich festhalten. Der weitere Weg führte mich in den vorderen Hunsrück zu meiner dorthin evakuierten Mutter, dann nach Gladbeck im Industriegebiet, wo es galt, das reguläre Abitur nachzuholen. …“
Einige Gedanken zu heute und gestern
(Niederschrift, Bad Kreuznach, den 14.12.2000)
Vor knapp einer Woche erschien im Fernsehen ein Rückblick auf die 20er Jahre. Dabei tauchte der Name „Geri Isca“ mit Gesicht auf. Ich schaltete sofort auf den getauschten Namen „Isca Geri“, der mir aus den 40er Jahren geläufig war. Damals, wohl im Oktober oder November 1944 kehrten wir zu viert von Dänemark über Hamburg und Berlin nach Wittstock an der Dosse ins deutsche Reich zurück. In Berlin wußte ein Kamerad, er mochte etwa 22 Jahre alt sein, Bescheid, er kannte sich aus. Da wir dort übernachten wollten, hatten wir abends noch Zeit, Er schlug uns vor, ins Haus Vaterland zu gehen. Da gäbe es einen Unterhaltungsabend mit bekannten Künstlern/Innen. Er führte uns durch Trümmer und zweimaligem Verirren dennoch sicher zum Ziel. Wir folgten ihm Schritt für Schritt, nahmen nebenbei die haushohen Trümmerberge wahr, und waren doch beklommen von dem Ausmaß der Zerstörungen durch die feindlichen Fliegerbomben. Was stand noch in Berlin, was nicht zerstört war? Endlich erreichten wir das Haus Vaterland, bekamen sofort Zutritt und im mittelgroßen Saal auch 4 Plätze an einem Tisch. Etwas zu essen und trinken wurde bestellt, die Verzehrmarke (für reisende Soldaten) abgegeben. Wir schauten im halbverdunkeltem Raum zur Bühne. Abwechslungsreich trat eine Gruppe, ein Schauspieler, eine Sängerin nach der anderen auf. Vieles wurde in ununterbrochener Folge geboten, wir schauten gebannt zur Bühne. Das alles war uns weitgehend unbekannt. Gewiß, im Film hatten wir schon manches gesehen, aber das war hier aus dem Erleben dargebracht. Eines habe ich noch genau in Erinnerung: Isca Geri trat auf und sang damals das von ihr bekannte Lied „Glutrote Rosen weit über Land und Meer erzählen ein Märchen von Liebe und Glück …“. Anschließend ging‘s in die Übernachtungsstelle für durchreisende Soldaten zurück. Dort war ein fast ununterbrochenes Kommen und früh morgens das Gehen. Dennoch schliefen wir ermüdet ein.
Frühmorgens waschen und sodann ein einfaches Frühstück mit Muckefuckkaffee. Mein nächstes Ziel war das Sammellager Gardelegen. Spätestens hier, wenn nicht schon vordem, trennten sich unsere Wege. Da die Kasernen übervoll belegt waren, kamen wir in eines der auf einer Wiese und am Rande aufgestellten Zelte mit Strohunterlage. Irgendwo wusch man sich in einer Kaserne und holte beim Fouragier sein Essen ab. Im Durchgangszelt lagen Munition aller Art herum. Die Vorgänger, von der Front kommend, hatten sich auf diese Art ihrer überzähligen Geschosse entledigt. Ausgang gab es nicht, aber eine genaue Registrierung. Man sagte, Landser, die von der Front kämen, gingen zuweilen über die hohe Mauer in die Stadt. Sie wünschten endlich eine Abwechslung! Diese hohe Mauer war für sie als geübte Springer und auch Kletterer kein Hindernis. Allerdings warnte man uns davor, gleiches zu versuchen, denn die Wachposten schössen sofort scharf. Ob es Verletzte oder gar Getötete gegeben hat, war nicht zu erfahren. Das war also Gardelegen! Diese Handlungsart erschien uns sehr radikal. „Was wird uns noch erwarten?“, so fragten wir uns, zu Recht. Nur wenige Tage dauerte der Aufenthalt, dann fuhren wir mit dem Zug weiter nach Wittstock an der Dosse. Endziel war Breslau, wo ich nach zweimaliger Verwundung Juli 1945 entlassen wurde.
(Niederschrift, Bad Kreuznach, den 14.12.2000)
Vor knapp einer Woche erschien im Fernsehen ein Rückblick auf die 20er Jahre. Dabei tauchte der Name „Geri Isca“ mit Gesicht auf. Ich schaltete sofort auf den getauschten Namen „Isca Geri“, der mir aus den 40er Jahren geläufig war. Damals, wohl im Oktober oder November 1944 kehrten wir zu viert von Dänemark über Hamburg und Berlin nach Wittstock an der Dosse ins deutsche Reich zurück. In Berlin wußte ein Kamerad, er mochte etwa 22 Jahre alt sein, Bescheid, er kannte sich aus. Da wir dort übernachten wollten, hatten wir abends noch Zeit, Er schlug uns vor, ins Haus Vaterland zu gehen. Da gäbe es einen Unterhaltungsabend mit bekannten Künstlern/Innen. Er führte uns durch Trümmer und zweimaligem Verirren dennoch sicher zum Ziel. Wir folgten ihm Schritt für Schritt, nahmen nebenbei die haushohen Trümmerberge wahr, und waren doch beklommen von dem Ausmaß der Zerstörungen durch die feindlichen Fliegerbomben. Was stand noch in Berlin, was nicht zerstört war? Endlich erreichten wir das Haus Vaterland, bekamen sofort Zutritt und im mittelgroßen Saal auch 4 Plätze an einem Tisch. Etwas zu essen und trinken wurde bestellt, die Verzehrmarke (für reisende Soldaten) abgegeben. Wir schauten im halbverdunkeltem Raum zur Bühne. Abwechslungsreich trat eine Gruppe, ein Schauspieler, eine Sängerin nach der anderen auf. Vieles wurde in ununterbrochener Folge geboten, wir schauten gebannt zur Bühne. Das alles war uns weitgehend unbekannt. Gewiß, im Film hatten wir schon manches gesehen, aber das war hier aus dem Erleben dargebracht. Eines habe ich noch genau in Erinnerung: Isca Geri trat auf und sang damals das von ihr bekannte Lied „Glutrote Rosen weit über Land und Meer erzählen ein Märchen von Liebe und Glück …“. Anschließend ging‘s in die Übernachtungsstelle für durchreisende Soldaten zurück. Dort war ein fast ununterbrochenes Kommen und früh morgens das Gehen. Dennoch schliefen wir ermüdet ein.
Frühmorgens waschen und sodann ein einfaches Frühstück mit Muckefuckkaffee. Mein nächstes Ziel war das Sammellager Gardelegen. Spätestens hier, wenn nicht schon vordem, trennten sich unsere Wege. Da die Kasernen übervoll belegt waren, kamen wir in eines der auf einer Wiese und am Rande aufgestellten Zelte mit Strohunterlage. Irgendwo wusch man sich in einer Kaserne und holte beim Fouragier sein Essen ab. Im Durchgangszelt lagen Munition aller Art herum. Die Vorgänger, von der Front kommend, hatten sich auf diese Art ihrer überzähligen Geschosse entledigt. Ausgang gab es nicht, aber eine genaue Registrierung. Man sagte, Landser, die von der Front kämen, gingen zuweilen über die hohe Mauer in die Stadt. Sie wünschten endlich eine Abwechslung! Diese hohe Mauer war für sie als geübte Springer und auch Kletterer kein Hindernis. Allerdings warnte man uns davor, gleiches zu versuchen, denn die Wachposten schössen sofort scharf. Ob es Verletzte oder gar Getötete gegeben hat, war nicht zu erfahren. Das war also Gardelegen! Diese Handlungsart erschien uns sehr radikal. „Was wird uns noch erwarten?“, so fragten wir uns, zu Recht. Nur wenige Tage dauerte der Aufenthalt, dann fuhren wir mit dem Zug weiter nach Wittstock an der Dosse. Endziel war Breslau, wo ich nach zweimaliger Verwundung Juli 1945 entlassen wurde.
„… Wie das Schicksal so manchmal mitspielt …“
(Auszug aus einem Brief vom 12.09.1999)
„… - Also kam ich gestern mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Er ist 80 Jahre alt und hat den letzten Krieg voll mitgemacht. Davon die meiste Zeit in Rußland als Sanitäter (Feldwebel). Zum Glück wurde er nie verwundet, mußte jedoch bis 1950 in russischer Gefangenschaft bleiben. Er sagte, die deutschen Aufpasser, oft Kommunisten, seien die schlimmsten Wachhunde gewesen. Wer nicht gehorchte, wurde mit Stock oder Knüppel verprügelt.
Ihm ist einmal folgendes passiert: Da macht er sich zum Einsatz bereit; das war noch hinter der Front. Sagt sein Sanitätskamerad zu ihm: „Komm, und zieh den Stahlhelm vorsichtshalber über!“ Damit setzt er ihm seinen Stahlhelm auf. Peng!, so knallt ein Infanteriegeschoß auf die Stirnseite des Helms. Wäre er nur eine Sekunde später oder garnicht aufgesetzt worden, so hätte er - der Erzähler - einen tödlichen Kopfschuß erhalten. Wie das Schicksal so manchesmal mitspielt! Und umgekehrt, als wir am 4. April 1945 im Straßenbahndepot am Manfred-von-Richthofen-Platz zum Einsatz kamen, befanden sich ein junger Kamerad und ich in der Halleneinfahrt. Wie üblich beharkte uns der Iwan mit Artillerie- und Granatgeschossen. Plötzlich fiel mein Kamerad vornüber um. Ein Splitter oder ein Geschoß hatte ihn ins Herz getroffen. Da lag er tot und rührte sich nicht mehr. Andere waren leicht verletzt. So hatte das Schicksal hier hart zugeschlagen! Ob dem jungen Soldaten damit eine spätere harte Gefangenschaft erspart geblieben ist, vermag keiner zu sagen. Je älter unsereiner wird, desto unsinniger erscheint mir der letzte Krieg. …“
(Auszug aus einem Brief vom 12.09.1999)
„… - Also kam ich gestern mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Er ist 80 Jahre alt und hat den letzten Krieg voll mitgemacht. Davon die meiste Zeit in Rußland als Sanitäter (Feldwebel). Zum Glück wurde er nie verwundet, mußte jedoch bis 1950 in russischer Gefangenschaft bleiben. Er sagte, die deutschen Aufpasser, oft Kommunisten, seien die schlimmsten Wachhunde gewesen. Wer nicht gehorchte, wurde mit Stock oder Knüppel verprügelt.
Ihm ist einmal folgendes passiert: Da macht er sich zum Einsatz bereit; das war noch hinter der Front. Sagt sein Sanitätskamerad zu ihm: „Komm, und zieh den Stahlhelm vorsichtshalber über!“ Damit setzt er ihm seinen Stahlhelm auf. Peng!, so knallt ein Infanteriegeschoß auf die Stirnseite des Helms. Wäre er nur eine Sekunde später oder garnicht aufgesetzt worden, so hätte er - der Erzähler - einen tödlichen Kopfschuß erhalten. Wie das Schicksal so manchesmal mitspielt! Und umgekehrt, als wir am 4. April 1945 im Straßenbahndepot am Manfred-von-Richthofen-Platz zum Einsatz kamen, befanden sich ein junger Kamerad und ich in der Halleneinfahrt. Wie üblich beharkte uns der Iwan mit Artillerie- und Granatgeschossen. Plötzlich fiel mein Kamerad vornüber um. Ein Splitter oder ein Geschoß hatte ihn ins Herz getroffen. Da lag er tot und rührte sich nicht mehr. Andere waren leicht verletzt. So hatte das Schicksal hier hart zugeschlagen! Ob dem jungen Soldaten damit eine spätere harte Gefangenschaft erspart geblieben ist, vermag keiner zu sagen. Je älter unsereiner wird, desto unsinniger erscheint mir der letzte Krieg. …“
„ … Ja, die damalige Zeit läßt mich nicht los …“
(Auszug aus einem Brief vom 30.06.1995)
„… Gestern machte ich mittags eine kleine Fußwanderung, Noch hielt sich das gute Wetter. Entlang des Ellerbaches ging ich zum nächsten Dorf Rüdesheim (bei Bad Kreuznach) und dann entlang Wiesen, Feldern und kleinen Wäldern. Die Landschaft strömte einen herben, etwas modrigen Duft aus, der mein Erinnerungsvermögen sofort nach Nipperwiese und Schwedt versetzte. Solch einen Duft hatten wir dort oftmals, als wir etwa 2 km entfernt von Nipperwiese in einem größeren Bauerngehöft lagen und tagtäglich die vor uns liegenden, leicht zum Wald abfallenden Wiesen und Felder beobachteten. Gleiches galt für die beiden Spähtrupps quer durch den Wald zum Nachbarort, der von den Russen schon besetzt, eingenommen war.
Einmal hatte ich unerfahrener Landser Glück. Alleine ließ ich an einer Wegkreuzung die vier Kameraden zurück, um einige hundert Meter weiter in den Wald zu gehen, dorten Ausschau zu halten. Nichts sonderliches war zu entdecken. Also kehrte ich um, ging denselben Weg zurück. Doch meine Kameraden waren verschwunden. Mir war‘s ein Rätsel. Rufen half zunächst nichts. Endlich, endlich! kamen sie zögerlich hinter einem Holzstoß hervor. Sie berichteten mir, sie hätten mich zurückkommen sehen, dicht gefolgt von zwei Russen. Da seien sie rasch hinter dem Holz in Deckung gegangen. Kurz vor der Straße hätten die beiden Russen angehalten, sich besprochen und wären schließlich umgekehrt und zurückgegangen.
Nun erst wagten meine Kameraden, aus ihrem Versteck herauszukommen. Warum beide Iwans nicht auf mich geschossen oder mich nicht angerufen hatten, weiß ich bis heute nicht. Mag sein, daß sie mich aufgrund des Knochensackes, des Tarnanzuges, nicht einzuordnen wußten, ob Freund oder Feind, oder ob sie mich ob meiner Jugend und des nahenden Kriegsendes laufen lassen wollten, weiß ich nicht. Vielleicht waren auch sie so unerfahren und dumm wie unsereins? Auch wäre es ein leichtes für meine vier Kameraden gewesen, auf beide Iwans das Feuer zu eröffnen. Aber wie schon gesagt, auch sie waren zu unerfahren und zu dumm wie unsereins. Beim nächsten Spähtruppunternehmen schauten wir oft zur Seite und rückwärts. Nach diesem Vorfall prägten die Vorgesetzten uns das genau ein. Es sollte auch nicht geschehen, daß plötzlich der letzte Mann „verschwand“. Ein Truppführer erzählte uns, das sei bei ihm so Brauch, auf solche Art einen Gefangenen zu machen, um später recht viel aus ihm herauszuholen, von seiner Truppe zu erfahren! Beim 2. Unternehmen hatten wir ein anderes Erlebnis. Wir hörten Geräusche, warfen uns hin, schußbereit. Nichts rührte sich mehr. Da wagte ich zu rufen: „Halt wer da!“ Und prompt kam in unmittelbarer Nähe die Antwort: „Ihr seid Deutsche!“ Es stellte sich heraus, daß wir auf einen Infanterieposten an wichtiger Stelle gestoßen waren. Von unserem Spähunternehmen wußten sie nichts. Es klärte sich auf. Sie meinten noch, wenn ich mich nicht gemeldet hätte, so hätten sie wenig später das Feuer eröffnet. Wir entgegneten, das wäre auch beinahe unsererseits geschehen. Man merkte ihnen einen gelinden Schrecken an. Aber alles verlief gut. Wir bekamen eine gute und genügende Aufklärung über die Feindeslage und die letzten Bewegungen. Eine weitere Erkundung war nicht mehr nötig, so daß wir uns freundschaftlich verabschiedeten. Bei unserer Rückmeldung nahm man den Bericht sorgfältig auf, mußte aber verneinen, daß man mit der Infanteriekompanie keinen Kontakt habe. Man wolle das rasch ändern, hieß es; denn so könne man Zeit und Erkundigungen sparen, käme auch rascher an die neuesten Meldungen, Ich glaube, bei weiteren Spähtrupps hätten wir unsere Erfahrungen gut verwerten können.
Ja, die damalige Zeit läßt mich nicht los. Oft schaltet man in Gedanken zurück, auch wenn die Erinnerung vielleicht etwas nachläßt. …“
(Auszug aus einem Brief vom 30.06.1995)
„… Gestern machte ich mittags eine kleine Fußwanderung, Noch hielt sich das gute Wetter. Entlang des Ellerbaches ging ich zum nächsten Dorf Rüdesheim (bei Bad Kreuznach) und dann entlang Wiesen, Feldern und kleinen Wäldern. Die Landschaft strömte einen herben, etwas modrigen Duft aus, der mein Erinnerungsvermögen sofort nach Nipperwiese und Schwedt versetzte. Solch einen Duft hatten wir dort oftmals, als wir etwa 2 km entfernt von Nipperwiese in einem größeren Bauerngehöft lagen und tagtäglich die vor uns liegenden, leicht zum Wald abfallenden Wiesen und Felder beobachteten. Gleiches galt für die beiden Spähtrupps quer durch den Wald zum Nachbarort, der von den Russen schon besetzt, eingenommen war.
Einmal hatte ich unerfahrener Landser Glück. Alleine ließ ich an einer Wegkreuzung die vier Kameraden zurück, um einige hundert Meter weiter in den Wald zu gehen, dorten Ausschau zu halten. Nichts sonderliches war zu entdecken. Also kehrte ich um, ging denselben Weg zurück. Doch meine Kameraden waren verschwunden. Mir war‘s ein Rätsel. Rufen half zunächst nichts. Endlich, endlich! kamen sie zögerlich hinter einem Holzstoß hervor. Sie berichteten mir, sie hätten mich zurückkommen sehen, dicht gefolgt von zwei Russen. Da seien sie rasch hinter dem Holz in Deckung gegangen. Kurz vor der Straße hätten die beiden Russen angehalten, sich besprochen und wären schließlich umgekehrt und zurückgegangen.
Nun erst wagten meine Kameraden, aus ihrem Versteck herauszukommen. Warum beide Iwans nicht auf mich geschossen oder mich nicht angerufen hatten, weiß ich bis heute nicht. Mag sein, daß sie mich aufgrund des Knochensackes, des Tarnanzuges, nicht einzuordnen wußten, ob Freund oder Feind, oder ob sie mich ob meiner Jugend und des nahenden Kriegsendes laufen lassen wollten, weiß ich nicht. Vielleicht waren auch sie so unerfahren und dumm wie unsereins? Auch wäre es ein leichtes für meine vier Kameraden gewesen, auf beide Iwans das Feuer zu eröffnen. Aber wie schon gesagt, auch sie waren zu unerfahren und zu dumm wie unsereins. Beim nächsten Spähtruppunternehmen schauten wir oft zur Seite und rückwärts. Nach diesem Vorfall prägten die Vorgesetzten uns das genau ein. Es sollte auch nicht geschehen, daß plötzlich der letzte Mann „verschwand“. Ein Truppführer erzählte uns, das sei bei ihm so Brauch, auf solche Art einen Gefangenen zu machen, um später recht viel aus ihm herauszuholen, von seiner Truppe zu erfahren! Beim 2. Unternehmen hatten wir ein anderes Erlebnis. Wir hörten Geräusche, warfen uns hin, schußbereit. Nichts rührte sich mehr. Da wagte ich zu rufen: „Halt wer da!“ Und prompt kam in unmittelbarer Nähe die Antwort: „Ihr seid Deutsche!“ Es stellte sich heraus, daß wir auf einen Infanterieposten an wichtiger Stelle gestoßen waren. Von unserem Spähunternehmen wußten sie nichts. Es klärte sich auf. Sie meinten noch, wenn ich mich nicht gemeldet hätte, so hätten sie wenig später das Feuer eröffnet. Wir entgegneten, das wäre auch beinahe unsererseits geschehen. Man merkte ihnen einen gelinden Schrecken an. Aber alles verlief gut. Wir bekamen eine gute und genügende Aufklärung über die Feindeslage und die letzten Bewegungen. Eine weitere Erkundung war nicht mehr nötig, so daß wir uns freundschaftlich verabschiedeten. Bei unserer Rückmeldung nahm man den Bericht sorgfältig auf, mußte aber verneinen, daß man mit der Infanteriekompanie keinen Kontakt habe. Man wolle das rasch ändern, hieß es; denn so könne man Zeit und Erkundigungen sparen, käme auch rascher an die neuesten Meldungen, Ich glaube, bei weiteren Spähtrupps hätten wir unsere Erfahrungen gut verwerten können.
Ja, die damalige Zeit läßt mich nicht los. Oft schaltet man in Gedanken zurück, auch wenn die Erinnerung vielleicht etwas nachläßt. …“
(Kurzbericht über meine Rückkehr aus russischer Gefangenschaft Ende August 1945 von Breslau über Dresden nach Stromberg (Hunsrück)
(Niederschrift, Bad Kreuznach, den 27.04.2004)
Meine Vorfahren mütterlicherseits stammen aus dem Vorderen Hunsrück, die meines Vaters aus Niederschlesien. Geboren wurde ich als zweites Kind am 25.01.1926 in Reichenbach (Eulengebirge/Schlesien). Aus wirtschaftlichen Gründen der damaligen Zeit zogen wir 1929 nach Naumburg/Saale und 1938 nach Gladbeck in Westfalen. Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges, September 1939 wurde mein Vater zur Wehrmacht eingezogen. Es folgte meine Schwester Annemarie zum Dienst in der Kinderlandverschickung und am 15.02.1943 ich als Luftwaffenhelfer im Ruhrgebiet.
Wenig später evakuierten meine Mutter mit zwei weiteren Söhnen zu Verwandten in den Vorderen Hunsrück, in einem kleinen Ort bei Stromberg. 1944 wurde ich zur Wehrmacht nach Oschatz/Sachsen eingezogen, Ausbildungen u.a. in Tulln bei Wien. Ende 1944 meldeten wir Kameradien uns zur Fallschirmtruppe nach Salzwedel und Halberstadt, kamen zum Einsatz bei Schwerdt (in der Nähe von Stettin). Nach einigen Kämpfen flog ein Teil von uns mit der Ju 52 ab Jüterbog in die Festung Breslau. Die dortigen harten Kämpfe brachten viele Verluste. Ich selbst wurde zweimal verwundet und befand mich bei der Kapitulation am 6. Mai im dortigen Lazarett Elbingbunker. Es klingt verwunderlich, aber ein Teil der Übergabebedingungen (ausgehandelt von unserem General Niehoff und General Glusdowski) wurde eingehalten, daß die Heimkehr in die Heimat nach Beendigung des Krieges garantiert sei. So kam ich Ende August mit manchen Schwierigkeiten, Glück und der Hilfe von erfahrenen Soldaten aus Breslau heraus. Die Fahrt begann auf Güterwagen oder auf den Dächern von Personenwagen (sie waren für russische Offiziere und Soldaten bestimmt) ab Breslau-Lissa.
Wir, die wir in den Westen wollten, schlugen uns recht und schlecht durch. Oftmals hieß es umsteigen oder warten. Die Eisenbahner gaben uns stets guten und zuverlässigen Bescheid. Da hieß es plötzlich, wir fahren über Dresden. Wenn wir diese Stadt auch nicht persönlich kannten, so war sie uns von der Schule her als das Elbflorenz bekannt. Aber wir wußten auch, sie war grausam in 2 Nächten des Februars 1945 durch alliierte Bomber zerstört und in Schutt und Asche gelegt worden. Die Rede war von einigen hunderttausend Toten. Wir fragten uns, wie ist es möglich, bei diesen Trümmerfeldern mit der Eisenbahn durch die Stadt zu fahren? Wenig später sagte man uns, eine Fahrt durch Dresden sei nicht möglich. Wir werden in weitem Bogen um die Stadt fahren müssen. So geschah es auch.
Langsam fuhr unser Zug weiträumig von Dresden entfernt in einer Linkskurve dahin. Wir vermochten keine Stadttürme oder emporragende Gebäude zu erkennen. Eine braungraue Silhouette aus Trümmerteilen deutete die Stadt an. Zerstörung, nichts als Zerstörung soweit das Auge blickte. Das war ein schrecklicher und prägender Eindruck, den ich bis heute nicht vergessen habe. Die Zeit des Vorbeifahrens schien riesig gestreckt.
Wir sprachen lange nicht miteinander.- In Chemnitz besuchte ich meine Tante und ihre Angehörigen. Auch ihnen war das Ausmaß der Zerstörung Dresdens bekannt, aber die Zeitungen wollten oder durften darüber nicht berichten. - Nach wenigen Tagen fuhr ich Richtung Westen weiter, wanderte zu Fuß bei Eisenach ungesehen über die innerdeutsche Grenze, mit sehr viel Glück! Ein deutscher, unbewaffneter Grenzpolizist half mir dabei (ich danke ihm noch heute dafür). 3 Tage später traf ich in Dörrebach (bei Stromberg) zur riesigen Überraschung meiner Angehörigen und Verwandten ein. Schwester und Bruder hatten sich schon nach Hause durchgeschlagen, aus Böhmen und Südtirol. Wenige Monate folgte unser Vater aus dem französischen Hungerlager Attichy. So wurden wir vereint.
(Niederschrift, Bad Kreuznach, den 27.04.2004)
Meine Vorfahren mütterlicherseits stammen aus dem Vorderen Hunsrück, die meines Vaters aus Niederschlesien. Geboren wurde ich als zweites Kind am 25.01.1926 in Reichenbach (Eulengebirge/Schlesien). Aus wirtschaftlichen Gründen der damaligen Zeit zogen wir 1929 nach Naumburg/Saale und 1938 nach Gladbeck in Westfalen. Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges, September 1939 wurde mein Vater zur Wehrmacht eingezogen. Es folgte meine Schwester Annemarie zum Dienst in der Kinderlandverschickung und am 15.02.1943 ich als Luftwaffenhelfer im Ruhrgebiet.
Wenig später evakuierten meine Mutter mit zwei weiteren Söhnen zu Verwandten in den Vorderen Hunsrück, in einem kleinen Ort bei Stromberg. 1944 wurde ich zur Wehrmacht nach Oschatz/Sachsen eingezogen, Ausbildungen u.a. in Tulln bei Wien. Ende 1944 meldeten wir Kameradien uns zur Fallschirmtruppe nach Salzwedel und Halberstadt, kamen zum Einsatz bei Schwerdt (in der Nähe von Stettin). Nach einigen Kämpfen flog ein Teil von uns mit der Ju 52 ab Jüterbog in die Festung Breslau. Die dortigen harten Kämpfe brachten viele Verluste. Ich selbst wurde zweimal verwundet und befand mich bei der Kapitulation am 6. Mai im dortigen Lazarett Elbingbunker. Es klingt verwunderlich, aber ein Teil der Übergabebedingungen (ausgehandelt von unserem General Niehoff und General Glusdowski) wurde eingehalten, daß die Heimkehr in die Heimat nach Beendigung des Krieges garantiert sei. So kam ich Ende August mit manchen Schwierigkeiten, Glück und der Hilfe von erfahrenen Soldaten aus Breslau heraus. Die Fahrt begann auf Güterwagen oder auf den Dächern von Personenwagen (sie waren für russische Offiziere und Soldaten bestimmt) ab Breslau-Lissa.
Wir, die wir in den Westen wollten, schlugen uns recht und schlecht durch. Oftmals hieß es umsteigen oder warten. Die Eisenbahner gaben uns stets guten und zuverlässigen Bescheid. Da hieß es plötzlich, wir fahren über Dresden. Wenn wir diese Stadt auch nicht persönlich kannten, so war sie uns von der Schule her als das Elbflorenz bekannt. Aber wir wußten auch, sie war grausam in 2 Nächten des Februars 1945 durch alliierte Bomber zerstört und in Schutt und Asche gelegt worden. Die Rede war von einigen hunderttausend Toten. Wir fragten uns, wie ist es möglich, bei diesen Trümmerfeldern mit der Eisenbahn durch die Stadt zu fahren? Wenig später sagte man uns, eine Fahrt durch Dresden sei nicht möglich. Wir werden in weitem Bogen um die Stadt fahren müssen. So geschah es auch.
Langsam fuhr unser Zug weiträumig von Dresden entfernt in einer Linkskurve dahin. Wir vermochten keine Stadttürme oder emporragende Gebäude zu erkennen. Eine braungraue Silhouette aus Trümmerteilen deutete die Stadt an. Zerstörung, nichts als Zerstörung soweit das Auge blickte. Das war ein schrecklicher und prägender Eindruck, den ich bis heute nicht vergessen habe. Die Zeit des Vorbeifahrens schien riesig gestreckt.
Wir sprachen lange nicht miteinander.- In Chemnitz besuchte ich meine Tante und ihre Angehörigen. Auch ihnen war das Ausmaß der Zerstörung Dresdens bekannt, aber die Zeitungen wollten oder durften darüber nicht berichten. - Nach wenigen Tagen fuhr ich Richtung Westen weiter, wanderte zu Fuß bei Eisenach ungesehen über die innerdeutsche Grenze, mit sehr viel Glück! Ein deutscher, unbewaffneter Grenzpolizist half mir dabei (ich danke ihm noch heute dafür). 3 Tage später traf ich in Dörrebach (bei Stromberg) zur riesigen Überraschung meiner Angehörigen und Verwandten ein. Schwester und Bruder hatten sich schon nach Hause durchgeschlagen, aus Böhmen und Südtirol. Wenige Monate folgte unser Vater aus dem französischen Hungerlager Attichy. So wurden wir vereint.
„…unterschreib endlich oder geh weiter…“
(Auszug aus einem Brief eines Schulkameraden vom 23.06.1998 an Hans-Jürgen Migenda)
… Sehr interessant fanden wir das Foto aus dem Jahre 1928. Man muß doch staunen, was alles noch in irgendwelchen Ecken aufbewahrt ist und den Krieg heil überstanden hat. Jüppchen und auch Fassi sind unschwer zu erkennen, aber Gustav Koch?, da fällt mir die Identifizierung schon etwas schwer. Und das, obwohl wir ihn ja längere Zeit als Deutschlehrer hatten und er mir als mein Bannführer eine unvergessene und von mir gut ausgewertete Lektion erteilt hat:
Ich mußte bei ihm erscheinen und irgendetwas unterschreiben, was mit der Kinder-Landverschickung zu tun hatte. Ich dachte, das ist mein Lehrer, was der dir vorlegt muß unbesehen unterschrieben werden. Als er das bemerkte, tadelte er das und sagte, daß ich mir alles, was ich zu unterschreiben hätte in meinem Leben, durchzulesen hätte, um dann zu entscheiden, ob ich es unterschreiben könne.
Vielleicht ein Jahr später gab es eine große, mit viel Pomp aufgemachte Veranstaltung der HJ. Ein jugendlich erscheinender Ritterkreuzträger der Waffen-SS hielt eine mitreißende Ansprache, die für die Meldung zu dieser Truppe warb. Anschließend mußten wir alle in Formation antreten, in Reihe an einem Truppenmediziner vorbeigehen, der aber im allgemeinen nicht in das Geschehen eingriff. Anschließend ging die Reihe dann wieder in den Veranstaltungssaal, wo wir an einer zusammengestellten Tischreihe vorbeigehen mußten. Es lag ein dickes Buch aus, in das sollten wir unseren Namen in Druckschrift eintragen und dahinter unsere Unterschrift machen.
Eingedenk „Gustavs“ Belehrung fragte ich den Menschen bei dem Buch, was ich denn da unterschriebe und fing an, in dem Buch zu blättern. Er wurde ziemlich barsch und sagte, ich solle unterschreiben und den Laden nicht aufhalten, es wären noch mehr da, die unterschreiben wollten. Als ich nochmals nachfragte, herrschte er mich an: „unterschreib endlich oder geh weiter“. Daraufhin legte ich das Buch beiseite und ging weiter. Etwa 10 Mann, die hinter mir standen, gingen mit mir durch ohne zu unterschreiben. - Wir waren die einzigen, die nicht zur Waffen-SS gezogen wurden! …
(Auszug aus einem Brief eines Schulkameraden vom 23.06.1998 an Hans-Jürgen Migenda)
… Sehr interessant fanden wir das Foto aus dem Jahre 1928. Man muß doch staunen, was alles noch in irgendwelchen Ecken aufbewahrt ist und den Krieg heil überstanden hat. Jüppchen und auch Fassi sind unschwer zu erkennen, aber Gustav Koch?, da fällt mir die Identifizierung schon etwas schwer. Und das, obwohl wir ihn ja längere Zeit als Deutschlehrer hatten und er mir als mein Bannführer eine unvergessene und von mir gut ausgewertete Lektion erteilt hat:
Ich mußte bei ihm erscheinen und irgendetwas unterschreiben, was mit der Kinder-Landverschickung zu tun hatte. Ich dachte, das ist mein Lehrer, was der dir vorlegt muß unbesehen unterschrieben werden. Als er das bemerkte, tadelte er das und sagte, daß ich mir alles, was ich zu unterschreiben hätte in meinem Leben, durchzulesen hätte, um dann zu entscheiden, ob ich es unterschreiben könne.
Vielleicht ein Jahr später gab es eine große, mit viel Pomp aufgemachte Veranstaltung der HJ. Ein jugendlich erscheinender Ritterkreuzträger der Waffen-SS hielt eine mitreißende Ansprache, die für die Meldung zu dieser Truppe warb. Anschließend mußten wir alle in Formation antreten, in Reihe an einem Truppenmediziner vorbeigehen, der aber im allgemeinen nicht in das Geschehen eingriff. Anschließend ging die Reihe dann wieder in den Veranstaltungssaal, wo wir an einer zusammengestellten Tischreihe vorbeigehen mußten. Es lag ein dickes Buch aus, in das sollten wir unseren Namen in Druckschrift eintragen und dahinter unsere Unterschrift machen.
Eingedenk „Gustavs“ Belehrung fragte ich den Menschen bei dem Buch, was ich denn da unterschriebe und fing an, in dem Buch zu blättern. Er wurde ziemlich barsch und sagte, ich solle unterschreiben und den Laden nicht aufhalten, es wären noch mehr da, die unterschreiben wollten. Als ich nochmals nachfragte, herrschte er mich an: „unterschreib endlich oder geh weiter“. Daraufhin legte ich das Buch beiseite und ging weiter. Etwa 10 Mann, die hinter mir standen, gingen mit mir durch ohne zu unterschreiben. - Wir waren die einzigen, die nicht zur Waffen-SS gezogen wurden! …
Wie schon vorher vermutet, sind „Kameradentreffen“ eine gute Möglichkeit, traumatische Kriegserlebnisse zu verarbeiten, sich auszusprechen, Geist und Seele zu reinigen und bedrückendes zu entfernen. Vorm Zeitalter teurer Psychologen und Psychiater, die oftmals durch ihren Beruf auch nur ihre eigenen Probleme und Traumata aufarbeiten, war und ist dies eine effektive Hilfe der betroffenen Menschen. Die katholische Kirche mit ihrer Beichte half übrigens in diesem Sinn auch den Menschen, ihren Geist von belastendem zu befreien. Beides wird heute, Kameradentreffen und Beichte, von rotgrün gefärbter Seite als dumpfbackend und überholt, als ewiggestrig oder im Falle der Kirche als zur Kontrolle der Menschen geschaffen, dargestellt. Aber sie verkennen die klärende und reinigende Seite dieser Institutionen. Gäbe es beide nicht, sähe es noch übler um unsere Gesellschaft aus.
Mein Vater notierte dabei gerne das Gehörte für seine Berichte, als auch als Protokollführer für den Fallschirmjägerverein der Ehemaligen, dem er angehörte. Nachfolgend ein solcher entsprechender Bericht. Da die erwähnten Personen entweder Personen der Zeitgeschichte sind, als auch an anderer Stelle ihre Erinnerung veröffentlichten, habe ich sie belassen.
Mein Vater notierte dabei gerne das Gehörte für seine Berichte, als auch als Protokollführer für den Fallschirmjägerverein der Ehemaligen, dem er angehörte. Nachfolgend ein solcher entsprechender Bericht. Da die erwähnten Personen entweder Personen der Zeitgeschichte sind, als auch an anderer Stelle ihre Erinnerung veröffentlichten, habe ich sie belassen.
III. Fallschirmjägerregiment 26 - Einsatz in Schwedt und Breslau; hier Treffen des Bundes Deutscher Fallschirmjäger am 05. Juni 1999 in Stendal
Roman Schäfer aus Wiesbaden erzählt von Nipperwiese:
2 Russen kamen in einem Panjewagen nach Nipperwiese angefahren. Beide waren blau, also voll besoffen. Sie wurden gefangengenommen und Pferde mitsamt Wagen beschlagnahmt. Sie hatten garnicht erfaßt, daß sie sich in Feindesland befanden!
Wir gehörten zur Heeresgruppe Schacht. General Wenk stellte die 9. Division aus Angehörigen von Fliegern u.a.m. auf. Hauptmann Skau ist verstorben, ebenso Regimentsführer von der Heyde. Beide waren etwa 80 Jahre alt.
Nach Dieter Andrés flogen wir am 29.02.45 als Kampfgeschwader 200 in Breslau ein. Zum Teil herrschte Nebel bei der Landung.
Roman Schäfer: In Breslau kamen sie in einen Weinkeller. Viele große Fässer, gefüllt mit Wein standen aufgereiht an den Wänden. Auf dem Boden befand sich eine riesige Weinlache, etwa knöchelhoch, war sie zu durchwaten. Da unsere Kameraden reichlich Durst hatten, sie kamen gerade frisch vom Einsatz, suchten sie sich einige Fässer aus, schossen mit ihren Pistolen in Mundhöhe je eine Pistolenkugel ab, und tranken begierig in vollen Zügen den daraus quellenden köstlichen Wein. Es war nur eine Frage der Zeit, vielleicht von wenigen Tagen, da der Russe auch diesen Keller in Besitz-nehmen würde. Also mochte der Wein auslaufen!
R. Schäfer wurde einmal an der Hand verletzt...
seine Freundin (mit Schwester) wohnten in der Boberstraße, unserem ersten Quartier. Das mag etwa in der Mitte der Straße gewesen sein, wohl Nr. 11 oder 13. Da befand sich auch die Wohnung von Reinhard Paffrath und dem jungen Melder. Einmal hatte ich dort spät abends Bereitschaftsdienst und Telefongespräche anzunehmen. Doch nichts ereignete sich während dieser Zeit. - ...
Roman fuhr mit einem Handwägelchen umher, um somit einen Verwundeten rückwärts zum Verbandsplatz zu fahren. Er berichtet: Einmal hatte er einen deutschen Verwundeten zu betreuen. Er schrie sehr und vermochte sich trotz guten Zuspruchs nicht beruhigen. Schließlich starb er vor Schreck und Schock, obwohl die Verletzung nur mäßig war!
Ein Kamerad hatte eine Kopfverletzung erhalten. Roman verband ihn sofort und brachte ihn zurück, bis zum Verbandsplatz, da der Verwundete darauf bestand. Später besuchte Roman ihn im Lazarett. Da fragte der verwundete Kamerad: „Sag, Roman, werde ich wieder sehen können? Die Ärzte können oder wollen mir keine genaue Auskunft geben. Bei dem einen Auge vermeine ich, manchesmal Blitze zu erkennen. Das muß doch ein Zeichen dafür sein, daß das Auge noch eine gewisse Sehkraft besitzt.“ Roman hatte zuvor vom Arzt erfahren, daß wohl kaum Aussicht auf Gesundung beider Augen bestand, der Kamerad dürfte Zeit seines Lebens blind sein. Roman erklärte ihm, sein eines Auge sei leider verloren, doch bei dem anderen sei es noch ungewiß; er müsse geduldig abwarten. Das gab ihm eine gewisse Hoffnung, und so fiel er nicht in Depressionen und großer Niedergeschlagenheit. - Der Kopfschuß war ins ein Auge eingetreten, durchs Nasenbein ins zweite Auge gedrungen und dann ausgetreten. Keine weitere Kopfverletzung hatte er davongetragen!
Am Tage der Kapitulation von Breslau (4. Mai 45) ging auf Seite der Sieger ein grandioses Feuerwerk in die Luft. Der Russe schoß mit jeglicher Art von Munition in die Luft. Vorwiegend flog Leuchtmunition kreuz die quer zum Himmel hinauf. Es war ein Riesenspektakel, ein Schauspiel ohnegleichen, was sich da abspielte. Für die Seite ein Freudentaumel, für die anderen ein makabres und fast grausiges Geschehen. Stundenlang feierten Russen und die in ihrem Gefolge einziehenden Polen und Zigeuner den Sieg über das „faschistische“ Deutschland. Von den Ausschreitungen gegen die deutsche Bevölkerung und die gefangenen Soldaten soll hier nicht die Rede sein.
Die Soldaten hatten sich an bestimmten Plätzen zu sammeln, dort alle Waffen abzugeben, sich in Marsch zu setzen und wie es hieß, zu einem außer der Stadt befindlichen Lager zu marschieren. Stundenlang wurden sie bis zur Erschöpfung um die Stadt herumgeführt, mürbe und weich gemacht, bis sie schließlich erschöpft ins vorgesehen Gefangenlager gelangten. Es war sehr stark bewacht. Später kamen sie, in Viehwaggons gepreßt, nach langer Fahrt in Rußland an. Wer noch am Leben geblieben war, wurde – oft erst nach Jahren nach Haus entlassen.
Roman kehrte viele Jahre nach dem Krieg einigemale als Besucher nach Rußland zurück. Dort wurde er unter anderem als deutscher friedlicher ehemaliger Gefangener begrüßt!
Roman war mit Herbert Seidel, jeder für sich, in einem Schützenloch, nahe beieinander. Da kamen russische Panzer angerollt, unmittelbar auf die deutsche Linie zu. Roman wollte aus dem Loch herausspringen und sich so in Sicherheit bringen. Aber er hatte nicht bedacht, daß so ihn ein Panzer mit Leichtigkeit hätte abschießen können! Herbert drückte ihn ins Schützenloch mit aller Gewalt zurück, bedeutete ihm, daß ein Fliehen der sichere Tod wäre und er sich unbedingt überrollen lassen müsse. So geschah es wenig später. Die Panzer rollten an ihnen seitlich vorbei, ohne daß beiden etwas geschehen wäre. Sodann konnten sie sich absetzen, in Sicherheit bringen! Herbert hatte als langjähriger Infanterist reichlich Kriegserfahrung gesammelt und wußte daher genau, wie man sich in solcher Gefahr verhalten mußte.
X Dieter Andrés: In der Blindenanstalt, die hart verteidigt wurde, saß er mit einem Kamerad fest. Sie mußten dem feindlichen Druck weichen und sich absetzen. Doch bei der Feindeinsicht und -übermacht mußte man mit dem Schlimmsten rechnen! Da kam Rettung in höchster Not: Ein „Puppchen" (Pakgeschütz) fuhr auf, gab 1 oder 2 Schüsse gegen die Russen - mit Erfolg - ab. Große Überraschung beim Iwan! Das nutzten beide Kameraden aus, setzten sich in Windeseile ab; kein Russe schoß auf sie in diesen wenigen Sekunden.
Nach Major Hacker folgte Hauptmann Meyer. Er war wenig beliebt, obwohl er von der Infanterie kam und man annehmen mußte, er habe viel Erfahrung mitgebracht. Manchesmal war auch er an der Front, doch wußte er sich rechtzeitig abzusetzen. So bei der Verteidigung der Blindenanstalt. Vordem führte uns Major Hacker. Er wurde wegen „nervösen Leidens“ abgelöst. Da er als nicht sehr mutig galt, machten sich die alten „Hasen“ manchesmal einen Spaß daraus, ihn reinzulegen. In irgendeiner Straße hatten Schanzer eine Straßensperre vorsorglich errichtet. Sie bestand aus einem Wall von Pflastersteinen, Eisenträgern, Holzbalken, großen Platten, dazu reichlich Erde, Schotter und Sand. Der Feind war noch weit entfernt, so daß keine Gefahr bestand, die Straße frei zu queren. Major Hacker näherte sich mit einigen seiner Untergebenen vorsichtig der Straßensperre und fragte, ob hier Feindeinsicht bestehe. „Ja! Man müsse ganz geduckt hinter dem Wall zur anderen Straßenseite kriechen!“ war die scheinheilige (und falsche) Antwort. Also folgte Major Hacker dieser Anweisung und bewegte sich robbend zur anderen Seite. Anschließend gingen seine Leute heiter-fröhlich und stolz erhobenen Hauptes gemächlich hinüber. Ob er etwas gemerkt hatte?
- Es war in der Chlodnitzer Straße. Eine „Rata“ (russisches Flugzeug, das einen Motorlärm wie eine Nähmaschine erzeugte) kam in niedriger Höhe angeflogen. Dieter gab ein paar Schüsse in Richtung Flugzeug ab, hatte dann aber Ladehemmung. Doch sie genügten. Die Flugzeugbesatzung warf sofort die Bombe ab und flog rasch davon. Damit war die Gefahr für unsere Leute abgewendet!
Der Leutnant der 9.Kompanie hieß Hart, ein weiterer (oder Nachfolger, Czechnozik). Ein Kamerad namens Zimmermann wurde am Auge verletzt. Verwundete wurden im Striegauer Bunker und weiter stadtwärts im Elbingbunker untergebracht und ärztlich versorgt. Viele Sanitäter und Schwestern halfen dabei aufopferungsvoll. Die Verhältnisse waren dort oft beengt und für die Verwundeten nur halbwegs erträglich.
In der Neudorfer Straße wurden Straßensperren mit Säcken voller Zucker errichtet. Dort war wohl eine Zuckerfabrik in der Umgebung.
Ein Leutnant Satorius wird genannt; später wurde er zum Oberleutnant befördert. Schon in Schwedt war er dabei. Was mag aus ihm geworden sein?
Bei der Landung in Breslau kam eines der Flugzeuge erst in einem Granattrichter zum Stehen, ein weiteres kam genau dazu. Die Soldaten konnten sich, zum Teil verletzt, befreien und im nahegelegenen Fluggebäude in Sicherheit bringen. Roman Schäfer befand sich dabei.
Unser Regiment nannte sich zunächst das 25. Die Offiziere waren Hauptmann Seitz und Skau. Dann wurde es in 26. umgenannt. Major Hacker leitete es. Er kam von der Infanterie (?). Adjutant von Seiß war ein Krüger.
Scharfschützen waren Herbert Seidel und Roman Simon. Sie wurden als Infanteristen uns zugeteilt. Sie schossen schätzungsweise so viele Feinde tot, oder verletzten sie, wie etwa der „Rest“ der Kompaniesoldaten. Auch auf russischer Seite gab es Scharfschützen, die uns Deutschen viel zu schaffen machten. Darüber berichtet R. Paffrath in seinem Manuskript/Entwurf.
Ein älterer Vermerk sagt aus: Vom Lehrregiment ...... seien mehrere Kameraden, unter ihnen auch ein Konrad Brunnerl aus Feucht bei Nürnberg, eingeflogen. Als Datum wird der 10. März 1945 genannt. Brunnerl war mit Erwin Kreidemann zusammen.
Nach Angabe von Erwin Kreidemann (03.04.97) ist Hauptmann Skau verstorben, ebenso der Regimentsführer von der Heyde. Beide waren etwa 80 Jahre alt.
General Wenk stellte in der Heeresgruppe Schacht die 9. Division aus Fliegern und anderen Soldaten zusammen. Das Kampfgeschwader 200 (KG 200) flog am 23.02.45 in Breslau ein, um auf dem Flugplatz Gandau zu landen. Zum Teil herrschte Nebel bei der Landung. (Andrés)
Weiteres: Das 2.Fschjg.Bat. kam etwa 14 Tage später zu uns nach Breslau. (Wann? ... ) Sie kamen von Monte Casino (Italien).
Eine andere Barrikade wurde aus Schweinehälften, andernorts aus vollen Mehlsäcken errichtet (R. Schäfer).
Nach der Kapitulation versteckten sich manche Landser, um so der russischen Gefangenschaft zu entgehen und sich sodann in Richtung Heimat nach dem Westen durchzuschlagen. Das gelang nur wenigen. Der Russe hatte ein Kopfgeld auf geflohene oder versteckte Soldaten von 300 RM ausgesetzt. Es gab leider verwerfliche Menschen, die davon Gebrauch machten und deutsche Landser aufspürten und dem Russen verrieten. Der Gefangene wurde gründlich verprügelt und ins Lager (zurück)geschickt. Die Bewachung „begrüßte“ den Ankömmling entsprechend. Trotz dieser bitteren und schmerzlichen Erfahrung unternahmen einige, wenige, einen, ja sogar einen dritten Fluchtversuch. Manch einer gelang, vor allem bei denen, die klug, umsichtig und schlau waren, dazu gehörten auch viel Erfahrung und ein gewisser sechster Sinn! Herbert Seidel hatte in dieser Beziehung den richtigen Erfolg. Zuletzt wohnte er lange in Wien, sei aber dann nach Klagenfurt oder Graz verzogen und da gestorben (etwa 1985).
Roman Schäfer aus Wiesbaden erzählt von Nipperwiese:
2 Russen kamen in einem Panjewagen nach Nipperwiese angefahren. Beide waren blau, also voll besoffen. Sie wurden gefangengenommen und Pferde mitsamt Wagen beschlagnahmt. Sie hatten garnicht erfaßt, daß sie sich in Feindesland befanden!
Wir gehörten zur Heeresgruppe Schacht. General Wenk stellte die 9. Division aus Angehörigen von Fliegern u.a.m. auf. Hauptmann Skau ist verstorben, ebenso Regimentsführer von der Heyde. Beide waren etwa 80 Jahre alt.
Nach Dieter Andrés flogen wir am 29.02.45 als Kampfgeschwader 200 in Breslau ein. Zum Teil herrschte Nebel bei der Landung.
Roman Schäfer: In Breslau kamen sie in einen Weinkeller. Viele große Fässer, gefüllt mit Wein standen aufgereiht an den Wänden. Auf dem Boden befand sich eine riesige Weinlache, etwa knöchelhoch, war sie zu durchwaten. Da unsere Kameraden reichlich Durst hatten, sie kamen gerade frisch vom Einsatz, suchten sie sich einige Fässer aus, schossen mit ihren Pistolen in Mundhöhe je eine Pistolenkugel ab, und tranken begierig in vollen Zügen den daraus quellenden köstlichen Wein. Es war nur eine Frage der Zeit, vielleicht von wenigen Tagen, da der Russe auch diesen Keller in Besitz-nehmen würde. Also mochte der Wein auslaufen!
R. Schäfer wurde einmal an der Hand verletzt...
seine Freundin (mit Schwester) wohnten in der Boberstraße, unserem ersten Quartier. Das mag etwa in der Mitte der Straße gewesen sein, wohl Nr. 11 oder 13. Da befand sich auch die Wohnung von Reinhard Paffrath und dem jungen Melder. Einmal hatte ich dort spät abends Bereitschaftsdienst und Telefongespräche anzunehmen. Doch nichts ereignete sich während dieser Zeit. - ...
Roman fuhr mit einem Handwägelchen umher, um somit einen Verwundeten rückwärts zum Verbandsplatz zu fahren. Er berichtet: Einmal hatte er einen deutschen Verwundeten zu betreuen. Er schrie sehr und vermochte sich trotz guten Zuspruchs nicht beruhigen. Schließlich starb er vor Schreck und Schock, obwohl die Verletzung nur mäßig war!
Ein Kamerad hatte eine Kopfverletzung erhalten. Roman verband ihn sofort und brachte ihn zurück, bis zum Verbandsplatz, da der Verwundete darauf bestand. Später besuchte Roman ihn im Lazarett. Da fragte der verwundete Kamerad: „Sag, Roman, werde ich wieder sehen können? Die Ärzte können oder wollen mir keine genaue Auskunft geben. Bei dem einen Auge vermeine ich, manchesmal Blitze zu erkennen. Das muß doch ein Zeichen dafür sein, daß das Auge noch eine gewisse Sehkraft besitzt.“ Roman hatte zuvor vom Arzt erfahren, daß wohl kaum Aussicht auf Gesundung beider Augen bestand, der Kamerad dürfte Zeit seines Lebens blind sein. Roman erklärte ihm, sein eines Auge sei leider verloren, doch bei dem anderen sei es noch ungewiß; er müsse geduldig abwarten. Das gab ihm eine gewisse Hoffnung, und so fiel er nicht in Depressionen und großer Niedergeschlagenheit. - Der Kopfschuß war ins ein Auge eingetreten, durchs Nasenbein ins zweite Auge gedrungen und dann ausgetreten. Keine weitere Kopfverletzung hatte er davongetragen!
Am Tage der Kapitulation von Breslau (4. Mai 45) ging auf Seite der Sieger ein grandioses Feuerwerk in die Luft. Der Russe schoß mit jeglicher Art von Munition in die Luft. Vorwiegend flog Leuchtmunition kreuz die quer zum Himmel hinauf. Es war ein Riesenspektakel, ein Schauspiel ohnegleichen, was sich da abspielte. Für die Seite ein Freudentaumel, für die anderen ein makabres und fast grausiges Geschehen. Stundenlang feierten Russen und die in ihrem Gefolge einziehenden Polen und Zigeuner den Sieg über das „faschistische“ Deutschland. Von den Ausschreitungen gegen die deutsche Bevölkerung und die gefangenen Soldaten soll hier nicht die Rede sein.
Die Soldaten hatten sich an bestimmten Plätzen zu sammeln, dort alle Waffen abzugeben, sich in Marsch zu setzen und wie es hieß, zu einem außer der Stadt befindlichen Lager zu marschieren. Stundenlang wurden sie bis zur Erschöpfung um die Stadt herumgeführt, mürbe und weich gemacht, bis sie schließlich erschöpft ins vorgesehen Gefangenlager gelangten. Es war sehr stark bewacht. Später kamen sie, in Viehwaggons gepreßt, nach langer Fahrt in Rußland an. Wer noch am Leben geblieben war, wurde – oft erst nach Jahren nach Haus entlassen.
Roman kehrte viele Jahre nach dem Krieg einigemale als Besucher nach Rußland zurück. Dort wurde er unter anderem als deutscher friedlicher ehemaliger Gefangener begrüßt!
Roman war mit Herbert Seidel, jeder für sich, in einem Schützenloch, nahe beieinander. Da kamen russische Panzer angerollt, unmittelbar auf die deutsche Linie zu. Roman wollte aus dem Loch herausspringen und sich so in Sicherheit bringen. Aber er hatte nicht bedacht, daß so ihn ein Panzer mit Leichtigkeit hätte abschießen können! Herbert drückte ihn ins Schützenloch mit aller Gewalt zurück, bedeutete ihm, daß ein Fliehen der sichere Tod wäre und er sich unbedingt überrollen lassen müsse. So geschah es wenig später. Die Panzer rollten an ihnen seitlich vorbei, ohne daß beiden etwas geschehen wäre. Sodann konnten sie sich absetzen, in Sicherheit bringen! Herbert hatte als langjähriger Infanterist reichlich Kriegserfahrung gesammelt und wußte daher genau, wie man sich in solcher Gefahr verhalten mußte.
X Dieter Andrés: In der Blindenanstalt, die hart verteidigt wurde, saß er mit einem Kamerad fest. Sie mußten dem feindlichen Druck weichen und sich absetzen. Doch bei der Feindeinsicht und -übermacht mußte man mit dem Schlimmsten rechnen! Da kam Rettung in höchster Not: Ein „Puppchen" (Pakgeschütz) fuhr auf, gab 1 oder 2 Schüsse gegen die Russen - mit Erfolg - ab. Große Überraschung beim Iwan! Das nutzten beide Kameraden aus, setzten sich in Windeseile ab; kein Russe schoß auf sie in diesen wenigen Sekunden.
Nach Major Hacker folgte Hauptmann Meyer. Er war wenig beliebt, obwohl er von der Infanterie kam und man annehmen mußte, er habe viel Erfahrung mitgebracht. Manchesmal war auch er an der Front, doch wußte er sich rechtzeitig abzusetzen. So bei der Verteidigung der Blindenanstalt. Vordem führte uns Major Hacker. Er wurde wegen „nervösen Leidens“ abgelöst. Da er als nicht sehr mutig galt, machten sich die alten „Hasen“ manchesmal einen Spaß daraus, ihn reinzulegen. In irgendeiner Straße hatten Schanzer eine Straßensperre vorsorglich errichtet. Sie bestand aus einem Wall von Pflastersteinen, Eisenträgern, Holzbalken, großen Platten, dazu reichlich Erde, Schotter und Sand. Der Feind war noch weit entfernt, so daß keine Gefahr bestand, die Straße frei zu queren. Major Hacker näherte sich mit einigen seiner Untergebenen vorsichtig der Straßensperre und fragte, ob hier Feindeinsicht bestehe. „Ja! Man müsse ganz geduckt hinter dem Wall zur anderen Straßenseite kriechen!“ war die scheinheilige (und falsche) Antwort. Also folgte Major Hacker dieser Anweisung und bewegte sich robbend zur anderen Seite. Anschließend gingen seine Leute heiter-fröhlich und stolz erhobenen Hauptes gemächlich hinüber. Ob er etwas gemerkt hatte?
- Es war in der Chlodnitzer Straße. Eine „Rata“ (russisches Flugzeug, das einen Motorlärm wie eine Nähmaschine erzeugte) kam in niedriger Höhe angeflogen. Dieter gab ein paar Schüsse in Richtung Flugzeug ab, hatte dann aber Ladehemmung. Doch sie genügten. Die Flugzeugbesatzung warf sofort die Bombe ab und flog rasch davon. Damit war die Gefahr für unsere Leute abgewendet!
Der Leutnant der 9.Kompanie hieß Hart, ein weiterer (oder Nachfolger, Czechnozik). Ein Kamerad namens Zimmermann wurde am Auge verletzt. Verwundete wurden im Striegauer Bunker und weiter stadtwärts im Elbingbunker untergebracht und ärztlich versorgt. Viele Sanitäter und Schwestern halfen dabei aufopferungsvoll. Die Verhältnisse waren dort oft beengt und für die Verwundeten nur halbwegs erträglich.
In der Neudorfer Straße wurden Straßensperren mit Säcken voller Zucker errichtet. Dort war wohl eine Zuckerfabrik in der Umgebung.
Ein Leutnant Satorius wird genannt; später wurde er zum Oberleutnant befördert. Schon in Schwedt war er dabei. Was mag aus ihm geworden sein?
Bei der Landung in Breslau kam eines der Flugzeuge erst in einem Granattrichter zum Stehen, ein weiteres kam genau dazu. Die Soldaten konnten sich, zum Teil verletzt, befreien und im nahegelegenen Fluggebäude in Sicherheit bringen. Roman Schäfer befand sich dabei.
Unser Regiment nannte sich zunächst das 25. Die Offiziere waren Hauptmann Seitz und Skau. Dann wurde es in 26. umgenannt. Major Hacker leitete es. Er kam von der Infanterie (?). Adjutant von Seiß war ein Krüger.
Scharfschützen waren Herbert Seidel und Roman Simon. Sie wurden als Infanteristen uns zugeteilt. Sie schossen schätzungsweise so viele Feinde tot, oder verletzten sie, wie etwa der „Rest“ der Kompaniesoldaten. Auch auf russischer Seite gab es Scharfschützen, die uns Deutschen viel zu schaffen machten. Darüber berichtet R. Paffrath in seinem Manuskript/Entwurf.
Ein älterer Vermerk sagt aus: Vom Lehrregiment ...... seien mehrere Kameraden, unter ihnen auch ein Konrad Brunnerl aus Feucht bei Nürnberg, eingeflogen. Als Datum wird der 10. März 1945 genannt. Brunnerl war mit Erwin Kreidemann zusammen.
Nach Angabe von Erwin Kreidemann (03.04.97) ist Hauptmann Skau verstorben, ebenso der Regimentsführer von der Heyde. Beide waren etwa 80 Jahre alt.
General Wenk stellte in der Heeresgruppe Schacht die 9. Division aus Fliegern und anderen Soldaten zusammen. Das Kampfgeschwader 200 (KG 200) flog am 23.02.45 in Breslau ein, um auf dem Flugplatz Gandau zu landen. Zum Teil herrschte Nebel bei der Landung. (Andrés)
Weiteres: Das 2.Fschjg.Bat. kam etwa 14 Tage später zu uns nach Breslau. (Wann? ... ) Sie kamen von Monte Casino (Italien).
Eine andere Barrikade wurde aus Schweinehälften, andernorts aus vollen Mehlsäcken errichtet (R. Schäfer).
Nach der Kapitulation versteckten sich manche Landser, um so der russischen Gefangenschaft zu entgehen und sich sodann in Richtung Heimat nach dem Westen durchzuschlagen. Das gelang nur wenigen. Der Russe hatte ein Kopfgeld auf geflohene oder versteckte Soldaten von 300 RM ausgesetzt. Es gab leider verwerfliche Menschen, die davon Gebrauch machten und deutsche Landser aufspürten und dem Russen verrieten. Der Gefangene wurde gründlich verprügelt und ins Lager (zurück)geschickt. Die Bewachung „begrüßte“ den Ankömmling entsprechend. Trotz dieser bitteren und schmerzlichen Erfahrung unternahmen einige, wenige, einen, ja sogar einen dritten Fluchtversuch. Manch einer gelang, vor allem bei denen, die klug, umsichtig und schlau waren, dazu gehörten auch viel Erfahrung und ein gewisser sechster Sinn! Herbert Seidel hatte in dieser Beziehung den richtigen Erfolg. Zuletzt wohnte er lange in Wien, sei aber dann nach Klagenfurt oder Graz verzogen und da gestorben (etwa 1985).
© Thorsten Migenda 17.06.2018
letzte Überarbeitung: 2019-04-14
letzte Überarbeitung: 2019-04-14