- Allerlei -
"Kultobjekt Lavalampe"
Das zweite Leben meiner Lavalampe
Es war wohl so Anfang der 1990ger Jahre, als ich nach der Arbeit noch durch die Mainzer Innenstadt schlenderte und an dem alteingesessenen Lampenladen „Lichthaus Lerch“ (2019 nach 142 Jahren Bestand endgültig geschlossen) an der Flachsmarktstraße vorbeikam. Mein Blick wurde dort sofort magisch von der Schauauslage in den großen Ladenfenstern angezogen, denn hier standen sie in Reih und Glied, Lavalampen in allen möglichen Leuchtfarben, friedlich vor sich hinblubbernd. Da sich der Himmel schon abendlich verdunkelt hatte, war die Darstellung besonders beeindruckend. Kurzentschlossen betrat ich das Lampengeschäft, um die Lavalampen aus der Nähe zu studieren.
Sämtliche Lavalampen waren Importe der englischen Firma „Mathmos Ltd.“, deren Gründer Edward Craven-Walker die Lavalampe Anfang der 1960ger nach einem inspirierenden Pub-Besuch erfand und weiterentwickelte. Seine erste Lavalampe, „Astro“ getauft und in seiner dafür gegründeten Firma - damals noch „Crestworth“ genannt - hergestellt, waberte sich dann seit 1963 mit großem Erfolg auf den Markt und in die Herzen einer immer größer werdenden Fan-Gemeinde auf der Welt und ist der Klassiker dieses Lampentypus geworden. Man sah sie danach oftmals in gleichfalls Kult gewordenen britischen Filmen wie „Dr. Who“ oder „Nummer 6“ (englisch „The Prisoner“). In der Realität bei Bekannten oder Lampenläden. Den ersten Höhepunkt hatte der Lavalampenverkauf dann in den 1970gern erreicht. In den 1980gern gab es einen Einbruch in den Verkaufszahlen, der dann jedoch 10 Jahre später wieder überwunden wurde. Das war gleichfalls meine Zeit.
Jetzt hatte es auch mich gepackt. Leider waren sämtliche Lavalampen im Geschäft nur mit silbernen Standfuß und Kappe zu sehen, was meinem Geschmack nach Messing und dunklem Holz nicht gerade entgegenkam. Auf die Frage, ob es auch Lavalampen in Messing gäbe, hieß es leider: „Nein“. Dennoch entschloß ich mich eine Astro-Lavalampe zu kaufen, schon damals nicht gerade billig, mit dem Gedanken, die dann farblich irgendwie umzufriemeln. Die Farbwahl des Lampeninhaltes fiel auf rotes Wachs in lila Flüssigkeit. Zuhause wurde die Lampe natürlich sogleich in Betrieb genommen und dann fasziniert beobachtet, wie sich langsam das Wachs erwärmte, Stalagmiten von der Flaschenbasis in die Höhe wuchsen, wieder zusammenfielen und sich nach langer Zeit eine erste große Kugel formte, die in die Höhe drängte. Das war oftmals spannender zu beobachten als das schon damals öde Fernsehprogramm. So wurde es denn ein Ritual, abends nach der Arbeit die Lavalampe anzuwerfen und für einige Stunden laufen zu lassen.
Allerdings dauerte es auch nicht lange, bis die erste Ummodelung meine Lavalampe traf. Wie schon erwähnt, gefiel mir die silberne Aluminiumfarbe nicht. Die ist was für moderne Haushalte. Damals gab es, so meine ich, von Pelikan zwei schöne Plakafarben, „Bleichgold“ und „Altgold“, die ich beide hatte und nun gebrauchte. Um dem Messing nahe zu kommen, wählte ich das Altgold, was zum Auftragen auf die Metallteile der Lavalampe jedoch mehrere Schichten gebrauchte, da das polierte Aluminium anfangs keinen guten Untergrund bot. Mit einiger Ausdauer und einer vollen Trocknungszeit von immer einem Tag gelang es doch, einen geschlossenen und akzeptablen Anstrich hinzubekommen. Darüber kam ein Klarlack leicht matt und auf Wasserbasis, damit der erste Anstrich geschützt war. Wasserbasis deshalb, da bei einem Klarlack auf Lösungsmittelbasis die Goldbronze wieder aufgelöst wurde. Als diese vollkommen trocken war, wiederholte ich das Spiel, Goldbronze und Klarlack darüber. Das funktionierte recht gut, da die Unterschicht jetzt eine gute Haftung bot.
Das Ergebnis ist für mich zufriedenstellend und es fällt auch beim ersten Blick nicht gleich auf, daß dies nicht die Originalfarbe der Lavalampe ist. Der neue Anstrich hat bis heute ohne Verfärbungen und Abplatzungen die Zeit überstanden. Die alten Plakafarben von Pelikan scheint es allerdings auch nicht mehr zu geben. Wahrscheinlich würde ich heutzutage auch versuchen, die Goldbronze und den Schutzlack aufzusprayen, was vielleicht noch zu einem besseren Ergebnis führen würde.
Mathmos stellte ursprünglich die Lavalampen im Kupferdesign her. Diese wurden später vom Silberdesign verdrängt, gibt es heute jedoch wieder. Neu hinzu gekommen sind Varianten mit schwarz und blau eloxiertem Metall. Eine Sonderausgabe in Mattgold gab es 2013 zum 50jährigen Firmenjubiläum. Sie entspricht meinen Vorstellungen, kam leider aber viel zu spät und war auch nur zeitweilig zu kaufen. Wie so üblich, wurden noch andere Farbvarianten und sogar Muster in Sondereditionen hergestellt, hauptsächlich um die für den Verkauf wichtigen Sammler zu befriedigen.
Aber man kennt es ja. Nach einiger Zeit verliert auch das neue Spielzeug seinen Reiz und die Lavalampe ging in immer länger werdenden Abständen in Betrieb, bis sie eines Tages nur noch in Einzelfällen eingeschaltet wurde. Als ich zuletzt wieder umziehen mußte, stand dann auch das Leben dieser Lampe nach bald 30 Jahren treuer Dienste auf des Messers Schneide. Einen Umzug sollte man ja immer nutzen, vermeintlich überflüssiges zu entsorgen und da war ich auch bei meiner Lavalampe nahe dran, sie zu entsorgen. War sie inzwischen nicht zum Staubfänger verkommen, nur noch ein paarmal im Jahr laufend? Die einst violette Flüssigkeit hatte an Farbe verloren, war dazu recht trübe geworden. Man soll Lavalampen nicht starken Sonnenlicht aussetzen, was die Farben ausbleicht, noch im heißen bzw. warmen Zustand bewegen, da dies das Wachs schädigt und durch feinste Wachsausfällungen die Flüssigkeit trübt. Beides habe ich wie empfohlen vermieden, dennoch kommt es im Laufe der Jahrzehnte zu den oben erwähnten Alterungsprozessen. Am Ende konnte ich kaum noch im laufenden Betrieb die aufsteigenden roten Wachskugeln sehen, nur noch als dunkle Schatten erahnen. Das war kein rechter Genuß mehr. War schon drauf und dran, sie kurzerhand zu entsorgen, da entsann ich mich, im Internet auch mal verschiedene Artikel über Lavalampen und deren Auffrischung gelesen zu haben. Möglichkeiten derer gibt es einige. Entweder man kauft einfach bei Mathmos eine Ersatzflasche, vielleicht zur Abwechslung in anderen Farben, oder man versucht kühn die Billigvariante Marke „Selbermachen“.
Zum Thema „Selbermachen“ findet man so einige Fragefäden in verschiedenen Foren, aber eine richtig einfache Anleitung dort fand ich nicht, dafür aber eher so manche fragwürdige Methode, die ich lieber nicht ausprobieren wollte. Aber wer suchet, der findet auch und so stieß ich auf letztendlich auf Dr. Helmuth Herterichs „Merk-würdiges aus meiner Schublade“-Webseite. Unter dem Titel „Die perfekte Lava-Lampe“ fand ich, was ich suchte. Eine konkrete Beschreibung meines Problems und eine entsprechende Anleitung zur Beseitigung dieses. Die dazu nötigen Hilfsmittel dürften vermutlich in jedem Haushalt auch zu finden sein.
Also frisch ans Werk, einen ersten Versuch starten und die trübe Brühe aus der Lavalampenflasche entfernen. Dazu mußte man erst einmal die mittels Schraubverschluß und Dichtmasse versiegelte Flasche öffnen. Mir half hier ein handelsüblicher Spannungsprüfer mit der Klinge die harte Dichtmasse am Gewinde rundum zu entfernen und dann den Schraubverschluß durch vorsichtiges anheben an der Seite zu lockern und einen Druckausgleich mit der in der Flasche verblieben Luft herzustellen. Nach einem leichten Zischen ging der Aluminiumschraubverschluß leicht auf. Die trübe Flüssigkeit, die nach Pinselreiniger roch, konnte nun vorsichtig ausgeschüttet werde. Dabei muß man achtgeben, daß das Wachs und Teile davon in der Flasche bleiben. Dabei hilft sehr langsames Ausschütten der Flüssigkeit und mit Fingern oder Sieb verhindern, daß das Wachs mit die Flasche verläßt.
Danach füllte ich die Flasche wieder mit normaltemperiertem Leitungswasser, vorsichtig und langsam den Leitungsstrahl auf die nun schräg gehaltene Flaschenwand gerichtet. Direkt in das kalte Wachs reinstrahlend sollte man tunlichst vermeiden, da dieses dann wie Kies in kleinste Teile zerlegt und aufgewirbelt wird und damit die ganzen Anstrengungen zunichtemacht. Die Flasche füllte ich bis zum alten Flüssigkeitsstand, dort wo der Flaschenhals beginnt. Wieder handfest verschraubt, außen die Restfeuchtigkeit abgewischt, denn Feuchtigkeit und Elektrik vertragen sich nicht und hiernach probehalber die Flache auf den Lampenstandfuß gesetzt, die Glühbirne eingeschaltet und dann abwartend, was geschieht. Sicherheitshalber machte ich den ersten Versuch auf dem gekachelten Fußboden, sodaß, sollte die Flasche platzen, der Schaden möglichst gering bliebe. Es dauerte gut drei Stunden, bis ich erkennen konnte, wo hin die Reise geht. Das rote Wachs formte eine riesige Kugel, die dann immer wieder bis zur Mitte der Flasche schwebte und dann wieder herniedersank. Man erkannte, es funktioniert ganz gut, jedoch bedurfte es noch des Feinschliffes.
Den hat Herr Dr. Helmuth Herterich auf seiner Webseite genau beschrieben. Also am nächsten Tag nochmals durchlesen und danach erneut ans Werk. Da mir das frische Wasser immer noch zu trübe erschien, wiederholte ich die Prozedur vom Vortag. Den Schraubverschluß öffnete ich diesmal mit einem Deckelöffner, der in jeder guten Küche zu finden ist, ganz leicht, die Flüssigkeit wieder ausschütten und dann neu auffüllen, jedoch nicht bis zum Flaschenhals, sondern geschätzte 6-8 cm darunter. Für den Rest der Befüllung ging ich wie bei Herrn Dr. Herterich beschrieben, vor. Einen Meßbecher mit Leitungswasser füllen, dazu dann Salz für den Geschirrspüler dazu bis die Sole gesättigt war (sieht man nach dem Umrühren daran, daß am Boden des Meßbechers unaufgelöste Salzkristalle liegen). Damit die Oberflächenspannung abnimmt drei Tropfen Spülmittel dazu und gut durchgerührt und damit den Rest der Flasche gleichfalls sachte auffüllen. Wieder die Flasche handfest verschließen und die Lavalampe erneut anwerfen.
Nach einer erneuten Aufwärmphase zerlegten sich die Blasen meiner Meinung nach schon in zu viele Blasen, als auch tummelten sie sich zumeist im oberen Bereich herum. Da war wohl doch zu viel Sole und Geschirrspülmittel in der Flasche drinnen. Damit wiederum nicht zufrieden, versuchte ich am nächsten Tag einen dritten Versuch.
Wieder die gleiche Prozedur wie am Vortag, diesmal mit weniger Sole und nur einem Tropfen Geschirrspülmittel. Beim Testlauf zeigte sich, daß dies die richtige Richtung war, nur waren diesmal mir die Lavablasen noch zu groß und bewegten sich immer noch ein bißchen zu hoch. Um dies zu korrigieren schüttet ich danach nur etwa 1/5-tel des Flüssigkeitsinhaltes heraus um mit reinem Leitungswasser dann wieder aufzufüllen. Das hoffte ich verdünnt die vorhandene Sole. Dazu noch einen Tropfen Geschirrspülmittel, es waren nun insgesamt 2 und wieder angeworfen. Denke, damit den Punkt richtig getroffen zu haben. Bin nun mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wenn man die Lavalampe nun 5-6 Stunden, wie empfohlen laufen läßt, verhält sich die Lava so, wie ich es sonst gewohnt war. Die Flasche außen nochmals mit einem Glasreiniger ohne Erschütterungen reinigen und die Lavalampe funktioniert wieder wie am ersten Tage.
Hatte auch mit dem Gedanken gespielt, das Wasser in der Flasche wieder einzufärben, ich dachte an einen Gelbton, aber letztendlich verzichtete ich darauf. Einfärbungen des Wassers sind laut Internet mit flüssigen Lebensmittelfarben möglich, man sollte jedoch damit äußerst sparsam umgehen und schon vorher in einem Behälter die Lebensmittelfarbe mit dem Leitungswasser verrühren, um das Ergebnis abschätzen zu können. Direkt in der Flasche nach einer Befüllung die Flüssigkeit färben zu wollen ist nicht ratsam.
Wie es sich bei meiner Lavalampenauffrischung zeigte, war die Sache eigentlich von den Hilfsmitteln her recht billig und die waren auch gleich zur Hand, da im Haushalt schon vorhanden. Man mußte dazu nur etwas Geduld und Zeit investieren. Nun läuft sie wieder regelmäßig und damit sie eines Tages nicht überhitzt, habe ich einen Zeitschalter für wenig Geld dazu geholt. Der schaltet die Lavalampe nach einer wahlweisen Stundenzeit automatisch ab. Bei mir sind das 5 Stunden.
Wie lange diese Flüssigkeitsauffrischung hält, muß nun die Zeit zeigen. Vielleicht hätte ich auch für ein optimales Ergebnis statt Leitungswassers das in manchen Internetforen oft empfohle destillisiertes Wasser nehmen sollen, aber das hatte ich in diesen Mengen nicht zur Verfügung. Wer weiß? - Sollte der Wachs im laufe der Zeit bleich werden oder weiter zerfasern, die Flüssigkeit vielleicht Algen ansetzten, werde ich vermutlich eine Ersatzflasche bei Mathmos bestellen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt lohnt sich der ganze Aufwand nicht mehr.
Aber im Moment bubbelt sie wieder lustig vor sich hin und wenn sie Glück hat, werde ich ihr einen Freund an die Seite stellen. Dann können sie fröhlich gemeinsam um die Wette bubbeln.
Interessante Links zu diesem Thema:
Die deutsche Seite der Firma Mathmos, bei der man auch verschiedenste aktuelle Lavalampen und Ersatzteile direkt bestellen kann:
https://www.mathmos.de/lavalampen-9460-0.html
Englischsprachige Webseite, die die Geschichte der Mathmos-Lavalampe sammelt und aufzeigt:
http://www.flowoflava.com/
Dr. Helmuth Herterichs „Merk-würdiges aus meiner Schublade“-Webseite, auf der seine Lavalampenauffrischung nachzulesen ist:
https://helmuth-herterich.jimdofree.com/die-perfekte-lava-lampe/
Die Lavalampe ist Kult. Das zeigt die folgende schöne englischsprachige Forumwebseite mit vielen Fotos:
http://60slights.ning.com/
Aber die Lavalampe ist inzwischen mehr als nur ein Dekorationstück. Als Zufallsgenerator hilft sie zum Beispiel bei der amerikanischen Firma Cloudflare, der Sicherheit des Internets zu dienen.
https://winfuture.de/news,100452.html
Die deutsche Seite der Firma Mathmos, bei der man auch verschiedenste aktuelle Lavalampen und Ersatzteile direkt bestellen kann:
https://www.mathmos.de/lavalampen-9460-0.html
Englischsprachige Webseite, die die Geschichte der Mathmos-Lavalampe sammelt und aufzeigt:
http://www.flowoflava.com/
Dr. Helmuth Herterichs „Merk-würdiges aus meiner Schublade“-Webseite, auf der seine Lavalampenauffrischung nachzulesen ist:
https://helmuth-herterich.jimdofree.com/die-perfekte-lava-lampe/
Die Lavalampe ist Kult. Das zeigt die folgende schöne englischsprachige Forumwebseite mit vielen Fotos:
http://60slights.ning.com/
Aber die Lavalampe ist inzwischen mehr als nur ein Dekorationstück. Als Zufallsgenerator hilft sie zum Beispiel bei der amerikanischen Firma Cloudflare, der Sicherheit des Internets zu dienen.
https://winfuture.de/news,100452.html
© Thorsten Migenda 2020-02-10