Brief des Husaren Carl Hase an seinen Vater Gottfried Hase vom 06. November 1833
Transkription:
[Umschlagbeschriftung]
Den Bauerguts Besittzer
Gottfried Hase
wohlgebohrn
zu
Frankensteinen Lampersdorf
Kreises
Den Bauerguts Besittzer
Gottfried Hase
wohlgebohrn
zu
Frankensteinen Lampersdorf
Kreises
[Seite 1]
Lieber Vater u: Geschwister!
Nach einem tausendfachen Gruß be=
nachrichtige ich Euch hiermit, daß ich den 3ten=
Novemb: mit dem Remunde Commando
gesund und munter zu Neustadt angelangt
bin.
Mein Wille war es Urlaub zu kommen,
da es aber die Umstände nicht erlauben,
indem ich 2 Remunde Pferde zu verpflegen
habe, nähmlich daß meinige, u: eines von einem
abwesenden Officier, welches ich keinem andern
übergeben darf, so bitte ich Ihr möchtet Euch
einstweilen mit diesem Schreiben begnügen.
Der Marsch war anfangs sehr schön, die Witter-
rung günstig, wir trafen aber bald in eine
schlechte Gegend, nähmlich daß Pohlen u:
Gallicigen, da giebt es Schweine und Läuse die
Mengen, sie laufen in den Stuben derquer u:
derlänge, kurz alle Unordnung ist da zuhaus,
wer das nicht gewohnt ist, der hälts fast nicht
aus, dieses war auch bei mir der Fall, drum
ward auch meine Gesundheit bald all,
Lieber Vater u: Geschwister!
Nach einem tausendfachen Gruß be=
nachrichtige ich Euch hiermit, daß ich den 3ten=
Novemb: mit dem Remunde Commando
gesund und munter zu Neustadt angelangt
bin.
Mein Wille war es Urlaub zu kommen,
da es aber die Umstände nicht erlauben,
indem ich 2 Remunde Pferde zu verpflegen
habe, nähmlich daß meinige, u: eines von einem
abwesenden Officier, welches ich keinem andern
übergeben darf, so bitte ich Ihr möchtet Euch
einstweilen mit diesem Schreiben begnügen.
Der Marsch war anfangs sehr schön, die Witter-
rung günstig, wir trafen aber bald in eine
schlechte Gegend, nähmlich daß Pohlen u:
Gallicigen, da giebt es Schweine und Läuse die
Mengen, sie laufen in den Stuben derquer u:
derlänge, kurz alle Unordnung ist da zuhaus,
wer das nicht gewohnt ist, der hälts fast nicht
aus, dieses war auch bei mir der Fall, drum
ward auch meine Gesundheit bald all,
[Seite 2]
denn wenn ich in die Stube trat, ward ich
vom sehen u: Geruch schon satt, diese Lebens-
art brachte es somit, daß ich in Neustadt an
der Warte mich schon eines Arztes bedienen
mußte, auch dieses wollte nicht helfen, es
wurde von Tag zu Tag schlechter, ich konnte
mein Pferd nicht mehr verpflegen, ich mußte
es einem andern übergeben, sie wollten
mich ins Lazareht bringen, ich sagte aber es
ist nicht so gefährlich mir wird schonwieder
besser werden, so marschirte ich noch acht Tage
mit bis Thorn, daselbst brachten sie mich
wieder meinen Willen, auf Befehl des
kommandirenden Officiers, ins Lazareht,
dieß gaschah an dem Geburtstage Sr. Mayästät
des Königs wo alles Millitair ein Jubelfest
feiert, ich aber mußte solchen schon im
Lazareht zubringen, als ich den 2.ten Tag
darin war bekom ich ein heftiges Fieber
woran ich 5 Wochen litt, u: benach das
Bewußtsein verlohr, kaum hatte ich
mich wieder etwas erhohlt, so kam das Com-
mando wieder zurick, ich war zwar noch sehr
schwach, marschierte aber wieder mit
denn wenn ich in die Stube trat, ward ich
vom sehen u: Geruch schon satt, diese Lebens-
art brachte es somit, daß ich in Neustadt an
der Warte mich schon eines Arztes bedienen
mußte, auch dieses wollte nicht helfen, es
wurde von Tag zu Tag schlechter, ich konnte
mein Pferd nicht mehr verpflegen, ich mußte
es einem andern übergeben, sie wollten
mich ins Lazareht bringen, ich sagte aber es
ist nicht so gefährlich mir wird schonwieder
besser werden, so marschirte ich noch acht Tage
mit bis Thorn, daselbst brachten sie mich
wieder meinen Willen, auf Befehl des
kommandirenden Officiers, ins Lazareht,
dieß gaschah an dem Geburtstage Sr. Mayästät
des Königs wo alles Millitair ein Jubelfest
feiert, ich aber mußte solchen schon im
Lazareht zubringen, als ich den 2.ten Tag
darin war bekom ich ein heftiges Fieber
woran ich 5 Wochen litt, u: benach das
Bewußtsein verlohr, kaum hatte ich
mich wieder etwas erhohlt, so kam das Com-
mando wieder zurick, ich war zwar noch sehr
schwach, marschierte aber wieder mit
[Seite 3]
da sagten mir die Kammeraten daß sie beinah
alle das Fieber gehabt und 9 von ihnen es noch
hätten, davon hat es einer jetzt noch, den Rick=
marsch trafen wir aber eine etwas bessere
Gegend, so habe ich nun [Gott sei Dank] meine verlohren Kräfte
zihmlig wieder.
Schlüßlich grüße ich Euch alle noch vielemal
grüßt mir auch meine Freunde und Bekannte
und bitte ihr möchtet mir bald wieder Schreiben
wie es Euch geht, ob Ihr noch alle gesund seid.
Dann hoffe ich wenn es nicht eher sein kann
in 10 Monaten Euch alle gesund wieder zu sehn
Euer
da sagten mir die Kammeraten daß sie beinah
alle das Fieber gehabt und 9 von ihnen es noch
hätten, davon hat es einer jetzt noch, den Rick=
marsch trafen wir aber eine etwas bessere
Gegend, so habe ich nun [Gott sei Dank] meine verlohren Kräfte
zihmlig wieder.
Schlüßlich grüße ich Euch alle noch vielemal
grüßt mir auch meine Freunde und Bekannte
und bitte ihr möchtet mir bald wieder Schreiben
wie es Euch geht, ob Ihr noch alle gesund seid.
Dann hoffe ich wenn es nicht eher sein kann
in 10 Monaten Euch alle gesund wieder zu sehn
Euer
Neustadt
den 6.ten Noveb: 1833 |
treuer Sohn
Carl Hase |
© Thorsten Migenda 2021-04-17
letzte Überarbeitung: -
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