Brief des Husaren Carl Hase an seinen Vater Gottfried Hase vom 10. Juli 1833
Transkription:
[Umschlagbeschriftung]
Soldatenbrief
An
Den Bauergutsbesitzer
Gottfried Hase
wohlgebohren
zu
Frankensteiner Lamperdorf
Kreises
Soldatenbrief
An
Den Bauergutsbesitzer
Gottfried Hase
wohlgebohren
zu
Frankensteiner Lamperdorf
Kreises
[Seite 1]
Lieber Vater!
Nach einem ergebensten Gruß an Euch,
meine Geschwister, Freunde und Bekannte,
benachrichtige ich Euch hiermit: daß ich, Gott sei
Dank noch gesund und wohl bin, und den 12ten dieses
Monats mit dem Euch schon bekannten Remun=
dekomando nach Littau wohin man von Neustadt
aus 120 Meilen rechnet mich auf den Marsch
begeben will. Der liebe Gott schenke mir dazu
Gesundheit Körper und Geisteskraft daß ich
meine schuldige Pflicht dabei aufs beste erfüllen
kann. Ich hoffe nach verfloßenen vier Mona=
ten Gesund und munter wieder nach Neustadt
zurick zukommen, wobei ich Euch so bald als
möglich benachrichtigen oder wenn es angeht auf
Urlaub kommen will.
Es hat sich auch kürzlich wieder etwas neues
doch aber nichts Gutes zugetragen: Vor einigen
Wochen hat auf einem Dorfe bei Neustadt namens
Leiber ein Tagelöhner seinem eigenen Kinde
von 6 Wochen alt mit Willen Vittriol eingegeben
welches nach wenig Stunden sein Leben Jammervoll
endete.
Lieber Vater!
Nach einem ergebensten Gruß an Euch,
meine Geschwister, Freunde und Bekannte,
benachrichtige ich Euch hiermit: daß ich, Gott sei
Dank noch gesund und wohl bin, und den 12ten dieses
Monats mit dem Euch schon bekannten Remun=
dekomando nach Littau wohin man von Neustadt
aus 120 Meilen rechnet mich auf den Marsch
begeben will. Der liebe Gott schenke mir dazu
Gesundheit Körper und Geisteskraft daß ich
meine schuldige Pflicht dabei aufs beste erfüllen
kann. Ich hoffe nach verfloßenen vier Mona=
ten Gesund und munter wieder nach Neustadt
zurick zukommen, wobei ich Euch so bald als
möglich benachrichtigen oder wenn es angeht auf
Urlaub kommen will.
Es hat sich auch kürzlich wieder etwas neues
doch aber nichts Gutes zugetragen: Vor einigen
Wochen hat auf einem Dorfe bei Neustadt namens
Leiber ein Tagelöhner seinem eigenen Kinde
von 6 Wochen alt mit Willen Vittriol eingegeben
welches nach wenig Stunden sein Leben Jammervoll
endete.
[Seite 2]
Und erst vergangenen Sonabend als den 6ten July
hat ein Dienstmädchen z 18 Jahr alt zu Neustadt
ihr eigenes Kind zur Stunde der Geburt ins Wasser
getragen und einen Stein darauf gelegt. Diese bei=
den Mörder waren nach Ausübung ihrer schwarzen
Thaten zwar entwichen, man hat sie aber bald
ausfündig gemacht. Sie sind einstweilen beide al zu
Neustadt im Stockhause bis das Gericht es anders
bestimmen wird.
Das Traurige Schicksal von Grottkau werdet
Ihr wohl gehört haben, daß der Größtetheil da=
von, von der Flamme des Feuers verzehrt wurde, wobei
ein Husar mit seinem Pferde durch einen Giebel welcher einfiehl tot
geschlagen wurde, auch sind mehrere von den Civil=
einwohnern sehr beschädiget worden.
Übrigens bedaure ich noch: daß ich dem Scheibe=
schießen dieses Jahr, welches jetzt seinen An=
fang nimmt nicht beiwohnen kann.
Ich wünsche daß Euch dieses Schreiben
alle beim besten Wohlsein antreffen möchte.
Zu der Zeit aber da Ihr dieses lesen
Und erst vergangenen Sonabend als den 6ten July
hat ein Dienstmädchen z 18 Jahr alt zu Neustadt
ihr eigenes Kind zur Stunde der Geburt ins Wasser
getragen und einen Stein darauf gelegt. Diese bei=
den Mörder waren nach Ausübung ihrer schwarzen
Thaten zwar entwichen, man hat sie aber bald
ausfündig gemacht. Sie sind einstweilen beide al zu
Neustadt im Stockhause bis das Gericht es anders
bestimmen wird.
Das Traurige Schicksal von Grottkau werdet
Ihr wohl gehört haben, daß der Größtetheil da=
von, von der Flamme des Feuers verzehrt wurde, wobei
ein Husar mit seinem Pferde durch einen Giebel welcher einfiehl tot
geschlagen wurde, auch sind mehrere von den Civil=
einwohnern sehr beschädiget worden.
Übrigens bedaure ich noch: daß ich dem Scheibe=
schießen dieses Jahr, welches jetzt seinen An=
fang nimmt nicht beiwohnen kann.
Ich wünsche daß Euch dieses Schreiben
alle beim besten Wohlsein antreffen möchte.
Zu der Zeit aber da Ihr dieses lesen
[Seite 3]
werdet werde ich mich schon längst auf dem
Marsche befünden. So lebt nun wohl meine
Teuersten lebt glücklich und zufrieden.
Euer
werdet werde ich mich schon längst auf dem
Marsche befünden. So lebt nun wohl meine
Teuersten lebt glücklich und zufrieden.
Euer
d: 10/7 33.
|
treuer Sohn
Carl Hase. |
Gott helfe uns Allen.
© Thorsten Migenda 2021-04-17
letzte Überarbeitung: -
letzte Überarbeitung: -