Beschwerdebrief des mitunterzeichnenden Schulzen Johannes Miggenda (1760 - 1843) an den Dekan Carl Winter im Mai 1803
Den nachfolgenden Beschwerdebrief des mitunterzeichnenden Schulzen Johannes Miggenda (1760 - 1843) sandte mir am 14.07.2022 überraschenderweise Herr Pawel Dec aus Breslau inklusive vielen anderen Dokumenten zu. Er stammt aus Hausdorf (polnisch Jugów) bei Neurode und betätigt sich als leidenschaftlicher Heimatforscher. Auf seiner Facebookseite "Strefa Hausdorf" veröffentlicht er alles (auf polnisch), was er über sein Heimatdorf findet. Dankenswerterweise erlaubte er mir die Veröffentlichung der mir zugesandten Scans.
Mit dem Schreiben an den Dekan Carl Winter in Mittelwalde drücken die drei Schulzen Carl Rudolph, Anton Schiller und Johannes Miggenda ihre jahrelange Unzufriedenheit über den Hausdorfer Pfarrer [Ignaz] Körnig und sein Gebaren aus und bitten um Abhilfe. Die Gemeinde mußte es allerdings noch bis zum 24. Januar 1811 mit dem Pfarrer aushalten, denn erst an dem Tage schloß der Pfarrer seine Augen für immer und wurde vom Pfarrer Anton Wildenhof ersetzt.
Mit dem Schreiben an den Dekan Carl Winter in Mittelwalde drücken die drei Schulzen Carl Rudolph, Anton Schiller und Johannes Miggenda ihre jahrelange Unzufriedenheit über den Hausdorfer Pfarrer [Ignaz] Körnig und sein Gebaren aus und bitten um Abhilfe. Die Gemeinde mußte es allerdings noch bis zum 24. Januar 1811 mit dem Pfarrer aushalten, denn erst an dem Tage schloß der Pfarrer seine Augen für immer und wurde vom Pfarrer Anton Wildenhof ersetzt.
Transkription:
[Umschlagbeschriftung]
a
Des Hochehrwürdigen, Hochgelehrten
Herrn #r: Carl Winter Decanus
in
Mittelwalde.
p.a. fr 2
a
Des Hochehrwürdigen, Hochgelehrten
Herrn #r: Carl Winter Decanus
in
Mittelwalde.
p.a. fr 2
[Seite 1]
Præs. d. 11ma Maji 1803.
Hochehrwürdiger Hochgelehrter!
Hochzuehrender Herr Decant.
Euer Hochwürden Gnaden ist bekannt, daß wir
bereits durch 27. Jahre lang, als benannter
Herr Pfarrer Körnig in Hausdorf existiret,
wir immer mit vielen Verdrüßlichkeiten und
Unzufriedenheit gelebet, wo wir sodann uns
nicht länger können befriedigen diesen Mann
mehr zum Seelsorger zu haben, weil er sogar
wider die Göttlichen und Königl: Gesätze
unsers Landes Herrn handelt, auch selbst äusert
daß er königl: Befehle und Anordnungen nicht
unterzogen wäre, wo wir sodann beÿ Seiner Durch:
laucht des Herrn Erz Bischof aus Prag beÿ
seiner Ankunft in Neurode /: wie es schon
Euer Hochwürden Gnaden wißend :/ uns beklag:
ten, wegen seinen unregelmäßigen Verhand:
lungen, wo er sodann angelobet, fernerhin al:
les in der besten Ordnung und wahrer Zu:
fridenheit seiner Kirchkinder zu halten, wo:
mit wir uns auch damit befridigten; aber
leider! nur 34. Stunden dauerte sein Versprechen
[Seite 2]
und sodann fing er erst recht an uns zu ver:
folgen, wo wir genöthiget waren höherer
Instanz dieses anzuzeigen, welches so wohl an
Seine Durchlaucht Hochwürden Gnaden HErrn
Erz Bischof in Prag, als auch an die Königl:
Cammer in Breslau schon ergangen, wo
wir sodann Demuthsvoll bitten uns zu einem
andern Seelsorger zu verhelfen, mit welchem
wir fernerhin in Eintracht, Ruh und Frie:
den leben können, auch uns noch der Lehre
Christi, als Gesätzen unsers treuersten Monar:
chens unterrichtet, und mit guten Beÿspielen
vergehet.
Weil wir nun mit gegenwärtigem Pfarrer Körnig
in Proceß stehen, und seit 27. Jahren lang
keine gehörige vollkommene Quittung erlangen
können, besonders wegen abgeführtem und er:
haltenem Meßen gelde, da es doch nach Königl:
Gesätzen seine Schuldigkeit wäre alle Quar:
tale zu quittiren, wo sich doch die Gemeinde
Hausdorf seit verfloßener Zeither eine
förmliche Quittung verdienet hätte, wo
anbeÿ das Copia mit beÿgeleget, in welcher Art
diese vom Pfarr Körnig ausgefertigte Quittung
Formirt.
[Seite 3]
Mithin können wir das von ihm verlangte Attest
nicht unterschreiben und besiegeln, weil wir
mit Grunde behaupten können, daß er Königl:
Edicte und Verordnungen nicht regelmäßig und
zu gehöriger Zeit, auch gar anders vermel:
det, als solche wirklich lauten.
Sollten Euer Hochwürden Gnaden darüber
klagbar einkommen, so sind wir bereit uns
in diesem Falle darüber zu verantworten.
Und wegen den Schulvorstehern werden wir
uns nicht weigern, sondern vielmehr darnach trach:
ten damit selbe angestellet werden, besonders
wenn es wird durchgehends eingerichtet sein
Wir empfehlen uns in fernere Gnade und
bleiben
Euer Hochwürden Gnaden
unterthänigste Diener
Hausdorf
den 7ten Maÿ
1803.
[gestempeltes Siegel: GEMEINDE
OBERHAUSDORF GRAFSCH:
GLATZ]
Carl Rudolph Scholz.
[gestempeltes Siegel: GEM: SIGL:
NIEDER HAUSDORF GRAFFSCH:
GLATZ]
Anton Schiller Scholtz.
[gestempeltes Siegel: GEMEIN SIEG.
v. LOUISSENTHAL GRAFSCHAFT
GLATZ]
Johannes.Miggenda Scholz.
© Thorsten Migenda 2022-07-17
letzte Überarbeitung: 2022-07-24
letzte Überarbeitung: 2022-07-24