Gedichte von Ursula Migenda geb. v. Wurmb (1938 - 2014)
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Kleine Schneeglöcklein am Straßenrand
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Zum Morgengebet versammelt,
dem Frieden zugewendet, und ganz in ihr Gebet versunken, stehen viele kleine Engelchen da, in seidige helle Röckchen gekleidet und läuten bald unseren Frühling ein! Ein Seidelbast daneben, auch schon bewundert in seinem Blütenflor, freut sich über ihr Tun und möchte ihnen in nichts nachstehen. Er bereitet sich auf sein neu angekommenes, eigenes Leben vor und schaut verliebt in den neuen Tag. |
Kreuznacher Wochenmarkt
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Wie türmen sich unter dem Himmel
die Schätze von Gärten und Flur, der Segen heimischer Beete mit Ernten aus der Natur! Wie lacht in schwellenden Hügeln dort überall frisches Gemüse! Kauft Obst, so locken die Früchte, daß es sich reinbeißen ließe. Berückend leuchten aus Töpfen die Blumen in knalligen Farben; zum Reigen von Sträußchen und Sträußen gesellen sich flammende Garben. Und zwischen Orangen, Zitronen sich Beeren uns köstlich bescheren; zum Quell paradiesischer Früchte auch diese Gaben gehören. Bald mischt sich in Kräutergerüche der Pilze herzhafter Duft -- ein buntes Gewoge der Menschen und Lachen durchdringt die Luft. Ist's nicht, als klänge ein Märchen aus Tausendundeinernacht, als hätte der Basár des Südens hier seinen Zauber entfacht? Man wandelt von Reihe zu Reihe und wählt aus der Fülle beim Kauf; die Sonne an lichtblauen Tagen wirft üppiges Gold darauf. Wenn schwatzend der Käufer beim Händler dann eifrig die Ware beguckt, hat freundlich von Nahe und Altstadt ein Kirchturm herübergelugt. Das nenn' ich gefälliges Leben, des Daseins Schauspiel zu sehn, auf heiter bewegten Gassen im pulsenden Marktgeschehn. |
Krieg
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Eines Tages kommt die Angst,
Schleicht in jedes Haus sich ein, Um den Sohn und Mann du bangst, Zitterst um des Bruders Sein. Auf dem Felde in der Schlacht Kämpfen sie als teures Pfand, Haben für dein Wohl gewacht Und ihr Blut färbt rot den Sand. Furchtbar stürmt der Feind heran, Schenkt uns Grauen, Tränen, Not, Furie des Krieges sann, Wie sie wüten kann im Tod. Furchtbarer als je ein Flammenmeer es war, Wirken Gift, die des Menschen Hirn gebar. Wenn der Haß sie erst erwirbt, Jegliches Leben qualvoll stirbt. Kunst und Schönheit tief ertrinken, Durch die Nacht das Schreien gellt, -- Städte ganz im Schutt versinken, Wahnsinn dann die Welt zerschellt! |
Liebesgruß im November
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Wenn ich doch nach dir rennte
mit ungestümer Brust, daß ich dich fassen könnte, du, meines Sommers Lust! Bei diesem Nebelschleichen schaun Tage liebeleer; vermummte Menschen streichen wie Krähen grau umher. Ihr dürren Bäume, tränend — mit Ästen ausgestreckt -- euch nach der Sonne sehnend, habt sie nicht aufgeweckt. Schon schrillt das Totenglöckchen. Laß welken, laß vergehn; bald wird mit Puderlöckchen die Welt im Frosthauch stehn. Doch sieh, im Beet der Rosen verwelkter Blütenpracht hat sich zu spätem Kosen ein Röslein aufgemacht! Mich dünkt, es wollte trösten. Dem Liebesgruß geweiht als Kleines noch im Größten zu sterben gern bereit. |
Lied an Schlesien
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Bleib uns wohlgesonnen, Heimatland,
bleib uns unverschlossen, anerkannt; wo die Eltern ruhen, teures Pfand -- o Gabe einst aus Gottes Hand. Manchmal reisen wir zum dort’gen Ziel, wo uns unser Glück so gut gefiel, wie an Tagen früh zu Gottes Hut -- o Treue lieb und Allmacht Gut. Wenn die Ferne ruft weit und schön, werden Heimat wir dich wiedersehn! Hör ein Rufen Herr aus Trauern, Not -- als ein Gebet im Abendrot. Laßt uns Freunde stets beisammen sein und uns immer auf die Heimat freun; keiner soll von uns im Abseits stehn -- o du heimatliches Wiedersehn! |
Mangel im Walde
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Ich ging im Juli durch unseren Wald
und fand ihn so schön grün wie immer. Und dennoch – die Sanftheit vermißte ich bei den Eichen. Und Raupen hingen in Fäden herunter und geben sich heut‘ noch die Ehre! Die Steine, sie lagen so nackt und kahl und mußten erbleichen. Kein Blümlein wuchs um sie herum in weitster Runde. – Aus den Fichtenhainen wuchs mir jedoch ein Alptraum entgegen. Wie traurig schaute es da doch aus, wenn alle Bäume schwankend stakeln beim leisesten Windeshauch! Die Wurzeln der Fichten mit ihren schönen flachen Ballen, starren ganz trostlos zum Himmel empor, so daß man gleich weinen mußte! Auch fehlt das ewig grüne Unterholz, das mich beschützen sollte! Kein noch so kleines Tier kann hier seine Heimstätte bauen! – Das Dachstier baut sich anderswo müd‘ seinen Verhau. Beim Begasen der Fuchspracht im roten Pelzchen des ganz großen Stiles stirbt es mit einem falsch‘ armen Tode. Welch eine lieblose Eitelkeit und Schwermut des Waldes tritt uns entgegen, wenn wir hier einem Rechen begegnen, anstatt uns auf das satteste Grün zu setzen und ein stilles Gebet zu verrichten! |
Mein Schlesien
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Wer hat nicht sein Herz in Schlesien verloren?
Schwellender Oderstrom – als eilendes Band durchtrennt er die Matten. an bergigen Toren vorbei grüßt er segnend das schöne Land. Wer liebt nicht die Kette der Hügel und Wälder, wo Zweige glänzen und Baum an Baum sich drängt, nach Ferne strebend! Wenn in feuchtbrache Felder der Bauer im Frühjahr sein Saatgut erst senkt, dann rastet der Wanderer bei all seinen Wegen oft gern und sinnend im strotzenden Grün; es deucht ihm, als würde mit funkeldem Regen der Herrgott selbst seine Flure beziehn. Und drunten vom Tal steigen die senken empor zu blühenden Höhn. Burgen der Au steigen mit. Zerschlagen, auf steingrauen Bänken bewachen sie heut noch den heiligen Gau. In tiefen Gewölben, dem Schoß der Erden ruht golden und still in Fässern gereiht Grünberger Rebsaft und reift zu vollem Werden. Wohl sei er dem Ruhm des Bacchus geweiht! Wem haben nicht herrliche Weisen geklungen? Stimme der Heimat, wie festliches Rauschen – rede, als Quell unserer Sehnsucht entsprungen sprichst du in Liedern. Ich werde dir lauschen. |
Memorandum an unsere Flüchtlinge
und Heimatvertriebenen |
Ließen wir einst die alte Heimat im Osten auch,
hier nun lebend mit zugeneigtem Sinn, liegt sie uns doppelt schwer nach Flucht und Vertreibung schmerzlich, doch liebevoll in wunden Herzen drin. Wie einst unser eigen Fleisch und Blut Gewinn, aus Gottes ewiger gütiger Hand gegeben, zuvor von einem Karma-Rat für uns bestimmt, ist Heimat geworden, da, wo unsre guten Eltern leben. Dazu wurde eine Geschichte des Leids - aber auch des Glücks und der Freude und hat uns begleitet zu treuem, auserwähltem Sinn. So traten wir gezielt einer noch unbekannten Zeit entgegen, zu unserer ausnahmslos lieben Heimat hin. Solch wunderschönes Land im Osten, das wir in Glück und Geborgenheit sahen, vom feiernden Licht der guten Welt umgeben, schenkt sich uns planvoll von Anbeginn, aus Gottes hoher Ordnung, aus seinem Gut heraus zu einem erneuten sinnvollen Leben. Heimat teure, sei du nun unser kostbares Zeugnis, mit deinen schönen Schlössern, Museen, Kirchen und entstandener Eisenbahn, bleibe uns Gabe durch unsre Vorfahren und Ahnen, die sich in langer Reihe vollzogen hat, ehe-Krieg und Verlust sie gewaltsam nahm. Die Landschaft, sie prägte uns ganz mit ihren Bergen und Auen, mit Strömen, Flüssen, Meer, Teichen und Seen, ein solches Kulturerbe verbindet uns Menschen, wer kann je ihren großen Verlust und Entzug verstehn? Wer die Heimat planvoll fördert, sie treu begleitet und freudig für sie mit seiner Tatkraft schafft - hat dem Fortschritt gedient, zu der Menschheit Vorteil und Glück, hat viel erreicht durch seine gegebene Kraft. Allein dadurch bleibt uns die Heimat tief verbunden' verwurzelt, verwoben mit jedem Jahr. Wir leben oft traurig in ihrem Gedenken' doch in der Gewißheit, wo unser guter Ursprung für sie war. Die Technik blühte, es gab reiche Fabriken, man erlebte die Freude, unser Fortkommen zu sehn; wo Kinder gefördert ihre Zukunft bauen, wird ein kostbares Erbe zur Welt bestehn. Freunde liebe, die wir auf so vielen Elendswegen zogen, bei Flucht und Vertreibung mit Tränen und Wehmut bis droben -- wir waren für das große Verzeihen bereit und das Vermächtnis unserer Trauer zeigt der Welt obendrein ein tiefes weites Herz einer versöhnbaren unergründlichen Liebe und Tapferkeit, gerade auch zur adventlichen Zeit, laßt uns gemeinsam gute Boten dafür bleiben und sein! |
Nahelied
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Wer hat nicht sein Herz an der Nahe verloren?
Zum Rheinstrom schwellend — als eilendes Band durchtrennt sie die Matten. An felsigen Toren vorbei grüßt sie segnend das schöne Land. Wer liebt nicht die Kette der Hügel und Wälder wo Zweige glänzen und Baum an Baum sich drängt nach Fernen strebend! Wenn in feuchtbrache Felder der Bauer im Frühjahr sein Saatgut erst senkt, dann rastet der Wanderer bei all seinen Wegen oft gern und sinnend im strotzenden Grün; es deucht ihm, als würde mit funkelnden Regen der Herrgott selbst seine Fluren beziehn. Und drunten vom Tal steigen weithin die Senken empor zu blühenden Höhn. Burgen der Au stiegen mit. Zerschlagen, auf steingrauen Bänken bewachen sie heut noch den heiligen Gau. In tiefen Gewölben, dem Schoße der Erden ruht golden und still in Fässer gereiht der Nahe Rebsaft und reist zu vollem Werden. Wohl sei er dem Ruhm des Bacchus geweiht! Wem haben nicht herrliche Weisen geklungen? Stimme der Heimat, wie festliches Rauschen -- rede, als Quell unserer Sehnsucht entsprungen sprichst du in Liedern. Ich werde dir lauschen. |
Neue Wege zu schöneren Weingärten
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Aus bunten vollen Rebengärten des guten Winzers
Loblied frohgemut erklingt, der neben einer Vielfalt an fruchtigen Trauben auf seinen Hängen die heilende Erde und reizvolle Welt aus Rosen, weißen Margeriten, Iris und Goldruten für uns erhält und wiederbringt! Wo uns dazu ein Vogelchor aus grünen Büschen entgegenschallt, finden alte, eingesessene Füchse der Öde, Kargheit und Eigenliebe auf harten - unzulänglichen Böden keinen Halt und keinen Eingang mehr. |
Neues Vertrauen
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Für uns beginnt ein Tag der Arbeit
mit Freude und des Wohlwollens für alle anderen, besonders freilich, wenn sie sich freundlich verhalten. Wir vertrauen allen guten Kräften durch uns. Mancher weiß jedoch nicht, woher wir sie Erhalten. Sie kommen aus dem All durch gut geführte Wesen. Wenn sie uns ihre Gaben in Güte mitteilen, wenn wir uns danach richten, sind wir gut gelenkt und gehen einer Zukunft ohne Gram und Furcht entgegen. -- |
Ostern
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Du schönes Ostern,
sei uns willkommen! Wir möchten mit lieben Freunden, Pferden und Wagen quer durch unsere alte Heimat fahren; frisch in den Tag zu Gitarren singen, daß uns die hellen Saiten und Herzen erklingen. Des Himmels Licht erfüllt unsere ganze Welt. Zu rechter Zeit hat sich dazu ein mildes Frühjahr eingestellt. Wir sehen wieder die Narzissen und Schlehdornhecken, wie uns all’ schöne Osterzeit gefällt. Ganz lieb der Vöglein Chor erschallt, ein Liedchen von uns widerhallt. Glocken erklingen am hellen Tag. Dann grüßen uns Blumen am Wegesrand. Groß steht nun unser Osterfest da, weil alles Leid zur Auferstehung fand. |
Osterzeit
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Für Ostern schenkte uns Jesus seine größte Liebe,
sein hohes Maß an Demut und Güte. Er kam zur Erde und lehrte das Vergeben, daß Freude uns komme aus schönem Gemüte. Wer unserem Heiland begeistert folgen möchte, halte Einkehr zum frohen, hohen Fest, das uns die göttliche Heimkehr verspricht und unseren Ursprung zum Licht weit offen läßt. – Wir freuen uns an Ostern auf ein strahlendes Wetter, auf frisches Grün zu Blüten im Reis; auf unsere Kinder und Enkel mit ihren geschenkten Goldhasen und bringen Gott dafür Dank, Ehre und Preis! |
Pfingsten
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Welch herrliches Tun vom Höchsten,
welch herrlichen Tag ich heute an Pfingsten im Herzen trag! Es leuchtet mir von außen, es leuchtet mir von innen; die Segen des Heilands wie Tropfen aus seinem Himmelreiche dringen. Solch' Segen wurden mit Freuden geschenkt, die Jesus uns einst erschloß und lenkt. Sie wirken, wenn wir nur den richtigen Maßstab halten und unser eigenes Leben zu seinem gestalten. |
Pflicht
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Sich kraftvoll entfalten,
im Guten nur walten, dein Tun und Streben dem Höchsten zu geben; emporzusteigen, in Demut sich neigen; zum Lichte sich wenden und sich vollenden. -- Dies sei deine Pflicht. |
Primeln
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Unter einem Weidenbäumchen
plötzlich an dem Märzenmorgen prangt ein Schöpfchen ganz in lila; breitet seine Liebe aus. In dem Reigen mit den Schwestern, lichtgeschmückt im Maiengrün sprühen alle Blüten. Bleibt das Auge zärtlich hängen an den Köpfchen voller Wonnen, die in Gärten, Beeten stehn. Will ich mir den Himmel borgen, will den Sinn mit Mut versorgen aus der Treue ihrer Sonnen; und im Hoffen aufwärts sehn. |
Primula
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Unter einem Weidenbäumchen
plötzlich an dem Märzenmorgen prangt ein Schöpfchen ganz in lila; breitet seine Liebe aus. In dem Reigen mit den Schwestern, lichtgeschmückt im Maiengrün sprühen alle Blüten. Bleibt das Auge zärtlich hängen an den Köpfchen voller Wonnen, will ich mir den Himmel borgen, will den Sinn mit Mut versorgen aus der Treue ihrer Sonnen; und im Hoffen aufwärts sehn. |
Reinkarnation - Die Zeit unserer neuen Wende
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Wir nehmen Abschied von der jenseitigen Welt.
Aus dem Licht versetzt in den Schoß einer irdischen Mutter, ausgewählt vom Ewigen Rat und für uns gegeben. Als Winzling schon ausgestattet mit einem ersten Programm, das uns voranbringen und weiterbilden soll auf der Erde. Durch Gottes weisen Ratschluß sind wir dazu bestimmt, ein Höchstmaß an Licht und Güte dabei zu erreichen. – |
Schöne Musik
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Musik schenkt uns das Besondere, Schöne;
sie versöhnt und verzaubert bedürftige Seelen. Sie spendet uns Freude und sendet uns Kraft. Musik klingt wie Sommer, Frische und Regen; für jung und alt ist sie ein Segen! Mit frohem Gesang man fröhlicher schafft. Lieder lassen Himmel erschauen, Lieder lassen uns Brücken bauen. Beim höchsten Liedgut wird ein Mensch zum Titan. Flöten stimmen zur Hochzeit an. Musik liegt wahrhaftig jedem im Blut, die edle Musik steht in Gottes Hut. Was wäre ein Leben ohne Musik? So öd und traurig und ohne Glück. Wer mag schon glanzlos die Zeit versäumen, nicht auch bei schöner Musik einmal träumen? Sie schenkt tristen Stunden Freude und Sinn und bleibt unsere Himmelskönigin. |
Schwarzer Holunder
(Sambucus nigra) |
Man erzählt: Frau Holle schüttelt ihre Betten aus und schon schneit es auf der Erde in dichten Flocken zum Winter. Eine weise hohe Frau Holda (= Huld) oder Holla geht der Sage nach in Gedanken auf der Erde umher, segnet Menschen wie Tiere und möchte neues Leben erwecken. Sie galt als heilsame Fruchtbarkeitsgöttin und soll die Schirmherrin unseres einheimischen und nutzbringenden Holunders von langen Zeiten her sein. Schon seit der Antike diente dieser Strauch, von der weisen Frau mit vielen guten Kräften ausgestattet, arzneilichen Zwecken. Man nennt den Busch auch Holler, Holder oder Flieder, obwohl der letzte Name botanisch der
Syringe zugeordnet bleibt. Frau Hulda, die als geweihte, schützende Baumgöttin des wuchtigen Strauches ausersehen war, wurde von den Germanen seit Gedenken als wohltätige Frau für uns Menschen und die Natur hoch angesehen, geliebt und überall vom Volk sehr verehrt. In vielen Ortschaften unserer Heimat finden wir den Holunder vor. Er blüht in den Dörfern an alten Mauern, bei Scheunen, Kirchen, in Bauerngärten, zu Hainen und im Freiland an Bächen und Feldrainen. Wir schauen ihn auf Hügeln und in der Ebene. An lichten Waldrändern kommt er besonders gut zur Geltung, wo er als Unterholz überall auf frischem feuchten Boden gedeiht. Seit geraumer Zeit pflanzt man den Holderbaum auch an Hängen und Rändern von Autobahnen und Bundesstraßen an; leider viel zu wenig! Es sollten davon durchaus mehr, an naturgerechten Orten, dichte und ausgedehnte Bestände angeordnet werden, als ein wichtger Beitrag zu unserer Kulturlandschaft. Schließlich dienen sie obendrein als Nahrungsquelle und Aufenthaltsort für unsere Insektenwelt, für unser einheimisches Tier- und Vogelleben. Der Holunder ist recht anspruchslos und trotzdem sehr hübsch anzuschauen, da er einen schönen Blick für uns mit seinen üppigen Blüten- und Fruchtständen bietet. In den Alpen erreicht der Busch sogar eine Höhenlage bis zu 1200 Meter. Er kann rasch zu einem über acht Meter hohen kräftigen Baum heranwachsen. Gerade weil er ein vor über tausend Jahren gesegnetes Gewächs ist, erfreut er sich so großer Beliebtheit. Der Name Holunder hat sich seitdem kaum geändert. Holuntar oder -trar bedeutet nach altdeutscher Art Baum. Dieser Busch treibt Jahr für Jahr viele kräftige Reiser aus. Frische davon tief in einen lockeren feuchten Boden eingesetzt, sollen angeblich Wühlmäuse vertreiben. - Mit ein wenig Glück entstehen nach zwei bis drei Jahren aus den wurzellosen Stöcken weitere neue Sträucher. Anfangs sind alle Zweige noch zerbrechlich und grün, später werden sie jedoch recht biegungsfest und zäh. Was hat man schon allerhand hübsche Dinge aus den Hölzern entstehen lassen? Wasserspritzen, Blasinstrumente, Pfeifen, Flöten, sowie Knallbüchsen und mehr. Ja, die Jugend schnitzte sich manch brauchbare Gerätschaft daraus. Betrachtet man einen Holunderzweig von der Spitze aus, so erkennt man, daß die hintereinander stehenden Blätter in einer Kreuzform angeordnet sind: Im Juni kommen an jedem seiner Zweigenden die herrlichen großen, kreisrund aussehenden gelblich-weißen Blütenschirme, die in dichter Form den Busch im Frühsommer sehr schön schmücken und sich aus röhrenlosen, zwittrigen, fünfblättrigen Scheibenblüten zusammenfinden. Sie duften seltsam stark, jafast schon aufdringlich süßlich. Nektar bieten sie der Natur nicht, wohl aber geben sie Pollen ab, die viele kleine Insekten anlocken, wobei durch das Herumgekrabbele Fremd- und Selbstbestäubungen stattfinden. Erfahrene Hausfrauen verwenden die duftigen, eben aufgehenden Blüten oft zum Backen von köstlichen Pfann- und Holunderkuchen. Oder es entsteht ein wirksam schweißtreibender Heiltee für Fieberkranke. Später, wenn sich die Fruchtstände rot einfärben und kleine schwarze, saftige Beeren heranreifen, kommen viele samenpickende Vögel angeflogen, um die nahrhafte Speise zu vernaschen. Drosseln mögen sie besonders gern. Aber uns Menschen schmecken die fruchtigen Beeren genauso gut. Man kann sehr leckere Speisen wie Mus, Marmelade, Gelee, süße Suppen und Kompotte davon kochen. Zu Grießklößchen genossen, ist das im Sommer eine Köstlichkeit, die alle Kinder mögen. In manchen Gegenden braut man sogar einen herzhaften Schnaps aus den vollmundigen Beeren. Aber auch die scharf schmeckenden Blätter des Holunderbaumes und seine Wurzelstöcke wurden früher für medizinische Heilzwecke mitverwendet. So gesehen, ist im Lauf der Zeit der gesamte Holunderstrauch für uns besonders wertvoll und nützlich geworden. Und wenn man seine reichen Blütenstände in Wald und Flur, wie von weißer Seide überzogen, bei uns üppig und segensreich verbreiten ließe, gäbe es gewiss für unsere nähere Heimat eine größere Artenvielfalt, Anmut und noch mehr Anziehungspunkte! An sonnigen Berghängen gedeiht eine weitere, weniger bekannte Spezies und zwar ein Traubenholunder (Sambucus racernosa), der kleiner und weniger wuchtig von Wuchs ist. Er zeichnet sich im Herbst durch seine kleinen, korallenroten Früchte aus, die ebenfalls von unseren gefiederten Freunden als Nahrung sehr gern angenommen werden. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2001 |
An den Holunder
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Du Holderbaum, so wunderschön
vorm Haus, am Bach, bei Wald und Feld; die Welt sieht dich in lieblich weißem Kleide stehn, du warst aufs Beste herbestellt. Die schönsten Blütendolden glühn im Juni, wenn uns die Sonne hell erwärmt; wenn linde Frühlingslüfte ziehn, die ganze Welt von deinem Reichtum schwärmt. Frau Holda hat dich gern geweiht, seit alters her vom Volk verehrt, als hohe Göttin der Fruchtbarkeit. -- Ach Güte, bleibe unversehrt! Ein Jeder liebt dein süßes Gut, denn an den Zweigen reifen schwarze Beeren; wer weiß, wo aller Segen bei uns ruht? Wie Mensch und Tier von deiner Ernte zehren! |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2001 |
Segen (I.)
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Jede Frucht braucht ihren Segen
aus Gottes gütiger Hand; viel Sonnenlicht und Regen und weit umher gesundes Ackerland. Es darf ein Menschenleben wohl wachsen und gedeihn, im Dienen wie im Geben des Nächsten Beistand sein. Mein eigen Wünschen kreist, daß Arbeit wohl gelinge, für unsre Zukunft Fortschritt weist doch Wohlstand mehr an Maß gewinne! |
Die Silberdistel
(Carlina acaulis) Großer Eberwurz |
Unser Volksmund nennt sie obendrein auch:
Jagabrot, Wetterdistel, Kraftwurz, Wiesenkas und Eberdistel. Sie gehört zu der Familie der Korbblütler. Es ist eher schon ein seltener Anblick bei uns in der Nähe einen wie im Boden tief verankerten großen, silbrig hell glänzenden Stern auf einer Weide oder an anderen kennzeichnenden Standorten in unserer Heimat entdecken zu können- Mit einem Durchmesser seiner Blütenscheibe von gut sieben bis dreizehn Zentimetern, den Hüllkelchblättern und von mehreren grünen, stachelig spitzgeformten Zweigen ringsherum umgeben, wirkt er wie eine große wunderhübsch geformte Rosette. Seine Wurzel steckt pfeilspitzartig im harten Boden fest. Die Silberdistel ist äußerst genügsam in ihrer Art. Sie steht streng unter Naturschutz. Ihr großer runder Blütenkopf mit seinen äußeren hellglänzenden Silberhüllschuppen, die bei gutem sonnigen Wetter strahlig abstehen, bei Regen aber, trübem Himmel oder des Nachts zum Schutz ihrer selbst zusammenschließen, ist wie ein Unikum in der Pflanzenwelt. Sie gilt daher auch als gute Wetterprophetin. Ihre harten Außenblätter sind hingegen dornig, gezähnt und tief fiederspaltig in einem grünen hübschen Farbtonrund um die Blume angeordnet. Erwähnenswert ist, daß die Blütenscheibe außerdem hunderte von weißrosa bis rötlichviolette feine Röhrenblüten besitzt, von denen hauptsächlich Hummeln die Bestäubungen in großem Stil übernehmen. Beachtenswert bzw. erstaunlich ist zudem der Tatbestand, daß wir die große Eberwurz öfter in der Gesellschaft ihrer Schwesternpflanze, der kleinblütigen Eberwurz, einer hochwüchsigeren Golddistel in Gemeinschaften zusammen an gleichen Standorten vorfinden. Allerdings heute so in dieser Art meist nur auf der Schwäbischen Alb oder in der Alpenregion. Weniger in unserer einheimischen Gegend. Überhaupt ist unsere Silberdistel hier schon recht selten geworden. In Süd- und Mitteldeutschland treffen wir diese interessanten hübschen Pflanzen häufiger an als zum Beispiel im Norden unserer Heimat. Im Gegensatz zu einer weit intensiveren Vegetation von Niederungsauen ist hier jede dieser in ihrem, auf schmalem Umfeld lebenden Pflanze sorgsam darauf bedacht, ihre individuale Art und Dauerhaftigkeit durch einen besonderen Schutz als Wehr zu erhalten. Das gelingt ihr auch recht gut, sich gegen Freßfeinde abzuschirmen. Andererseits dienten Silberdisteln gerade Tieren und uns Menschen in früherer Zeit oft zu Stärkungen, Kräftigungen und für die Beseitigung manchen Übels. Es kamen zu ihnen zum Beispiel vom Bilsenkraut gelähmte Eber und Schweine, um durch die Distelgewächse wieder fit zu werden. Daher der Beiname: Große Eberwurz. Auch den Haustieren sollten sie Hilfe bringen, um besser zu gedeihen. Den Blumenlegenden nach wurden von den Blütenböden unserer einheimischen Großen Eberwurz sogar schmackhafte Soßen zubereitet, während man von ihren Wurzeln wirksame Absude zu Heilungszwecken verwendete. - Ihre Blütenzeit reicht vom Juli bis in den September hinein. Dann können wir sie, wenn wir Glück haben, auf steinigen Hügeln, Wiesen, Weiden, sowie an sonnigen Abhängen und auf kalkhaltigen Böden, als ihre besonders günstigen Standorte, blühend und strahlend bewundern. Wer kennt nicht obendrein jene Überlieferung, nach der einstens im Heer Kaiser Karls des Großen viele tapfere Krieger plötzlich an der Pest erkrankten, sehr litten und verstarben, als er in der Spanischen Mark längere Zeit zu Felde lag. Man kannte damals kein Mittel dagegen und so kamen viele edle Männer dabei leidvoll um. Der verzagte und mutlose Kaiser, der nicht mehr Herr seiner Lage sein konnte, hilflos der ganzen Situation gegenüberstand, erhielt eines Nachts auf seine Gebete als Antwort eine gute Botschaft. Es erschien ihm im Traum eine lichte Engelgestalt mit folgender Aussage: Er möge am nächsten Morgen mit seinem Bogen einen Pfeil hoch abschießen und was dieser aus der Luft heraus im Niederfallen am Boden träfe, würde ihm baldige Hilfe gegen den schwarzen Tod seiner erkrankten Männer bringen. Als der Kaiser aufwachte, nahm er sogleich seinen Bogen zur Hand und schoß einen Pfeil kräftig in die Höhe. Hoch in der Luft drehte er sich und traf beim Herunterfallen mit der Spitze genau eine im Boden haftende Silberdistel. Der Kaiser eilte herbei und ließ von der Pflanze hoffnungsfroh einen heilsamen Absud herstellen, den er seinen erkrankten Recken zu trinken gab, so daß sein Heer in kurzer Zeit tatsächlich glücklich genesen konnte. Seitdem erhielt die Große Eberwurz auch den Beinamen Karlsdistel carlina acaulis auf lateinisch. Das Kraut wurde danach auch lange gegen Viehseuchen eingesetzt. Und siehe, ihre Wurzeln stecken stets wie gesegnete Pfeilspitzen im harten kargen Boden fest. Wer das seltene Glück hat, in unserer Zeit einen verborgen am Boden haftenden hübschen Silberdistelstern zu entdecken, der wird durch ihn vielleicht an das tiefgreifende mittelalterliche Geschehen zur Zeit Karls des Großen erinnert, an seine Wirkungen und Heilungen, gleichzeitig ermahnt, ihn als Blume unbeschadet weiter blühen zu lassen. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2012 |
Silberdistel
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Strahlende Sonne, o wärmender Tag –
als vor mir als kleines Wunder der Blüten wie Gottes Offenbarung ein wunderhübscher Silberstern im Weidland glänzend lag. Es war die Silberdistel, auch Eberwurz genannt, die ich verträumt, doch fest gefügt im grünen Hang verborgen, so strahlend schön als Wetterdistel vor mir fand. Einst hatte sie die Pest vertrieben als Heilgetränk in einem Heer von Kaiser Karl dem Großen. Sie ward geehrt, von Gott gesandt und hochgeliebt von Mensch und Tier für uns zurückgeblieben. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2012 |
Sommer
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Blumenmeere, reife Düfte,
silberblaue Wanderlüfte; frommer Nachtigallensang, von dem Feld der Lerche Klang, reiche satte Farbenpracht -- Sommer, hast du uns gebracht! Und ich winde einen Kranz, schreite durch den Blütenhain, lab mein Herz im Sonnenschein -- wiege mich im Tanz. |
Sommer in Bingen am Rhein
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Waldgebirge, Rebenhänge,
grüne Ufer, lichte Strände - wirken rund um Bingen am Rhein! Hier darf ich gern und oft jährlich Besucherin sein. Hier läßt sich's fein feiern, hier läßt sich's fein träumen bei leckeren Speisen und süffigem Wein. Ich habe mir dort die Jazztage als kleine Kur im Sommer erwählt. Als Gast, denn da lebt und bebt die ganze Stadt. Sie zeigt allen Touristen und ihren Bürgern, was sie ihnen Gutes zu bieten hat. Die Stadt ist im Sommer eine rechte Wonne. Wer Augen hat, der schaue sich die zahlreiche bunte Blumenpracht an. Wer Ohren hat, der höre den lockenden Blues und heiteren Klang des flotten Jazz auf Bingens Straßen. Es flirrt die Luft von der Hitze der Sonne. Vom Berg herab grüßt froh die Burg Klopp und schön die Rochuskapelle zur Abendruh. Nur der Strom eilt zielstrebig wie immer mit seinen klaren Fluten auf purpurnem Weg dem Meere zu. |
Sonniger Frühlingstag an der Nahe
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Die Sonne steigt mächtig,
die Luft wird erwärmt. Vom Hain singen hell die Amseln. lhr Lied gewinnt an Stärke und Maß, denn durchgemachtes Winterleid ist nun für die Vogelwelt überwunden! Auf sanften Wellen der Nahe schaukeln Schwäne und dicht dahinter kleine Enten. Sie möchten an diesem schönen Frühlingstag beim Gründeln ihrer Nahrung ihr Umfeld neu erkunden. Zu Eifer und Arbeit schwärmen fleißige Bienen und Hummeln aus. Der Winzer träumt derweil von der Güte und Süße seiner Reben, er weiht sie still. Oh, staunt an diesem Tag die Welt! Am Ufer des Flusses entdecken wir, hier haben sich auf der Steilwand der Mauer, in Nähe der Stadt von Bad Münster, viele kleine Würfelnattern eingestellt, um sich gekonnt in der Wärme zu sonnen. Als letzten Zugang zu unserer Heimat, als Kleinod gegeben, haben sie hier bei uns an der Nahe standortgetreu ihr eigenes Glück gefunden. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2013 |
Sternengeschehen
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Sterne kreisen, steigen und fallen;
Sterne glühen, leuchten und wallen. Gestirne erlöschen wie von selbst. Doch Gott fängt sie in seiner allmächtigen Größe wieder auf und gestaltet sie neu in ewiger Pracht. |
Stiller Waldweiher
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Hier lagert noch ein Glück an stillen Ufern
und breitet über bleiche Steine sein Gesicht auf flüssigem Opale. Ein Wasser, so klar entsprungen einer Quelle. Hier stelzt vermessen noch die Wasserspinne, geputzt, und rekelt sich im Morgenlicht; derweil im tollen Fluge die Libellen am Moos vorbei zum Weiher schnellen. Für uns ein kleines verborgenes Treiben mit einem eigenen Gesicht. Der Tümpel lebt, und um ihn her sind Blütenweiden. Noch heute träume ich davon, von feinem Tausendgüldenkraut, Johanniskraut und vielen Weidenröslein. Ein morscher Stumpf, er diente uns als Ufersitz zum Ausruhen und schönen Verweilen. Wir sahen im Flug' die blauen Jungfern eilen. Es blühten herzig an jenem Weiher alle schönen, zarten, weißen Wasserrosen, Stern bei Sternlein. – Hier würde ich gern in stillem Gedenken die guten alten Wege gehen. Und über der lieben Heimat erneut Gottes Güte und seinen hohen Himmel leuchten sehen. |
Stromberg
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Denke oft an mich, sagt diese kleine, waldumsäumte Stadt,
mit ihrer Lieblichkeit und ihrem Ursprung, wo man dem Altertum mit seiner einstigen Ritterschaft auf Schritt und Tritt begegnet. Die man in Raum und Zeit als lichte Ode zur Wirklichkeit beschrieben hat. Als Wahrzeichen steht heute noch die alte Fustenburg auf grüner Höh', ein sehr gepflegter Ort mit feiner Eßkultur hoch über unsrer altehrwürdigen Stadt. So bleibt uns hier ein gläubiges Vermächtnis, wo bei all' Lebensäußerungen und lieben Bildern wie zum Licht aus dieser Stadt und diesem Land die gute Heimat zu uns spricht. |
Trauer
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Über Feldern, endlos
wie Tücher aneinandergereiht, das Auge ermüdend, steht, in nackte Erde gekrallt, ein Gewirr von Leitungsmasten. Heftiger Wind singt in den Drähten. Trauer ringsum und stilles Weinen aus schwarzverbrannten Wiesenrainen. Nichts sonst. Und doch -- über dem toten Acker plötzlich ein Flügelpaar im verlorenen Kampf gegen Sturm und Einsamkeit. Tapferer kleiner Vogel, wohin — wohin? Kein noch so kahler Ast lädt dich zu kurzer Rast! In der Ferne nur winkt dir ein dunkler Tann, zu dem dich die Verzweiflung treibt, dein stummer Begleiter. Wenn deine Kraft erlahmt, so irrst du ermattet im Staube, und meine Tränen mischen sich mit den deinen. |
Traum der Vollkommenheit
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Wohin führt dich, Mensch,
dein Verlangen nach göttlicher Liebe, nachdem dein irdisches Lebensglück wie Eis zerbrochen vor dir liegt? Zum Ideal des höchsten Schönen, zur Reife des Geistes, zur Größe vielleicht? -- Sieh, Schmerz und Leid flehn nicht vergebens! Seilen strömt von oben aus den Sternen geheimnisvoll ein wunderbarer Segen nieder und keimt und grünt am Herzensgrund. Die Seele spannt weit ihre Schwingen und strebt mit Macht nach dem geweihten Glück. Da fällt's wie Schuppen von den Augen und klare Erkenntnis zeigt dir die Welt in hellerem Licht. Nicht umgekehrt ist's. Dir war, als hätte auf einmal der Himmel die Wunden deiner Trauer sanft hinweggeküßt. Drum klage nicht Vergangenem nach; bedenke der kurzen Frist, die dir noch bleibt bis zum anderen Sein! -- Lerne zu lieben mit frischer Kraft, daraus dir festes Vertrauen erwächst, und sieh, der finsteren Gedanken Unheil zerbricht: Verstehen, Vertrauen und heilige Liebe gewinnen, sei köstlichstes Gut dir; die Zeiten zerrinnen -- ein neues, wahrhaftes Leben wird dein! |
Trost
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Laßt uns für unsere Heimat
mit Liebe zueinanderstehen; stets möge unsere Treue vor aller Welt bestehen. Wir tauschen gern Erinnerungen aus einer besseren Welt von einst. Wer wahre liebe Worte wählt, darf gleich davon erzählen. Wer sie zu Gottes Wunsch und Ehr und sie für unser Heil ausspricht, darf alle Freiheit wählen. Laßt auch der Liebe Allmacht glühn, so wie uns wunderbar die feinen Gaben aus einer schönen Lebensgröße blühn, als käme sie aus einem reinen Licht. Sie gibt uns Ratschlag, Weisung, Sicht für unser gemeinsames Leben. Wer von uns im Verborgenen weint, weil er mit Gram und Schmerz zu seiner alten Heimat neigt, dem haben Engel tröstend sich über sein liebend trauernd Haupt gebeugt. |
Trübes Wetter
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Was bewegt dich, schwerer Himmel,
was die tiefen Wolkenschwaden? Wessen Seele schwelgt im Grauen, wenn die Sphären drüber blauen? Warum weint dein Veilchenauge ruhlos diese Schmerzenstränen? Jede Hoffnung trägt ihr Bangen, jeder Sommer sein Verlangen! Rauschen kühlen ernste Schauer, beugt die Erde sich in Trauer; schweigt des Sommers laute Lust. -- und von regennassen Bäumen tropft mit ungestillten Träumen meine Sehnsucht aus der Brust. |
Tulpen (I.)
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Ein Frühjahrsbeet aus Kelchen
mit gelben und roten Flammen in Gründe gezeichnet, die sich im Silberblau des Tages verlieren; geboren aus der Trauer und kalter Verlorenheit, wollen sich zur Hochzeit rüsten. Wie befreit tragen die lodernden Becher Das leuchtende Erwachen Als ein Signal in unsere Welt Und kündet von lockender Freude. Da weiten dich zuckende Herzen Verängstigter Seelen Und warten auf frohes Geleit. |
Tulpen (II.)
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Ein Frühjahrsbeet aus Kelchen
mit gelben und roten Flammen in Gründe gezeichnet, die sich im Silberblau des Tages verlieren; geboren aus der Trauer und kalter Verlorenheit eines Winters, wollen sich zur Hochzeit rüsten. Wie Fanfaren tragen die lodernden Becher ihr leuchtendes Erwachen als ein Signal künden uns von der Freude und des Glanzes für eine erwachende Welt, mit vielen andren Frühjahrsboten nach einem langen Grau des Winters, wie es nur Mensch und Tier in unsrer Natur gefällt. |
Unser Mangel im Walde
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Wir gingen einstmals durch unseren Wald
und fanden ihn so schön grün vor, wie immer. Und dennoch – die Sanftheit vermißten wir schmerzlichst bei den Eichen. Und Raupen hingen, ach, in Fäden herunter und gaben sich heute noch die Ehre. Und dann erst unsere Wurzeln dazu! Die Steine, sie lagen so kahl und nackt und mußten nicht ganz erbleichen. Kein einziges Blümlein sproß in ihrer Umgebung. Und aus unseren Fichtenplätzen wuchsen uns nur magere Forste entgegen! Wie traurig schaut es da doch aus, wenn alle Bäume schwanken und stakeln beim leisesten Windeshauch! – Die meisten BaIlen starrten mit ihren schönen flachen, erdig krümeligen Wurzeln recht trostlos zum Himmel empor, so daß ich bald weinen mußte. Wo blieb das dichte Unterholz, das uns erwärmen soIlte? Jedes lebendige Getier konnte sich hier niemals unter uns zurecht finden, so, wie wir es für sie verlangen könnten. Ein Dachs. gräbt sich da viel lieber seine Heimstätte anderwo. |
Unser Ostern
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Du, unser liebes Osterfest,
sei uns willkommen! Wir möchten mit lieben Gästen, flinken Pferden und Wagen quer durch unseren schönen Hunsrück fahren; froh in den Tag zu Gitarren singen, daß uns die hellen Saiten erklingen. Des Himmels Licht und unsere Freuden erfüllen nun die weite Welt. Zur rechten Zeit hat sich ein gutes und mildes Frühjahr eingestellt. Es prangen wieder Schlehdornhecken, wie uns die frohe Osterzeit gefällt! Unser Heiland durch .seine unendliche Güte die Menschen und alle Länder behüte! Er tröste und heile uns mit seinem Wort – und nehme uns großen Kummer mit fort. Wir wünschen Gesundheit, mehr Glück-- dazu seinen Segen, damit alle Menschen zum Fortschritt sich regen! |
Unser Schloßpark
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Mitten im Norden unserer Stadt Bad Kreuznach
gelegen, steht herrlich umgrünt ein sehr lieblicher Park. Der Ellerbach rauscht uns tags dort vorbei bis in eine funkelnde Nacht. Hier kann noch ein Jeder gern zu seinen notwendigen schönen Blütenschäumen träumen! Wie aus einer alten, intakten Zeit schimmert daraus das helle Puricelli-Schloß hervor, das öfter im Jahr seine Ausstellungen hat; willkommen für Gäste und alte Heimatfreunde. --- Das Gut wird umstanden von Linden groß und stark, von Ahorn und manch' anderen, seltenen kostbaren Bäumen. Ein großes schmiedeeisernes Tor steht immer weit offen; lädt ein in den Rosen- und Blumengarten; zu Wegen und Bänken rund um den Teich. Heut' lieb' ich besonders die vielen Elfenblumen, den Kies an blühenden Sträuchern entlang, das rote Eichkätzchen in weiten Sprüngen und droben vom Waldhain hinab für uns den ersten süßen Vogelsang wie aus des Frühlings schönem Reich. |
Unser Sommer
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Lindenblüten, eine neue Rosenpracht
hast du Sommer uns gebracht; goldene Ähren, schöne Düfte, warme, linde Himmelslüfte, hellen Nachtigallensang, von den Feldern Lerchenklang. Jeder Sommer schenkt sein Maß: Blüten, Körner, süße Früchte. Trockenrasen, magere, dichte, werden von dem Knecht gemäht. Unsere Nachbarin, die Annegret, pflückt sich ihre ersten Kirschen. Lieber Jakob, heiliger Mann, sieh uns bitte gnädig an, gib uns deinen Segen; bring mit deiner guten Hilfe alle reifen Ernten ein, denn vielleicht wird uns das schöne Sommerjahr früher schon als sonst verloren sein. |
Unser Weihnachten
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Draußen fegt heute ein neuer Schnee
frisch über Städte und Fluren. Weihnachten läutet uns Frieden ein, Gloria in der Höh'! Wie ein Vermächtnis wird für uns das Weihnachtsfest sein; stellen sich mit uns aus diesem Jahr auch viele Ereignisse ein. Einstmals uns Jesus beließ, ehe wir sein Leiden sahn, in ohnmächtigem Harm und Gram, bis er sein Heil uns verhieß. Wohl dem, der alles versteht, Botschaft und Heil zugleich, der glückhaft damit umgeht, hat seinen Weg gewählt. Wer von uns auch sehr gedarbt, wer schwer zu Jahren gesorgt, unendlich viele waren betrübt – bald sind ihre Wunden vernarbt! Nun kommt das Jesuskind wieder zu uns herab; alle dürfen wir fröhlich sein, wo Liebe und Beistand sind. |
Unser Herbstlied
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Fahre wohl, du schöne Sommerzeit,
ach, hätten wir nie zu warten! Der Herbst trägt nun in buntem Kleid viel Wein und Frucht im Garten. Auf schimmernden Altären ruhn unsere Früchte dieses Jahres; all Schaffensfreude frohes Tun schenkt dankend Wunderbares. Mit durstigen Zügen trinken wir ein die Fülle solcher Gaben, denn kostbar tropft ein edler Wein aus Keltern, die sich laben. Noch einmal kreisen auf leichten Flügeln die Vögel in blauen Höhen; noch einmal grüßen auf Sonnenhügeln die Disteln beim Vorrübergehen. Da weist eine schwarze Krähenschar mit Krächzen und mit Schreien auf das erfüllte Maß im Maß, die Stunden heute zu weihen. Es wuchs mit uns in Lust und Mühn und gab uns von dem Besten; nun muß es schmerzlich von uns ziehn und welkt sich tot an Ästen. – |
Unsere Nächsten
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Gleichgültig die meisten,
abgestumpfte Mitläufer einer Herde. Auch Hühner mit Scheuklappen laufen sich blind. Daneben übereifrige Diener, Lakaien, die in muffigen Räumen vom vielen Katzbuckeln Schmerzen haben, den Goldwind versäumen. Heuchler und Betrüger, Feige und Mutige, die in Urzeiten alle aus einer Pagode gekommen sind. Griesgrämig andere, unzufrieden oft mit sich selbst, nachts bis in den Tag hinein grübelnd; sich ans Drehkreuz gespannt. Manch einem gelingt noch der Schritt mit dem Blick aus dem Fenster auf den Steinkreis gebannt, sein Mitleid zu entdecken und Großmut gegenüber dem Nächsten. Viele aber haben vom fauligen Brackwasser des Lebens getrunken; wie schillernde Muscheln sind ihre Träume mit den Wogen des Okeanos versunken. Wer zählt schon die wunden Füße, die vielen wunden Füße der Pilger, wenn diese mit tränenleeren brennenden Augen fiebernd ihr Kreuz nach Golgatha tragen als endlos langer Leichenzug und kraftlos sich auf jenen Hügeln der Hoffnungslosigkeit zu Tode plagen? -- Auch Greise drücken immer noch die Schulbank, Quellen der Wahrheit suchend, während ihre Kinder namenlos ins Schneckenhaus kriechen, an Einsamkeit siechen. Sagt mir, oh ihr Verlassenen, was bedrückt euch so? -- Ehe ich aber erblickte die Frommen, erkannte ich früher die Liebenden, die innig und gütig Liebenden, bekannt durch ihr wieder und wieder reiches Verschenken auf den Wegen zu den fremdbunten Paradiesesgärten. Ihre Zeit ist noch nicht vollends gekommen, doch spüren wir bereits ihre Duftatem. |
Unsere Pflicht
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Sich kraftvoll entfalten,
im Guten nur walten, unser Tun und Streben dem Höchsten zu geben; emporzusteigen, in Demut sich neigen; zum Lichte sich wenden und sich vollenden. -- Dies sei unsere Pflicht. |
Vater, laß die Deinen nicht ...
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Vater, laß die Deinen nicht
auf vermeßnen Wegen schreiten; laß uns nicht im grauen Dunkel angstvoll durch die Gründe gleiten, wo sich düstre Wurzeln krallen wie ein wüstes Dorngestrüpp um die furchtbehangnen Hallen unsrer armen Seelenherzen, wenn sie sich verloren glauben in Verlassenheit und Schmerzen. Sende uns Dein helles Licht aus den weltbewegten Weiten, aus den Höhen Deiner Gnade, daß sich unsre Seele lade auf mit Deiner lichten Freude. Bade uns, Herr Jesu Christ, in den Wassern Deiner Güte! Nimm uns an die liebe Hand, führe uns damit zur Schönheit innigen Erlebens; laß die Demut wieder sprechen und uns nicht an Mißgunst rächen -- führ' uns auf den Fels des Heils, denn dort haben sie erkannt, andre, die im voraus kamen, daß sie sich geborgen wissen. Diesen Fels der Seligkeit preis ich bis in Ewigkeit. Amen. |
Vom Gemeinen Weißdorn
(Mespilus oxyacantha) |
Still heißt es früh noch warten, bis die erste Rose glüht und im Mai der wunderbare Weißdorn blüht. Wenn es dann soweit ist, hüllen volle, duftig-weiße Blütenwolken eine Hecke ein. Welch ein Überschäumen in unserer Natur! Wie schon vom Holunder, Wacholder oder von der Kornelkirsche bekannt, wird auch unser Weißdorn durch die ihm zugedachten verschiedenen Zauberkräfte im Volksglauben von sehr alten Legenden und Sagen umgeben.
Aus seinen strahlenden Blüten schimmern himbeerrote Staubgefäße. Sein für uns Menschen starker, nicht gerade angenehmer Duft erfüllt so schwer die Luft und zieht dadurch unzählige Insekten an. In dieser Blütenpracht summen und schwelgen deshalb Hunderte von Hummeln, Bienen, Wespen und Aasfliegen, um von dem ausgeschiedenen Nektar zu naschen. Zugleich erfolgt damit eine ausgezeichnete Bestäubung. Das erkennen wir später im Herbst, wenn der Strauch, der bis über zehn Meter hoch und recht alt werden kann, von unzähligen knallroten Früchten behängt ist. Dann geht es abermals recht lebhaft in dem Gezweig zu, weil ein ganzes Vogelvolk auf Nahrungssuche zugegen ist. Die Beeren sind nämlich bei den Hänflingen, Drosseln, Amseln und anderen Vogelarten recht beliebt; das schmackhafte Kleinobst mundet ihnen vorzüglich. Deshalb sollten unsere Städte, Gemeinden und Forstbetriebe diesen wunderschönen und nutzbringenden Strauch gezielt und mehrfach anpflanzen. An seinen bedornten Zweigen sitzen hübsche vielgestaltete, mittelgroße gelbgrüne Blätter. Sie sind drei- bis fünflappig geteilt, während an unfruchtigen Langtrieben große nierenförmige, zerschlitzte Nebenblätter herauswachsen. Man sagt diesem recht alten, einheimischen Gewächs nach, daß auch geheimnisvolle Göttinnen mit Göttern in seinem guten Schatten ausruhten, Einstens lebte ein zauberhaft schönes Mädchen, namens „Niniane“, als sich der keltische Zauberer Merlin unsagbar in sie verliebte. Er soll sie jedoch in den Weißdorn verbannt haben, nachdem er ihr unbedacht sein eigenes geheimes, heiliges Wissen preisgegeben hatte. Selbst bei den Hethiterpriesterinnen fanden kultische Riten der Reinigungen von Krankheit und Sünde unter dem Weißdorn statt. Bauern befestigten seine Zweige über Stall- und Haustüren, um die bösen Geister fernzuhalten. Solch große, magische Kräfte dachte man dem Weißdorn zu, daß davon Jüglinge und Männer sogar hübsche Amulette trugen, die ihnen üble Anfechtungen vom Leibe halten sollten! So war mancher Brauch diesem Gewächs gewidmet. Man hegte und pflegte den beliebten Weißdorn auch gern als Schutz und Wall, um seinen bäuerlichen Besitz von Hof, Wiesen und Feldern abzugrenzen Wenn ein „Hagustalt“, der jüngere Sohn eines Anwesens, der meist nur ein kleines Stück Land erbte, seinen Besitzum einfriedete, verwendete er auch hauptsächlich den Weißdorn. Da er aus Armutsgründen oftmals nicht heiraten konnte, entwickelte er sich zu einem richtigen Junggesellen, zum „Hagestolz“, der sich gern anderen Hagestolzen als Gefolgsmann anschloß. Auch in der frühen christlichen Mythologie fand unser Weißdorn einen festen Platz. Joseph von Arimathäa soll seinen Wanderstab in die Erde des Friedhofes der Glastonbury-Abtei eingestoßen haben, der dann dort stark verwurzelt wuchs. England hat seither diesen berühmten Pilgerort. Genau am Tag vor unsres Heilands Geburt konnte sich der ausgetriebene Stab jedes Jahr in ein wahres Blütenmeer verwandeln, als ein Wunder! Selbst dem Landeskönig wurde dabei regelmäßig feierlich ein voller, blühender Zweig überreicht, um ihm einen besonderen Segen und Wohlergehen zukommen zu lassen. Seit dem Mittelalter galt der Weißdorn als heilsam und wurde so zu einem Symbol der Hoffnung, Anteilnahme und Vorsicht. Ärzte und Heilkundige schätzen dieses gute Gewächs auch heute noch seiner beachtenswerten Heilkräfte wegen. Vor allem für Herzgeschädigte kann er eine wertvolle Hilfe sein. Außer dem Gemeinen Weißdorn gibt es noch den Eingriffligen (Mespilus monogyna). Die beiden sich sehr ähnlichen Arten sind fast in ganz Europa verbreitet, ausgenommen im hohen Norden. |
veröffentlicht im Rhein-Hunsrück-Kalender 2003 |
Vom Wingert
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Zur alten Römerzeit, das ist bekannt,
haben einst Invasoren ihre köstlichen Reben vom Süden mitgebracht, als Anbau auf den Hängen eingeführt und kultiviert. Auch hier bei uns im milden, schönen Naheland. - Die Fertigkeit zur Weingewinnung hat sich sodann bei uns zu höchster Kunst und Güte weit fortentwickelt. Wem nutzt wohl eine gute Heimaterde, wenn sie nicht für uns Früchte bringt? So setzt die jährlich reiche Arbeit an. - Pflanz Bauer deinen Rebstock in die brache Erde, daß er bald gut gedeihen kann; denn volle Frucht und Saft wie Wein uns daraus. werde! - Wie Mancher weiß, daß solche Kraft nach echter Winzer Art und Gottes Rat Gesundheit bringen kann, oft Wohlbefinden schafft und festlich Gäste um uns schart. - So viele Sorten sind nunmehr in weitem Umfeld im Lauf der Jahre für uns gezüchtet, daß selbst ein Fachmann manchmal Mühe hat, sie alle, ausnahmslos zu unterscheiden. Zur Blütezeit am Sommertrieb entwickeln sich bald die Gescheinen; wie ein Geheimnis wirken sie, werden sie später doch zu mundigen Früchten. Da hinter ihrem Laube schmeckt ihr Aroma von Reseda fast edler noch als jede Traube. Den fleißigen Winzer freut ein ungestörtes Wachstum seiner Reben mit jedem Jahr. Im Herbst, wenn alles reibungslos bei jedem Wetter dabei geschehen ist, erfolgt erst seine reiche Ernte mit regen Helfern aus nah und fern. Was haben wir die Lese gern mit ihren blauen, roten und grüngoldenen Beeren, die uns mit Danksagung zum gütigen Herrn in schönstem Wohlstand wiederkehren! |
Vorweihnachtliche Zeit
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Dies sind die Tage der
liebevollen Anteilnahme. Es ist, als ob ein schöner Anfang geheimnisvoll uns Menschen riefe. Advent, als Licht und Raum einer heiligen Tiefe. Man komme zur Ruhe aus Eile und Hast, aus Sorgen und Last und schaue dabei, daß sich ein neuer Sinn vollzieht, wo man die Wahrheit und das Verzeihen in Großbuchstaben leuchtend durch die Sterne sieht. |
Weihnachten daheim
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Wie Leid und Schmerz tief im Herzen versinkt
beim Erinnern unserer Schwestern und Brüder, die noch liebend, tapfer und ergeben bei uns stehen. Auch im ausklingenden Jahr. Wie hoch ihr Klagen zum Himmel dringt, vernehmen wir still zu Nebeln und zu Dämmerschweifen. Unendlich lichte Scharen von Heimatlosen gehen mit ihrem Wandern und Reisen zurück ihr Glück und ihre Weihnacht zu weben, wie sie vor Zeiten einmal bei uns war. Einsam froren dort Wald und Grund. Jeder Ton klang dabei so sanft und lind in einsamer Stund. Wir fröhlichen Kinder der Jugend fuhren im Winterwind mit der Familie zur feiernden Kirche; mit dem Schlittengefährt und Schellengeläut, in warme Decken gehüllt bei flirrendem Frost durch den üppigen Schnee -- dort, wo wir daheim in unserer schönen Heimat sind, mit trabenden Rossen vorwärts geschwind. Wie ihre Mähnen in Lüften zausten! Die Pferde dampften und stampften tüchtig und willig als Freunde der Erde mit dem Gefährt durch den Schnee. So durfte uns gern Weihnachten sein in den erlebten Tagen, in denen unser Heiland liebevoll gewacht in seliger Nacht, in der heiligen Stille und ewigen Fülle seiner schönsten Himmelsmacht! -- |
Weihnachten, Zeit der frohen Erwartung
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In unsre gute Welt aller Christen
und zu der mutlosen, schechten hat Gott einst seinen Sohn des Lichtes gestellt; an Weihnachten für uns, zu ächten die Schmähsucht, sowie Fälschlichkeit wie wir es von Ursprung an wüßten! Nun leuchte uns, liebster Heiland mein, zur Christfeier für unsere Welt der Sehnsüchte und Freude hinein! Bleibe du treues Gut, du wertvolles Glück und schenk‘ uns zu diesen Tagen der Freude deinen schönsten Frieden zurück! |
Weihnachtssterne
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Hinter glasbeputzten Fenstern
blitzen schönste Weihnachtssterne; hier in rosa, rot und weiß; und sie künden von der Nacht, wo das Heil von Gott uns lacht; wo vom Himmel Sternlein fallen, die das Jesuskind gebracht. Aus den Sternen flammen Lichter, flammen weiter, still und fromm – in dem Jahr besonders schön! Wer sie heller schauen möchte, betend zu dem Kripplein komm', wo das Kind sanft eingebettet in solch' Blüten schlummern soll. |
Wenn Blumen sprechen (I.)
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Wir wollen niemals auseinandergehn
und lassen Blumen dafür stehn für alles Liebe in dem Leben. Ich seh' Juwelen darin schimmern; das ist die Zärtlichkeit, die spricht, und all die Güte und Vergebung, auch Sanftmut und Beständigkeit, Verstehen für mißlungne Taten. Spürt Ihr den Duft der reinen Blüten, der atmend durch das Zimmer zieht? Wie Freude jede Brust durchzittert und sich im Antlitz wiederfindet, wie Frohsinn leicht und unbeschwert in unsren Seelen singt und schwingt, so soll der Duft des Farbenrausches beglückend als ein voller Segen sich dankbar in die Herzen legen. |
Wenn Blumen sprechen im Gebet (II.)
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Wir wollen niemals auseinandergehn
und lassen Blüten dafür stehn für alles Liebe in dem Leben. Wir sehen Juwelen darin schimmern; das ist die Seligkeit, die spricht, und all die Güte und Verzeihung, auch Sanftmut und Beständigkeit, Vergebung für mißlungene Taten. Spürt man den Duft der reinen Blüten, der atmend durch die Zimmer zieht? Sowie Freude manche Brust durchzittert und sich im Anlitz wiederfindet, sowie Frohsinn leicht und unbeschwert in unseren Seelen singt und schwingt, so mag der Duft des Sinnenrausches beglückend als ein voller Segen sich dankbar in die Herzen legen. |
Winter am Donnersberg
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Von Nebeln umwallt
wächst wie ein Götterhaupt aus Feuern geboren, die glänzenden Schläfen in Sonnen getaucht, gleich dem mächtigen Olymp der Donnersberg an! Kristallen klirren die Lüfte auf weiter Fläche; fegen um felsige Blöcke. -- Von wogenden Gipfeln herab stürzt sich der Greif in einsame Täler und mit ihm schwingt der Freiheit Sehnen. Glitzernder Frost an eisgrünen Wipfeln knirscht sich fort auf schneeigen Pfaden. Pfade, die weiterwandeln im Zauber des Waldes. -- Schon fallen die Schatten des Porphyrgesteins auf keltische Wälle, da eilt der Fuß beschwingt zur Höhe und grüßt von dort das Pfälzer Land. |
Wunsch für alle Heimatvertriebenen
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Die Heimat soll uns treu erscheinen,
als wäre sie uns ewig neu. Wir werden dazu lächeln oder weinen, wie immer unsere Führung sei. Aus manchen Ängsten und manchen Nöten hat uns der ewige Vater genommen, mit seinen guten und weisen Räten ist er uns als heilender Arzt gekommen. Wir wünschen uns Frieden im neuen Jahr, der sollte für alle gewährleistet sein; Gesundheit und Hilfe, mehr Umsicht und Liebe, und daß sich Kranke und Alte erfreun! Wie wichtig das ist, werden wir oft erfahren, im guten Miteinander hier wie dort. Der Himmel bewahre uns vor gefahren und schenke uns Zuversicht an jedem Ort! |
Zum Christfest
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Nun mag uns ein inniges Christfest kommen,
mit Feiern, Chören und Schenken frommen, das uns stets von alten Werten spricht, aus Jesus lieber, heiliger Sicht. - Wie werden wir geistig weitergetragen zu Sphären hin, ohn' Leiden ohn' Klagen, aus denen schönste Anmut bricht, wie von der Weihnacht All-Liebe und Licht! Wir möchten zu Jedem hin Brücken bauen, ins Land der geschätzten Heimat schauen, mit all den einstigen Festlichkeiten, Kindern und Greisen neu zu bereiten! So leuchtet das Fest - der Kinder Herzen in seliger Ruh. O du schöne, besinnliche Zeit! Wir tragen dir gern mit unsrem Vermögen all' Liebe wie ständige Freude zu! |
Zum Leben gesagt
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Ist unser Leben wunderbar und
vorgezeichnet durch ein erstes Programm! So vielgestaltet und nie vergessen! Die Liebe ist uns groß gegeben wie das Verzeihen. Wer ihm verirrt nicht folgen kann, wird einen langen Weg mit seinem Kreuz der Wiederholung gehen, bis er zu einem Wendepunkt angelangt, seinem schönsten Ziel, dem Frieden und der Wahrheit angekommen ist, wo wir uns einst im hellsten Licht, im Kreis der Hohen und ihrem Glanz im einst glücklichst zu Gottes Segen und in seinem ewigen Zenit wiedersehen! – |
Zur heiligen Zeit heute
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Wie schön, daß wir uns hier zu dieser Zeit
der Liebe und frohen Erwartung an dich erinnern, so wiedertreffen, geweihtes, liebes Heimatland, du schön erlebtes Schlesierland! Deine Sterne hängen goldner als sonst am klaren Himmel, scheinen uns heller durch dein Astwerk schneebedeckter Wälder im heimatlichen Riesengebirge! - Nun brausen die Glocken wieder voll in der Ferne. Ewiger Gesang für uns in stillen Stunden. - Wie schauen wir stolz und freudig bei vielen Metten und Lobgesängen in dieser heiligen Zeit durch unseren Schmerz mit trostlosem Leid, als mächtiges Geschick, auf unsere so tapferen Frauen und Männer, hin zu ihrem Lebensmut, ihrer Kräfte und auf ihre schöne Ehre in unserem gezeichneten und geweihten Leben zurück! |
Zur Heimat gesagt
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Wer seine Heimat kennt,
so recht von Herzen liebt, sie so zum Ort seiner Bestimmung nennt, wo man sich ganz geborgen, glücklich fühlt und ihr mit seinen Gaben sinnvoll dient, hat wohlgetan. Nun seid versichert, den schaut am Ende, nach einem weisen langen Leben gewißlich unser Herrgott gütig an! |
Zuspruch
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So licht und schön,
so freudig und frei ein Jeder zum Dienen im Guten sei! Die Liebe wandelt alle Schatten um; Vezeihen in die Herzen dringt - auch für sich selber, denn denen, die unserem Heil gedient, ward neue Kraft, die eine schöne neue Freiheit wiederbringt. |
© Thorsten Migenda 2021-08-30
letzte Überarbeitung: 2022-03-21
letzte Überarbeitung: 2022-03-21